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UMWELT JOURNAL 2022-1

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UMWELTjournal 1/2022 | S10 Am Holzweg Setzen wir auf die falschen Technologien? Es wird zweifellos viel Geld und Know-how in die Entwicklung neuer Technologien gesteckt. Wenn es aber um die Bekämpfung der Klimakrise geht, dann bringen die Lieblinge von Investoren und Industrie nicht unbedingt die größten Effekte. Text: Peter R. Nestler Risikokapitalgeber und Private Equity-Firmen investieren in den vergangenen Monaten massiv in Klimatechnologien. Im zweiten Halbjahr 2020 und im ersten Halbjahr 2021 erreichten Investitionen ein Volumen von insgesamt 87,5 Milliarden US-Dollar, wobei der Großteil (60 Mrd. USD) im ersten Halbjahr 2021 mobilisiert wurde. Dies entspricht einem Anstieg von 210 Prozent gegenüber den 28 Milliarden US-Dollar, die in den zwölf Monaten zuvor aufgebracht wurden. Von jedem Dollar an Risikokapitalinvestitionen fließen 14 Cent in Klimatechnologien. Bei den Effekten auf die Klimakrise sieht es aber nicht so toll aus, denn die Lieblingstechnologien der Investoren und damit auch der Industrie ergeben nicht die stärksten Effekte auf das Klima. Laut dem State of Climate Tech Report von PwC reichen die Investitionen nicht aus und fließen zudem großteils in ineffziente Klimalösungen: Die Top 5 der wirksamsten Technologien, die mehr als 80 Prozent des Potenzials für Emissionseinsparungen bis 2050 ausmachen, erhielten im Zeitraum von 2013 bis zum ersten Halbjahr 2021 nur 25 % der Klimatechnologie-Investitionen. Klimatechnologien sind insgesamt auf die Reduktion von Treibhausgasemissionen (THG) ausgerichtet. Nach einem Anstieg der Investitionen in Klimatechnologien zwischen 2013 und 2018 stagnierten diese bis 2020 aufgrund makroökonomischer Trends sowie der Corona-Pandemie. Im ersten Halbjahr 2021 erholten sich die Investitionen jedoch deutlich, da ESG-Faktoren in der Pri- vatwirtschaft stärker in den Mittelpunkt rückten, neue Vorschriften eingeführt wurden (Stichwort: EU-Taxonomie) und sich zahlreiche Unternehmen zu Netto-Null-Strategien verpflichteten. „Die Welt hat zehn Jahre Zeit, um die globalen Treibhausgasemissionen zu halbieren und bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Ohne Innovationen werden wir dieses Ziel nicht schaffen. Die gute Nachricht ist, dass Investitionen in Klimatechnologien in allen Bereichen deutlich gestiegen sind“, resümiert Thomas Steinbauer, Partner und Net Zero Leader bei PwC Österreich. „Unsere Untersuchungen zeigen jedoch, dass Investitionen noch besser gelenkt werden könnten, um Anreize für jene Technologien zu schaffen, die das größte Einsparungspotenzial bei CO2- Emissionen haben.“ Irrweg oder Abweichung? Befinden wir uns also am Holzweg? Laufen wir Gefahr, die selbstgesteckten Klimaziele deshalb nicht zu erreichen, weil wir auf die falschen Pferde setzen? Global betrachtet bringt die Politik zwar die Klimaziele und verankert sie auch dementsprechend. Aber der Lenkungseffekt auf die Wirtschaft - und damit auch indirekt auf die Investoren - ist nach wie vor zu gering. Dabei sollte die Politik gerade über Lenkungsmaßnahmen den Weg vorgeben, um Ziele auch zu erreichen. Über die für die Erreichung der Klimaziele sinnvollsten Technologien geben die Ergebnisse des State of Climate Tech Reports einen guten Über-

lick: Zu den fünf wichtigsten Technologien, auf die mehr als 80 Prozent des künftigen Emissionsminderungspotenzials entfallen, gehören: Solarenergie, Windenergie, Technologien für Lebensmittelabfälle, Produktion von grünem Wasserstoff und alternative Lebensmittel/THG-arme Proteine. Das durchschnittliche Volumen von Klimatechnologie-Deals hat sich im ersten Halbjahr 2021 fast vervierfacht und lag bei 96 Millionen US-Dollar, gegenüber 27 Millionen US-Dollar im Vorjahr. Investor:innen machen sich vermehrt mit Klimatechnologien als Anlageklasse vertraut. Im ersten Halbjahr 2021 waren etwa 1.600 Investor:innen aktiv. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2020 waren es weniger als 900. Zu starker Fokus auf Verkehr Der Verkehrssektor ist in aller Munde und wird von vielen als der größte Verursacher der Klimakrise eingestuft. Bei genauer Durchsicht von Daten wird man aber erkennen, dass die bei weitem nicht der Fall ist. Selbst in einer monokausalen Betrachtung, also ohne mögliche Neben- und Zusatzeffekte eines Sektors gibt es andere Verursacher, die weder am Pranger stehen noch von Kritik überhäuft werden - etwa der Baubereich. Naturgemäß finden sich dort auch kaum gegensteuernde Maßnahmen. Dennoch erhält der Mobilitäts- und Verkehrssektor weiterhin den Löwenanteil der Finanzmittel im Klimatechnologiebereich. Besonders Elektrofahrzeuge, Mikromobilität und andere innovative Verkehrsmodelle ziehen die Aufmerksamkeit von Investor:innen auf sich. Der Sektor hat zwischen dem zweiten Halbjahr 2020 und dem ersten Halbjahr 2021 fast 58 Milliarden US-Dollar mobilisiert, was zwei Drittel der gesamten Finanzmittel für Klimatechnologien in diesem Zeitraum ausmacht. Dies ist aber ein grundlegender Irrtum, denn gerade beim Verkehr bringt lediglich die Reduktion von Verkehrsaufkommen an sich auch nennenswerte Klimaeffekte. Die Auswirkungen einer Verschiebung von einer Technologie (Verbrennungsmotoren) zur anderen (Elektromobilität) sind dagegen geringer als viele denken. Allerdings macht die Industrie damit gute Geschäfte. Die drei großen Bereiche Mobilität und Verkehr, Industrie, Fertigung und Ressourcenmanagement (IM&R) sowie Finanzdienstleistungen verzeichneten zwischen dem zweiten Halbjahr 2019 und dem ersten Halbjahr 2021 mit jeweils mehr als 260 Prozent das stärkste Investitionswachstum im Jahresvergleich und erreichten 58 Milliarden, 6,9 Milliarden bzw. 1,2 Milliarden US-Dollar.

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