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UMWELT JOURNAL 2020-2

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UMWELT JOURNAL 2/2020 (veröffentlicht: 30.04.2020) Themen: FEMtech-Expertin des Monats, Ende der Kohlekraft in Österreich, Rekordjahr für Windkraft, Photovoltaik-Ausbau in Österreich, Post fährt mit Solar-Lkw, E-Mobilität in Österreich, Kreislaufwirtschaft, Regenwasser versickern, Pellets speichern, Umwelttechniker gesucht, Condition Monitoring Systeme (Dekanterzentrifugen), Modernes Wohnen, Bibliothek, Ausbildungen, Seminare.

UMWELTjournal 2/2020 | S30 Das Perpetuum mobile des Wohnens Was hat die Idee des Perpetuum Mobile mit dem Bauen zu tun? Ganz viel, denn echte Nachhaltigkeit beim Bauen kommt diesem Ideal recht nahe. Im Grunde sollte ein von Menschenhand gebautes Haus nämlich ein Ökosystem darstellen. TEXT: MANFRED JOSEF HAMPEL Hans Josef Hampel Als Perpetuum mobile bezeichnet man erdachte, nicht existierende Aggregate, die ohne Zufuhr von Energie dauerhaft laufen und vielleicht auch noch Arbeit dabei verrichten können. Also, einfach gesagt, Hirngespinste, die für Dich arbeiten sollen ohne etwas hineinzustecken. Wie kann man in Anbetracht dessen eigentlich auf die Idee kommen, dass es so etwas beim Bauen und Wohnen überhaupt geben kann? Ein Bereich, der seit Jahrzehnten nur exorbitante Kostensteigerungen nach oben kennt. Praktisch alles, was mit Wohnen zu tun hat, ist ständig teurer geworden. Miete, Strom und Heizung haben sich in manchen Orten in den letzten 5-10 Jahren verdoppelt, und das reicht manchmal nicht einmal aus. city.box ist dagegen ein Konzept, dass uns lernen könnte, dass es doch so etwas wie ein Perpetuum mobile beim Bauen geben könnte! Seit 21 Jahren arbeite ich daran, forsche und experimentiere. Natürlich kann man nicht ganz auf Energieinput verzichten, aber wenn dieser Input von Natur aus gegeben ist, haben wir doch ein ähnliches Ergebnis, da wir ja nichts wirklich dazutun müssen. city.box ist kein Haus. Es ist ein ganzes Ökosystem. Die Definition, was heute ein Haus ist, ist ohnehin recht fragwürdig geworden. Da gibt es einmal den fälschlich übernommenen Begriff aus dem Englischen „TinyHouse“, was auch mit schlechten Englischkenntnissen korrekt mit „kleinem Haus“ zu übersetzen wäre. Aber wie übersetzt die Internetgemeinde? Zirkuswagen!, was wirklich keine Neuerfindung ist, da schon Jahrhunderte im Künstlergebrauch und auch die korrekte deutsche Bezeichnung. Heute könnte man alternativ noch Wohnwagen dazu sagen, wenn dieser Begriff nicht schon für PVC umhüllte Anhänger verwendet würde. Genauso das Wort „Wohnmobil“. Da Memmingen gut mit Auto, Flugzeug oder Zug erreichbar ist, kann man die city.box dort auch gerne besuchen. Vor allem Kritikern sei dazu geraten, denn so manche Highlights sind so unglaublich, dass man ohne Besuch schon eine Menge Vertrauen haben muss. In den sozialen Netzwerken kommen so manche Unwissende daher, die sich hin und wieder mit den Werten anlegen, die jedoch in einem einjährigen Feldversuch nachweislich gesichert sind. Interessant in der Laufzeit des Feldversuchs war, dass der heißeste Tag Deutschland seit 1783 darin fiel, ein schneller Wintereinbruch zu meistern war und große Unwetter, mit Starkregen, massiver Schneefall und extreme Stürme zu überstehen waren. Alles Herausforderungen haben dem Musterhaus, trotz Wetterkapriolen, nichts ausgemacht. Es ist so geplant und ausgestattet, dass es in jedem Klimagebiet einsetzbar ist. Ob in der Sahara oder Nordpol, extrem trockenen oder feucht: city.box sollte alles mitmachen, zuverlässig heizen oder kühlen, je nachdem, was gefordert ist. Auch Unwetter, bis hin zu einem Tsunami dürfte die city.box überstehen, wenn andere Gebäude schon längst zerstört sind. Mitte März, wo der Winter noch herrschte, wurden bereits Werte gemessen, die die 5 fache Energieerzeugung im Verhältnis zum Verbrauch nachweislich belegen. Regulär bezahlt, können die Überschüsse in den meisten Monaten des Jahres höher sein, als die Miete wert ist. Das wäre also auch ein Modell für das bedingungslose Grundeinkommen. Solarmodule fallen im Wirkungsgrad rapide ab, wenn sie heiß werden. Deshalb ist die Ausbeute im Winter im Normalfall, und das wissen alle, die Module auf dem Dach haben, wesentlich effektiver. Bei Minustemperaturen

der Außenluft können die Module bis zu 40°C warm werden, was noch kaum beeinträchtigt. Bei erhöhten Temperaturen um die 60-80°C, fällt die Leistung stark. Dann muss man kühlen, und nicht mehr haben wir gemacht. Wasser ist einer der besten natürlichen Wärmeträger und -speicher und bringt die gewonnene Energie in einen Pufferspeicher und der mehr gewonnene Strom fließt in die Tesla-Batterien. Nachhaltigkeit am Bau ist deshalb keine Ökoreligion, sondern logische Folgerungen aus Biologie und Physik. Natur ist auch nicht so ein Ding, was Gras wachsen lässt, sondern hochkomplexe Biodiverse Abläufe, die intelligent genutzt werden können, wenn wir sie verstehen und dadurch anwenden können. Dazu brauchen wir aber erst einen Paradigma Wechsel in der Baubranche. Nicht nur bei Neubauten, was zur Rettung der Erde zu lang dauern würde, sondern auch bei Bestandbauten, die mit den gleichen Technologien relativ kostengünstig saniert werden könnten, ohne den Dämmwahnsinn weiter nachzugehen. Um es plakativ zu verdeutlichen: Es ist nicht 5 vor Zwölf, sondern 5 nach Zwölf. Und wenn wir nicht schnell, sehr schnell handeln, dann bekommen wir eine Tiefschlag, dass wir uns verregnete Sommer und kalte Winter der Vergangenheit schnell zurückwünschen. Wir müssen von der Natur lernen. Was wir in 21 Entwicklungsarbeit beim city.box Projekt gelernt haben, teilen wir gerne mit den Menschen und auch mit den Firmen und Behörden. Es ist eine der großen Chancen damit in der Baubranche anzufangen. Das Wohnen und die kleine Mobilität um den Wohnort herum machen immerhin 50% des gesamten CO2 Aufkommens weltweit aus. Wenn wir es richtig und intelligent umsetzen, müssen wir keine wirklichen Nachteile haben. Gott, oder wenn Sie nicht daran glauben, die Natur hat uns alles bereits gegeben. Von Anfang an. Wir müssen es nur nehmen. Adam und Eva wären auch im Paradies verhungert, wenn sie nicht von den Naturfrüchten gegessen hätte. Ja, ungünstig mit dem Apfel, aber da hat man uns schon damals klarmachen wollen, dass man sich an die Regeln halten muss. Sagt jetzt auch die deutsche Kanzlerin aus der Quarantäne. Ich begann mit der Idee ein Walmdach zu bauen, dass statt normaler Dachhaut, Verlattung und Dachplatten ganz aus Photo Voltaic Modulen besteht. Seit es PV-Platten gab, die auf Dächer gebaut wurden, habe ich einen ästhetischen Ekel in mir verspürt. Immer wenn ich Dächer anschaute, dann wurde mir übel. Und das verschwendete Geld. Wieso haben eigentlich nicht die Schwaben oder Iren mal über Lösungen nachgedacht mit ihrem nachgesagten Geiz? Wieso griff hier nie der abgedroschene Werbespruch Geiz ist geil? Welcher Trottel kam eigentlich zum 1. Mal auf die Idee ein Dach mit 2 wetterfesten Schichten zu bauen, indem die 2. Schicht auch noch Extrahalterungen braucht und dann, weil das Geld bei dieser Großzügigkeit nicht reicht, billige Module mit Plastikfolien auf Alu-Bilderrahmen- Solarzellen-Modulen zu kaufen mit ungewisser Lebensdauer. Wenn doch noch Geld übrig war, kamen zu den 6 Modulen, mehr Platz blieb meist nicht wegen der Unförmigkeit, weil das Rechtwinklige in dem Fall in das Trapez muss. Und dann kamen zu diesen deplatzierten PV Modulen noch 1-2 total überteuerte Solarkollektoren dazu, denn etwas warmes Wasser sollte ja auch noch rauskommen. Kauf zu begreifen, dass dieser Aufwand mit enormen Installationsund Wartungskosten für diese kleinen Erträge aufgewendet werden. Wasserleitungen, Halter, Windsicherungen, und jede Menge Installationskosten vom ?Wasserinstallateur auf dem Dach?, Elektriker, Dachdecker und den planenden Projektanten. Und das alles, um 30 Prozent der Dachfläche auf der Südseite, das sind max. 10 Prozent der gesamten Bruttodachfläche mit ineffektiven Solarplatten und drei Prozent mit Wärmetauschern zu bestücken. Vergisst es, bevor Ihr weiterplant.

LOGISTIK express / MJR MEDIA

 
 

 
 

 

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