Aufrufe
vor 3 Jahren

UMWELT JOURNAL, 1/2021

  • Text
  • Umweltjournal
  • Ausbildung
  • Seminare
  • Transport
  • Mobilitaet
  • Greenfinance
  • Greenlogistics
  • Logistik
  • Kreislaufwirtschaft
  • Wirtschaft
  • Abwasser
  • Windkraft
  • Photovoltaik
  • Recycling
  • Energie
  • Klima
  • Umwelt
  • Umwelttechnik
UMWELT JOURNAL Nr. 1/2021 mit den Themen: Energie, Wassertechnik, Wirtschaft, Klima, Recycling, Green Logistics, Mobilität, Green Finance, Ausbildungen, Seminare, Sonderausgaben

UMWELTjournal 1/2021 | S10 Vom Schadstoff zum Wertstoff Ein junges Unternehmen aus Leoben hat ein Verfahren entwickelt, das aus kontaminierten Wässern schwermetallhaltige Schadstoffe als Wertstoffe ressourcenschonend zurückgewinnen kann. Das Verfahren eignet sich insbesondere für große Volumenströme mit Schadstoffkonzentrationen im unteren mg/L-Bereich. Text: Peter Müller Gründer der ferroDECONT GmbH und Geschäftsführer Peter Müller sagt im Gespräch mit dem UMWELT JOURNAL: „Es ist schön, die Entwicklung unserer Firma zu sehen und dass es sich bezahlt macht, an seine Ideen zu glauben. Ich konnte im Zuge meiner wissenschaftlichen Tätigkeit an der Montanuniversität Leoben dieses Verfahren gemeinsam mit meinem Mitgründer Robert Mischitz entwickeln und zur Marktreife führen. Die universitäre Arbeit bildete also die Grundlage zu unserer Firma. Ohne die nachfolgende Unterstützung durch das Zentrum für angewandte Technologie in Leoben, das unsere Firmengründung begleitet hat, hätten wir das Verfahren nicht zur Marktreife bringen können.“ Müller ergänzt: „In Summe stehen so viele Faktoren und Personen hinter einer solchen Entwicklung, dass es rückblickend betrachtet immer gut war, Wissen mit anderen zu teilen und nicht im stillen Forschungskämmerchen sitzen zu bleiben. Engagierte F&E und die Einführung eines neuen Produktes auf dem Markt sind zwei vollkommen unterschiedliche Tätigkeitsfelder und ich lerne immer noch stetig dazu, mich vom praktischen Forscher zu einem forschungsaffinen Unternehmer zu entwickeln.“ Chemikalien vermeiden Die Methodik der ferroDECONT GmbH besteht darin, schwermetallhaltige Wässer (Grundwasser, Prozess- und Spülwässer) gänzlich ohne konventionelle Reduktionschemikalien mit dem entwickelten ferrodecont®-Verfahren abzureinigen. Gerade bei geringeren Schadstoffkonzentrationen ist ein Chemikalieneinsatz mit Säuren/Laugen und Reduktionsmitteln in großen Abwasserströmen und der damit verbundenen Aufsalzung der gereinigten Wässer nicht immer optimal. Durch die Art der Behandlung mit nullwertigen fluidisierten Eisenpartikeln in den Reaktionsmodulen der Anlage (siehe Abb. 1) wird das abgereinigte Abwasser nicht mit weiteren Salzen beladen. Dies begünstigt eine Wiederaufbereitung und Kreislaufführung des Wassers oder eine Direkteinleitung in einen Vorfluter. Die aus diesen Wässern abgeschieden Schwermetalle in Form eines metallhaltigen Schlammes müssen nicht entsorgt, sondern können einem sinnvollen Recycling zugeführt werden. Der ursprüngliche Schadstoff wird hier sprichwörtlich zum wiederverwertbaren Wertstoff gemacht. Da- Abbildung 1: Reinigungsmodule, installiert in einem 20 Fuß HC-Container

Abbildung 2: mara40-Einheit zur Grundwasserreinigung mit vorgeschaltetem Pufferbehälter Fotos (3): © ferroDECONT mit wird auch bei einem Einsatz von erneuerbarer elektrischer Energie für die Pumpleistung der Anlage und Rückgewinnung von Metallen aus dem kompakten Schlamm ein großer Schritt Richtung „Zero Waste“ in der Abwasserreinigung gemacht. Für das toxische sechswertige Chrom sanieren die Verfahrensentwickler aktuell das Grundwasser einer Altlast an einem ehemaligen Gerbereistandort im Süden Österreichs. Müller: „Das Verfahren bewährt sich hervorragend. Wir reinigen mittlerweile seit knapp zwei Jahren mit unserer mara40-Anlage das kontaminierte Grundwasser im 24/7-Modus ab und haben bei einer nahezu 100-prozentigen Anlagenverfügbarkeit bisher rund 600.000 m³ Grundwasser abgereinigt. Mobil und automatisiert Das mara40 CRVI-3 System der ferroDECONT GmbH (siehe Abb. 2) ist ein mobiles und automatisiertes Fließbettsystem in zwei Containern. Fernzugriff und -überwachung ermöglichen eine einfache Kontrolle vom Schreibtisch aus und sparen somit Zeit und Kosten ein. Auch Schwermetalle wie etwa Kupfer, Vanadium, Niob, Molybdän, Kobalt, Indium und Nickel wurden mit diesem Abwasserbehandlungsverfahren bereits im Technikumsmaßstab getestet und erfolgreich abgeschieden. Die innovative Firma hat sich mittlerweile vielfältiges Know-how angeeignet, beginnend bei der Konzeptplanung mit dem Kunden, deren Umsetzung im hauseigenen Anlagenbau im Technikum bis zur Montage, CE-Kennzeichnung und der Inbetriebnahme. Auch bauen die ferroDECONT-Ingenieure kleine Versuchsanlagen für Kunden und bieten individuelle Automatisierungslösungen für Pilotanlagen an. Visionen bis 2050 Die Vision des Unternehmens besteht darin, die ambitionierten europäischen Umweltziele für das Jahr 2050 zu unterstützen und Müller möchten mit seiner gegenwärtigen und künftigen Entwicklung einen Beitrag zu einer ressourcenschonenden Wirtschaft leisten. Die Firma weist heute ein gesundes und projektorientiertes Wachstum auf und ist derzeit noch als Kleinstunternehmen eingestuft. Für einen Wachstumsschub können sie sich einen starken Partner an ihrer Seite vorstellen. Weitere Informationen auf der Website: ▶ https://www.ferrodecont.at/ ZUR PERSON DI Peter Müller hat an der Montanuniversität Leoben das Studium „Industrieller Umweltschutz, Entsorgungstechnik und Recycling“ absolviert und war danach einige Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für nachhaltige Abfallwirtschaft unter Prof. Lorber tätig, wo er ausschlaggebend für die Entwicklung des ferrodecont®-Verfahrens war. Seit der Gründung der ferroDECONT GmbH im Jahr 2013 teilt er sich die handelsrechtlichen Agenden mit seinem Firmenpartner Robert Mischitz und führt die Bereiche Gewerbe und Abfallrecht. Privat ist der Firmengründer verheiratet, lebt in Leoben und Linz und ist von der Neugierde seiner beiden Kleinkinder fasziniert.

LOGISTIK express informiert

https://logistik-express.com

© Copyright 2023 | LOGISTIK express | MJR MEDIA WORLD