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RETAIL 2021-Q2

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RETAIL MAGAZIN | HANDELSVERBAND

AKTUELL HANDEL IN

AKTUELL HANDEL IN ZAHLEN: SO ERGING ES DER BRANCHE 2020 Die Bilanz für das erste Jahr der Covid-19-Pandemie fällt für den Handel in etwa so aus, wie es die Studie von BRANCHENRADAR.com und Handelsverband bereits vor einem Jahr vorhergesehen hat. Dahinter offenbaren sich jedoch wesentlich tiefgreifendere Verwerfungen, die langfristige Folgen haben werden. Text / Rainer Brunnauer-Lehner Auf den ersten Blick könnte man meinen, der heimische Handel wäre den Umständen entsprechend gut durch das Jahr 2020 gekommen. Die Untersuchung „Österreichs Handel in Zahlen“ von BRANCHENRADAR.com Marktanalyse und Handelsverband zeigt gegenüber dem Jahr 2019 weitgehend stabile einzelhandelsrelevante Ausgaben. Mit knapp 67,6 Milliarden Euro sind die Ausgaben in dieser Kategorie ohne Kraftfahr zeuge real um nur 1,3 Prozent gesunken. Doch dies stimmt längst nicht für die gesamte Branche. Einige Segmente wurden deutlich härter von den Maßnahmen gegen die Pandemie getroffen. TIEFE EINSCHNITTE „Die privaten Haushaltsausgaben der Österreicherinnen und Österreicher für Waren und Dienstleistungen sind im Vorjahr um 8,2 Prozent eingebrochen. Für 2021 erwarten wir zwar eine leichte Erholung, das Vorkrisenniveau werden wir aber vermutlich erst 2024 wieder erreichen. Insgesamt haben uns die Covid-Lockdowns Ausgabenausfälle von 39 Milliarden Euro gekostet“, erklärt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will die zentralen Ergebnisse der Studie. Besonders schlimm erwischt hat es die Warengruppen Bekleidung und Schuhe (minus 16,7 Prozent), Persönliche Gebrauchs- gegenstände (minus 14,5 Prozent) wie Taschen, Koffer, Uhren und Schmuck sowie Sportartikel (minus 8,6 Prozent). „Die Zahlen spiegeln genau wider, dass alles abgedreht wurde, was mit Freizeit zu tun hat“, sagt Andreas Kreutzer von BRANCHENRADAR.com, der in Zusammenarbeit mit dem Handelsverband zum wiederholten Male die Entwicklungen unter sucht hat. Die mehrmalige Schließung von Geschäften und Einschränkungen des öffentlichen Lebens haben zu schweren Situationen geführt. „Nachwirkung des ersten Lockdowns war beispielsweise eine geringere Warenverfügbarkeit im Weihnachts geschäft. Eine schwächere Liquidität aufgrund entfallener Einnahmen hat dazu geführt, dass vor allem kleinere Geschäfte weniger bestellt haben“, erklärt Andreas Kreutzer. Außerdem machte sich im wichtigen Weihnachtsgeschäft ein weiterer Effekt bemerkbar: „Weil vor Weihnachten zwar der Handel mit Auflagen offen haben durfte, nicht aber die Gastronomie, kam es in dieser Zeit stationär ausschließlich zu geplanten Einkäufen. Dadurch fehlte es neben der Verpflegung auch an ausreichend Toiletten. Ein Einkaufsbum- » Die Zahlen spiegeln genau wider, dass alles abgedreht wurde, was mit Freizeit zu tun hat. « Andreas Kreutzer BRANCHENRADAR.com mel, um sich inspirieren zu lassen und gegebenenfalls mehr auszugeben, war in diesem Umfeld nicht möglich“, beschreibt Kreutzer die vielfältigen Effekte der Einschränkungen. ONLINEHANDEL UNGEBROCHEN STARK Vor diesem Hintergrund konnte der Anteil des Distanzgeschäfts erneut zulegen. Steigende Paketzahlen deuten jedoch darauf hin, dass in erster Linie Waren mit geringem Einkaufswert online bezogen wurden. „Für den rein stationären Handel bedeutet dies einen dauerhaften Schaden, denn selbst wenn er langfristig wieder uneingeschränkt offen haben darf, wird zumindest ein Teil der Umsätze online bleiben“, so Andreas Kreutzer. Generell wurden größere Anschaffungen wie etwa der Autokauf wegen des allgemein unsicheren wirtschaftlichen Ausblicks stark zurückgefahren. Andere Produktgruppen konnten hingegen zulegen. Wenig überraschend stieg ohne den Außerhausverzehr etwa der Absatz von Nahrungs- und Genussmitteln um 8,6 Prozent. Überraschender sind die Anstiege bei Sofas, Sitzgarnituren und Matratzen. Gegenstände für Haus und Garten legten ebenfalls zu. Die Schließung von Fitnesscentern und das Verbot von Mannschaftssport verursachte wiederum im Sportartikelhandel herbe Verluste: „Die Österreicherinnen und Österreicher scheinen in der Pandemie gemütlicher geworden zu sein. Einzig und allein Fahrräder und E-Bikes profitierten im Bereich der Aktivitäten von Vorbehalten gegenüber öffentlichen Verkehrsmitteln“, sagt Kreutzer. 26 / Q2/2021

Konsumausgaben im Jahresvergleich LEIDTRAGENDE UND GEWINNER Besonders hart trafen die Lockdowns den Modehandel. Vor allem kleinere Retailer haben aufgrund der nicht einschätzbaren Entwicklung der Pandemielage weniger Ware bestellt und hatten so im Weih nachtsgeschäft das Nachsehen. Anders die Situation bei den Lebensmittelund Möbelhändlern – sie profitieren vom krisen geschuldeten Einigeln der Österreicherinnen und Österreicher. Die Marktanalyse des Marktforschungsinstituts BRANCHENRADAR.com mit aktuellen Daten zu privaten Haushaltsausgaben in Österreich. 67.578 (–1,3 % real im Vergleich zu 2019) Quelle / BRANCHENRADAR.com Marktanalyse GmbH 7.560 (+17 % im Vergleich zu 2019) 26.145 (+8,6 % im Vergleich zu 2019) Einzelhandelsrelevante Ausgaben ohne Kfz Nahrungs- & Genussmittel Medikamente, Drogeriewaren, Kosmetik Bekleidung, Schuhe, Persönliche Gebrauchsgegenstände Wohnungseinrichtung, Geschirr, Hausrat Elektrogeräte & Elektronik Sportartikel Kfz-Zubehör, DIY-Ersatzteile Druckwerke inkl. Lotterieglücksspiele Produkte Haus & Garten Sonstige Wareneinkäufe 666 (+46,1 % im Vergleich zu 2019) 6.018 (+1 % im Vergleich zu 2019) 335 (+33,5 % im Vergleich zu 2019) 10.353 (–16,2 % im Vergleich zu 2019) 2.700 (+6,6% im Vergleich zu 2019) 6.098 (+2,3 % im Vergleich zu 2019) 585 (+24,7 % im Vergleich zu 2019) 5.691 (+3,8 % im Vergleich zu 2019) 1.496 (+23,5 % im Vergleich zu 2019) 1.848 (–8,6 % im Vergleich zu 2019) 253 (+4,5 % im Vergleich zu 2019) 928 (–3,1 % im Vergleich zu 2019) 107 (+57,4 % im Vergleich zu 2019) Haushaltsausgaben total in Millionen Euro Haushaltsausgaben Distanzhandel/E-Commerce in Millionen Euro 2.395 (–7 % im Vergleich zu 2019) 764 (+8,2 % im Vergleich zu 2019) 5.534 (+3,4 % im Vergleich zu 2019) 253 (+30,4 % im Vergleich zu 2019) 2.568 (–6,2 % im Vergleich zu 2019) 401 (+21,5 % im Vergleich zu 2019) / Q2/2021 27

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