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RETAIL 2021-Q2

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RETAIL MAGAZIN | HANDELSVERBAND

AKTUELL NACHHALTIGE

AKTUELL NACHHALTIGE TRANSFORMATION DER FASHIONBRANCHE Der Handelsverband sprach mit Willibald Kofler von PwC Strategy& über die PwC-Fashion-Studie. Laut dem Strategieberater werden die Megatrends Digitalisierung und ökologische Nachhaltigkeit einen Großteil der Marktteilnehmer zum Wandel drängen. Text / Julia Gerber 20 / Q2/2021

Foto / PwC Strategy& (Austria) GmbH Was sind die Trends des österreichischen Modemarkts und welche dieser Trends werden auch noch für die nächsten Jahre von Relevanz sein? Willibald Kofler: Die Menschen verbringen mehr Zeit zu Hause, und es gibt weniger Anlässe, zu denen formelle Kleidung getragen wird. Andererseits wich man in der Corona-Pandemie auf E-Commerce oder alternative Vertriebskanäle aus. Die Corona-Krise beschleunigte sowohl die Informalisierung als auch die Digitalisierung. Ein relevanter Trend ist auch die ökologische und soziale Nachhaltigkeit. Die Konsumenten fordern Engagement in Bezug auf den ökologischen Fußabdruck und die Verbesserung der Produktionsbedingungen. Diese Trends werden uns auch nach der Corona-Krise begleiten und zu einer Transformation der Branche führen. Die Modebranche hat durch die Corona- Krise massive Umsatzeinbrüche erlitten. Wie und wann wird sich die Fashionbranche erholen? Zwischen 2016 und 2019 wuchs der weltweite Umsatz der Bekleidungsindustrie von circa 1.400 auf fast 1.600 Milliarden Euro, was einem Anstieg von fast 15 Prozent entspricht. Die Pandemie hat dieses Wachstum gestoppt, aber unseren Prognosen zufolge sollte die Branche 2023 wieder das Vorkrisenniveau erreichen. Allerdings ist absehbar, dass die Konsumausgaben aufgrund von Einkommensverlusten und einem stärkeren Bewusstsein für Nachhaltigkeit eher reduziert werden. „Der klassische Modehandel hat seine Daseinsberechtigung verloren“, sagt Jochen Strähle, Dekan der Fakultät Textil & Design an der Hochschule Reutlingen. Stimmt das? Die Anzahl der Unternehmen im deutschen Bekleidungseinzelhandel ist zwischen 2010 und 2018 um 31 Prozent zurückgegangen. Dennoch hat der klassische Modehandel seine Daseinsberechtigung nicht eingebüßt. Unsere Studie belegt, dass der stationäre Handel dann Zusatznutzen stiftet, wenn Konsumenten Überraschungen erleben, neue Produkte ausprobieren oder von einem exklusiven Sortiment profitieren können. » Die Corona-Krise beschleunigte sowohl die Informalisierung als auch die Digitalisierung. Ein relevanter Trend ist auch die ökologische und soziale Nachhaltigkeit. Diese Trends werden uns auch nach der Krise begleiten und zu einer Transformation der Branche führen. « Willibald Kofler Strategieberater Willibald Kofler ist Partner bei Strategy&, der Strategieberatung von PwC, wo er die Führung am Wiener Standort übernommen hat. Seit 2007 ist er bei PwC als Berater von Führungskräften in der Einzelhandelsund Verbraucherbranche aktiv. Dabei hilft Kofler (Fashion-)Retailern, Strategien zu entwickeln, um neue Märkte zu erschließen und ihre Marktpositionierung zu verbessern – mit Spezialisierung auf leistungsorientierte Transformations- und Fit-for- Growth-Programme, die Entwicklung von Wachs tumsstrategien, gezieltes Design von Betriebs modellen und kommerzielle Exzellenz. Wer ist am österreichischen Markt unter den Omnichannel-Anbietern ein Vorbild mit hervorragender Customer Journey? Am österreichischen Markt gibt es Player, die Offline- und Onlinelösungen zum Vorteil der Zielgruppe clever kombinieren: Bei BestSecret gibt es ein exklusives Produktsortiment nur für Mitglieder, im Onlineshop und in den Flagship-Stores. Humanic bietet einen digitalen Fuß-Scan an, um individualisierte Empfehlungen zu geben. Bei Ace & Tate kann man fünf Brillen online bestellen, eine davon behalten und sich bei Reparaturen und anderen Services an das Geschäft wenden. Zu welchen Maßnahmen raten Sie dem Modeeinzelhändler mit weniger als 5 Angestellten ohne Webshop? Die Pandemie hat uns gezeigt, dass der Modehandel ohne digitale Lösungen große Wettbewerbsnachteile erleiden kann. Es gibt Alternativen, die einfach umgesetzt werden können – zum Beispiel Click & Collect. Mit Standardlösungen wie Shopify kann E-Commerce mit geringem Risiko getestet werden. Der Fast-Fashion-Retailer Primark verlor von 2019 auf 2020 1,89 Milliarden Pfund. Ist das der Corona-Pandemie geschuldet oder findet ein Umdenken in Richtung „Sustainable Fashion“ statt? Ich sehe die Ursache von Verlusten einiger Fast-Fashion-Retailer in der Corona- Krise, kombiniert mit einer Offlinestrategie. Um dieses Marktpotenzial auszuschöpfen, sollten Modehändler eine integrierte Nachhaltigkeitsstrategie mit den folgenden vier Eckpfeilern ausarbeiten: Erhöhung der Kreislaufwirtschaft, Verbesserung der Lieferketten-Transparenz, Verwendung nachhaltiger Rohmaterialien und Einhaltung ethischer Arbeitsbedingungen. Zusätzlich müssen Modehändler die ökologischen und sozialen Effekte ihrer Geschäftstätigkeit messbar machen und mit der Öffentlichkeit teilen. / Q2/2021 21

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