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Handelsverband Journal RETAIL 4/2018

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Handelsverband Journal RETAIL 4/2018

— storys Umdenken

— storys Umdenken statt wegschmeißen Circular Economy. Wenn Rohstoffe effektiver genutzt werden und möglichst wenig Müll anfällt, profitiert davon die Konjunktur, so der Grundgedanke der Kreislaufwirtschaft. Ist dafür ein Plastiksackerl-Verbot zielführend? Illustration: Shutterstock/venimo Der EU-Rat nahm 2018 das Kreislaufwirtschaftspaket an. Garantieausweitung im Online-Handel, Reduktion der Lebensmittelverschwendung oder ein neuer Umgang mit Textilien sind nur einige der Themen des Aktionsplanes der EU für die Kreislaufwirtschaft. Nicht nur Re-Use steht im Mittelpunkt der Bemühungen: Produkte sollen von vornherein so gestaltet werden, dass sie später leichter reparierbar sind, wiederverwendet oder recycelt werden können. Längere Lebenszyklen machen doppelt Sinn, ökonomisch wie ökologisch. Wie werden nun solche Ansätze realisiert? Welche EU-Richtlinien gibt es? Und was bedeutet das für den Handel? Das EU-Kreislaufwirtschaftspaket Nach drei Jahren Vorbereitungszeit hat das EU-Parlament im April dieses Jahres dem Paket mit großer Mehrheit zugestimmt. Im Mai 2018 erfolgte auch die Annahme durch den EU-Rat. Es kann also losgehen. Im Kreislaufwirtschaftspaket werden neue verbindliche Ziele und Fristen für Recycling und den Abbau von Deponien fixiert. So müssen die Mitgliedstaaten bis zum 1. Jänner 2025 getrennte Sammlungen für Textilien und gefährliche Haushaltsabfälle einführen, Siedlungsabfälle müssen bis 2025 mindestens zu 55% recycelt werden, bis 2030 zu 60% und bis 2035 sind es 65%. Für Verpackungen gilt: 65% Recycling bis 2025, 70% bis 2030, mit jeweils spezifischen Zielen für Papier und Pappe, Kunststoffe, Glas, Metall und Holz. Finanziert werden soll das Paket mit mehr als 650 Mio. Euro im Rahmen von „Horizon 2020“, dem bis 2020 laufenden, 79 Mrd. Euro umfassenden EU-Förderprogramm für Forschung und Innovation. Weitere 5,5 Mrd. Euro kommen aus den Strukturfonds der Abfallwirtschaft, letztlich wird auch auf na tionaler Ebene investiert. Was wird auf den Handel zukommen? Der Handel wird sich voraussichtlich umstellen müssen. Derzeit berät man auf EU-Ebene beispielsweise über längere Garantiezeiten von Verbrauchsgütern. Online-Händler müssen zukünftig mög licherweise bis zwei Jahre nach dem Kauf – statt bisher ein halbes Jahr – nachweisen, dass zum Zeitpunkt der Lieferung kein Mangel vorlag. Damit erhofft sich die EU höheren Schutz vor mangelhaften Produkten und bessere Haltbarkeit und Reparierbarkeit. Auch Lebensmittelverschwendung soll reduziert werden. Sie soll bis 2030 um 50% unter dem Stand von 2014 liegen. Jedes Jahr wandern in der EU rund 88 Millionen Tonnen noch essbarer Waren in den Müll, pro Person sind das 180 kg pro Jahr. Neben einem Wegwerfstopp für noch genießbare und unverkaufte Lebensmittel im Handel erwägt die EU eine Dokumentationspflicht von Lebensmittelverlusten sowie verbindlicher Reduktionsziele für Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette. Frankreich nimmt hierbei eine Vorreiterrolle ein. Seit Februar 2016 sind französische Lebensmittelhändler ab einer Verkaufsfläche von 400 m 2 verpflichtet, unverkaufte Lebensmittel an soziale Einrichtungen abzugeben, für unverkaufte Kleidung gilt eine ähnliche Regel ab 2019. Durchaus denkbar, dass solche und ähnliche Maßnahmen auch in anderen Mitgliedstaaten Fuß fassen. Plastiksackerlverbot kommt Das kürzlich von der Regierung angekündigte Plastiksackerl-Verbot nimmt der Handelsverband zur Kenntnis. „Wir würden uns jedoch wünschen, dass hochwertige Mehrweg-Kunststofftragetaschen im Handel weiterhin kostenpflichtig eingesetzt werden dürfen“, sagt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will und fordert weiters, dass die Verpackungen internationaler Online-Händler ebenfalls reguliert werden. Mit der von BMNT und Handelsverband gestarteten, freiwilligen Initiative „Pfiat di Sackerl“ konnte der Kunststofftragetaschenverbrauch seit 2014 bereits um 112 Mio. Stück reduziert werden. Zum Thema Getränkeverpackungen war Rainer Will in der ORF-Sendung „konkret“ zu Gast. Das Engagement des Handels fokussiert auf das Recycling von PET-Flaschen und reduzierten Materialverbrauch. Will warnt aber vor einem Einweg-Pfand, weil dieses etwa in Deutschland zu einem Rückgang der Mehrweg-Quote geführt hat. ▪ Kerstin Blauensteiner 22 — Dezember 2018

Dezember 2018 — 23 WIEN NORD

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