AKTUELL SCHWEINESTAU BIS NACH ÖSTERREICH? Alle Welt redet von Corona. Vielen Bauern in Österreich macht derzeit aber noch eine weitere Viruskrankheit Sorgen: die Afrikanische Schweinepest. Zeit später verhängten China und andere asiatische Länder einen Importstopp. Für die deutsche wie auch die österreichische Schweinefleisch-Branche ist Asien ein wichtiger Absatzmarkt. Dort werden jene Teile des Schweins häufig als Delikatesse geschätzt, die hierzulande niemand essen möchte – Innereien zum Beispiel. In Deutschland kommt hinzu, dass die großen Schlacht- und Zerlegebetriebe wegen Corona ihre Arbeit zeitweise einstellen mussten und noch immer mit verminderter Kapazität arbeiten. Das Ergebnis: Bei den Mastbetrieben haben sich inzwischen rund 570.000 schlachtreife Schweine angestaut. Und jede Woche kommen zwischen 30.000 und 60.000 hinzu. Diese Schweine müssen weiterhin fressen, verursachen dadurch Zusatzkosten und nehmen an Größe zu. Irgendwann haben sie im Stall weniger Platz, als ihnen gesetzlich zusteht. HERKUNFT KENNZEICHNEN Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist eine für Wild- und Hausschweine tödlich verlaufende Krankheit. Sie ist ursprünglich in Afrika beheimatet. Neu ist, dass sie sich seit 2014 verstärkt auf dem europäischen Festland verbreitet, vor allem in Osteuropa. Hausschweine sind besonders gefährdet, wenn sie im Freiland gehalten werden, wo sie Kontakt mit Wildschweinen oder infiziertem Material haben können. Erhöhtes Infektionsrisiko besteht auch, wenn die Tiere mit Speise- und Küchenabfällen gefüttert werden, obwohl das in der EU verboten » In einer Salami kann das ASP-Virus einen ganzen Monat lang überleben. Das macht selbst die Reste einer Wurstsemmel zum Risiko. « Hannes Royer Obmann von Land schafft Leben Ja, natürlich! Eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung würde der kleinstrukturierten Landwirtschaft in Österreich den Rücken stärken. ist. Dass das ASP-Virus in einer Salami einen ganzen Monat überleben kann, macht selbst die achtlos in den Wald geworfenen Reste einer Wurstsemmel zum Risiko. Menschen kann das ASP-Virus nichts anhaben, weder beim Verzehr von Fleisch noch beim Kontakt mit lebenden Tieren. Sobald die Krankheit aber in einem Schweinestall auftaucht, müssen alle Tiere des Betriebes getötet werden. Hinzu kommt die Errichtung von Sperrbezirken inklusive Transport- und Handelsbeschränkungen. ASP GEFÄHRDET ERZEUGERPREISE Österreich wurde bislang verschont vom ASP-Virus. Im deutschen Brandenburg allerdings wurde es im September erstmals bei einem Wildschein nachgewiesen. Schon tags darauf sank der Erzeugerpreis für deutsches Schweinefleisch um satte 20 Cent pro Kilogramm. Kurze Und schließlich bringt jeder neue Lockdown den Markt weiter durcheinander. Zwar wird dann vermehrt zu Hause gekocht, andererseits reduzieren sich die Absatzmöglichkeiten in der Gastronomie schlagartig. Kurzum: Sollten die Afrikanische Schweinepest und Covid-19 auch bei uns gemeinsam wüten, wird es schwierig. Auch und gerade kleine Bauernhöfe kommen wegen einbrechender Absatzmärkte und des daraus folgenden Preisverfalls in Bedrängnis. Noch ist Österreich von der ASP verschont geblieben. Zudem helfen unseren Bauern das Bekenntnis des Lebensmitteleinzelhandels zu heimischem, AMA-zertifiziertem Frischfleisch sowie das grundsätzlich höhere Preisniveau. Positiv ist auch das – „dank Corona“ – gestiegene Bewusstsein für die Bedeutung der Selbstversorgung. Beim Einkauf vieler verarbeiteter Produkte oder im Wirtshaus ist es aber noch immer nicht möglich, die Herkunft von Zutaten nachzuvollziehen. Der Gesetzgeber ist gefragt, diese Informationslücken zu schließen. Konsumenten können den Druck im Wirtshaus und im Supermarkt mit der ständigen Frage „Kommen die Zutaten aus Österreich?“ erhöhen und so unserer kleinstrukturierten Landwirtschaft in diesen Krisenzeiten den Rücken stärken. Foto / Unsplash 36 / Q4/2020
KAUF’S REGIONAL Seit 17. November befindet sich der österreichische Handel im harten Lockdown. Die Branche erwartet einen Umsatzverlust von bis zu 2,7 Milliarden Euro. 6.500 Händler sind bereits akut von der Insolvenz gefährdet. Nun appelliert die gesamte Branche an die Solidarität der Bevölkerung. Österreich befindet sich mitten im zweiten harten Lockdown, fast alle Geschäfte im Non-Food-Handel sind geschlossen. Das bedroht massiv das bereits angelaufene Weihnachtsgeschäft und damit natürlich auch die heimische Wirtschaft. Die weltgrößten Onlinehändler Amazon und Alibaba setzen währenddessen alles daran, einen immer größeren Anteil des Weihnachtsumsatzes an sich zu binden – mit absehbaren negativen Konsequenzen für die 600.000 Arbeitsplätze im österreichischen Handel. Für den Lockdown bis 6. Dezember rechnet der Handelsverband mit täglichen Umsatzverlusten von bis zu 160 Millionen Euro im Non-Food-Handel. Das wird sich bei 17 geschlossenen Einkaufstagen auf bis zu 2,7 Milliarden Euro summieren. Mehr als 22.000 Geschäfte sind davon betroffen, zumindest 6.500 von ihnen droht noch in diesem Jahr die Insolvenz. Ausgehend von den Erfahrungen aus dem ersten Lockdown ist zu erwarten, dass lediglich ein Viertel der Lockdownbedingten Nicht-Käufe zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden. Der Rest entfällt oder verlagert sich auf den Onlinehandel, fast die Hälfte davon auf Amazon. Daher gleicht der zweite Lockdown einem Amazon-Förderungsprogramm. #ÖSTERREICHSCHENKTARBEITSPLÄTZE Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie gibt es etwas, das bei fast allen Konsumenten ganz weit oben auf dem weihnachtlichen Wunschzettel steht: ein sicherer Arbeitsplatz. Deshalb hat der Handelsverband gemeinsam mit österreichischen Händlern TIPP Gut kaufen heißt regional kaufen! Auf www.kaufsregional.at stehen hochwertige Produkte von über 5.000 heimischen Webshops zur Auswahl. » Das größte Geschenk, das wir heuer zu Weihnachten schenken können, ist ein sicherer Arbeitsplatz. Jeder Einkauf im österreichischen Handel hilft. « Rainer Will Geschäftsführer Handelsverband aller Größen – vom Einzelunternehmen über KMU bis zum Konzern – unter dem Motto „Österreich schenkt Arbeitsplätze“ eine neue Initiative gestartet. Mit dem Appell an das ganze Land, diesen Weihnachtswunsch zu erfüllen, indem heuer alle Geschenke bei heimischen Anbietern erworben werden. „Das größte Geschenk, das wir heuer zu Weihnachten jemandem schenken können, ist ein sicherer Arbeitsplatz. Wie das geht? Ganz einfach – indem wir unsere Geschenke im heimischen Handel kaufen. Egal ob in einem der 13.500 heimischen Webshops oder nach dem Lockdown hoffentlich wieder vor Ort in allen Geschäften“, erklärt Mitinitiator Rainer Will das Ziel der Initiative. Ganz Österreich ist eingeladen sich zu beteiligen: Händlerinnen und Händler, Konsumentinnen und Konsumenten. Alle, die ein Zeichen der Solidarität setzen wollen und deren Herz für die eigene Region schlägt. Alle können einen Beitrag leisten. Nicht nur durch einen Kauf, sondern auch, indem sie die Initiative in ihrem Umfeld teilen. Mehr Informationen auf www.österreichschenkt.at / Q4/2020 37
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