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RETAIL 04/2020

Zeitschrift RETAIL Ausgabe 4/2020 vom österreichischen Handelsverband

AKTUELL RUNDE SACHE

AKTUELL RUNDE SACHE Kreislaufwirtschaft bietet eine Lösung für drängende Umweltprobleme. Damit das Konzept aufgeht, müssen Wiederverwendung, Reparatur und Recycling bereits im Design- und Herstellungsprozess von Produkten mitgedacht werden. Text Sabina König bereits 2015 im Kreislaufwirtschaftspaket zusammengefasst. Derzeit ist ein zweites Paket in Arbeit, das stark auf Wiederverwendung abzielt. 1980fiel er auf den 4. November. 2000 auf den 23. September. Und 2020 auf den 22. August. Der World Overshoot Day markiert jenen Tag, an dem die Menschheit alle natürlichen Rohstoffe aufgebraucht hat, die unsere Erde innerhalb eines Jahres wiederherstellen kann. Der Aktionstag rückt Jahr für Jahr im Kalender weiter vor und zeigt auf, dass sich am Umgang mit unseren Ressourcen etwas ändern muss. RESSOURCEN IM UMLAUF HALTEN Die Wegwerfgesellschaft, in der wir heute leben, ist maßgeblich für diesen hohen Ressourcenverbrauch verantwortlich. Was früher ein Leben lang halten musste, wird heute immer wieder neu gekauft und weggeworfen, sobald es kaputtgeht. Oft ist die Neuproduktion billiger als Recycling – verbunden mit einer hohen Umweltbelastung. Im Vergleich zum linearen Wirtschaftssystem bleiben Rohstoffe in einer Kreislaufwirtschaft so lange wie möglich im Umlauf, bevor sie auf der Deponie enden. Maßnahmen dafür wurden von der EU CIRCULARITY GAP DIE LÜCKE IM KREISLAUF Wie steht es um die Kreislaufwirtschaft in Österreich? Die Weltwirtschaft ist nur zu 9,1 Prozent, Österreichs Wirtschaft zu 9,7 Prozent zirkular. Zu diesem Ergebnis kam der erste Circularity Gap Report im Jahr 2018. Um die Lücke zu schließen, fordert die Altstoff Recycling Austria AG (ARA) einen Ausstieg aus fossilen Energieträgern, Design for Recycling auch für Gebäude und langlebige Produkte, den Ausbau von Recycling und Forschung sowie internationale Technologiepartnerschaften mit den „CO 2 -Importländern“. Nähere Infos: www.ara.at WIEDERVERWENDEN BESSER ALS RECYCLING Im Wiederverwenden sieht auch Lisa Panhuber, Consumer Campaigner bei Greenpeace Österreich, einen Schlüsselfaktor. „Das Vermeiden von Neuanschaffungen und das Wiederverwenden von Produkten sind zentrale Elemente der Kreislaufwirtschaft. Recycling ist die letzte Wahl, denn sie motiviert die Wirtschaft dazu, immer mehr zu produzieren“, meint Panhuber. „Meist handelt es sich außerdem um Downcycling, bei dem die Stoffe nur eine niedrigere Qualitätsebene erzielen und Material verloren geht“, erklärt die Expertin. Erst im Abfallmanagement macht Recycling Sinn, und hier rangiert Österreich im EU­Spitzenfeld: Papier wird zu 85 Prozent recycelt, Glas zu 86 Prozent und Metall zu 87 Prozent. Warum gelingt die Verwertung hier so gut? Weil es sich um Monomaterial­ Verpackungen handelt. Der gut funktionierende Getränkeflaschenkreislauf ist dafür ein Best­Practice­Beispiel. PET-RECYCLING ALS ERFOLGSMODELL Einige Getränkehersteller verwenden bereits Flaschen aus 100 Prozent Recyclingmaterial von PET to PET Recycling Fotos / Pixabay, Unsplash 30 / Q4/2020

Right to Repair. Produkte wie Smartphones sind nicht dafür gemacht, repariert zu werden. Das soll sich ändern: Eine entsprechende EU-Richtlinie ist in Ausarbeitung. Österreich GmbH. Das Unternehmen stellt im Auftrag führender Getränkeproduzenten aus ca. einer Milliarde gebrauchten PET­Flaschen das Material für neue her. Etwa 70 Prozent lebensmitteltaugliches PET kann aus dem Sammelgut gewonnen werden. „Wer einen Werkstoff wieder in den Kreislauf, also wieder in dieselbe Anwendung führen möchte, muss das schon beim Produktdesign berücksichtigen. Das betrifft alle Teile der Flasche – Etiketten, Leim, Verschlusskappen etc.“, erklärt Christian Strasser, Geschäftsführer von PET to PET. Die Herausforderung liegt bei vielen Kunststoffverpackungen meist im Folienbereich, die aus unterschiedlichen Kunststoffen bestehen (Mehrschichtverpackungen). Gerade hier ist Design for Recycling entscheidend, um die sehr ambitionierten Ziele des EU­Kreislaufwirtschaftspakets (50 % Kunststoffrecycling bis 2025) zu erreichen. HANDLUNGSBEDARF BEI ELEKTRONIK UND IM BAU Im neuen Kreislaufwirtschaftspaket plant die EU auch Vorgaben im Hinblick auf weitere Problembereiche wie Elektronikmüll, verrät Christian Pladerer, Experte für Ressourcenmanagement beim Österreichischen Ökologie­Institut. Smartphones seien beispielsweise heute so verschweißt, dass / Q4/2020 31

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