ZUKUNFT HELDEN, TÜFTLER, PIONIERE Sie retten wertvolle Ressourcen wie Lebensmittel, Geld und Zeit, punkten mit bahnbrechender Technologie oder schaffen neue Kontaktpunkte zu Kunden und sogar komplett neuen Märkten. Die Startup- Partner des Handelsverbands haben allerhand zu bieten. Text / Rainer Brunnauer-Lehner DOMONDA www.domonda.com Vision. Das Team von Domonda will kleineren Unternehmen Zahlen zu deren Finanzen zugänglich machen. Startups selected by Werner Wutscher, Gründer von New Venture Scouting. Kann künstliche Intelligenz ganze Abteilungen wie die Buchhaltung, das Controlling oder die Steuerberatung ersetzen? „Wir wollen niemanden ersetzen, sondern Ressourcen für wichtige Entscheidungen freispielen“, sagt Mathias Kimpl, CEO von Domonda. Das Unternehmen bietet ein System zur Automatisierung von Finanzprozessen an. Dem Gründungsteam gehören neben Kimpl mit Erik Unger ein Softwareentwickler und mit Stefan Spiegel ein Wirtschaftsprüfer und Steuerberater an. Ihr Anliegen ist es, langwierige manuelle und bürokratische Tätigkeiten vollständig zu digitalisieren und automatisch zu verarbeiten. Domonda kann etwa stapelweise eingescannte Papierrechnungen verarbeiten, unterstützt von künstlicher Intelligenz den richtigen Geschäftsfällen am Konto oder in ERP-Systemen zuordnen und vollautomatisch entsprechende Schritte anstoßen. „Das hilft, den Überblick über offene Posten zu behalten, den Arbeitsablauf mit dem Chef zu steuern und außerdem beim Listen- oder Forderungs-Management. In der Buchhaltung sind 90 bis 95 Prozent der Fälle immer dieselben. Unser System lernt dazu und macht Kontierungsvorschläge“, erklärt Kimpl. Darüber hinaus bietet das Programm jederzeit einen umfassenden Überblick über die Unternehmensfinanzen. Dies macht seinen Einsatz auch für die Steuererklärung relevant. Das Startup zählt daher eine ganze Reihe von Steuerberatungskanzleien zu seinen Partnern und koordiniert den Programmeinsatz beim Kunden gegebenenfalls auch mit dessen Steuerberatern. Punkten will man außerdem mit der ständigen Abrufbarkeit von wertvollen Informationen und Kennzahlen, die kleine Unternehmen üblicherweise wegen des damit verbundenen Aufwands gar nicht erst ermitteln. Gerade für KMU ohne teure und komplexe Programme kann dies ein spannendes Angebot sein: „Innerhalb einer Woche ist unser System in einem Unternehmen implementiert und läuft. Jeder Service kann bei Bedarf angepasst werden“, sagt Kimpl. Domonda ersetzt damit also nicht, sondern schafft vielmehr Finanzabteilungen virtuell. Fotos / Klara Welz, Gerry Frank, beigestellt 10 / Q4/2020
» Dass Balldesigner auf die wichtigste Tech-Veranstaltung der Welt eingeladen wurde, um sich dort zu präsentieren, macht uns schon ein bisschen stolz. « Mark Zechiel Balldesigner BALLDESIGNER www.balldesigner.at Wenn Sie einen Fußball im Design einer Landesflagge besitzen, wurde dieser mit hoher Wahrscheinlichkeit von Balldesigner bearbeitet. Hinter Balldesigner verbirgt sich jedoch weit mehr als personalisierte Fußbälle. Denn die Krümmung des Balles und die Dehnung des Materials machen es schwerer, einen Ball sauber zu bedrucken, als man glauben möchte. Das oberösterreichische Startup hat eine Software entwickelt, die komplexe Vorgaben zu Grafiken, Oberflächen und Formen in ein perfektes Druckergebnis umrechnet. „Fußbälle sind dabei nur ein Anwendungsbeispiel, das vor allem für kleinere Vereine, die vorhandene Ballbestände personalisieren wollen oder geringe Stückzahlen mit Sponsorenlogos branden wollen, interessant ist“, sagt Gründer und Geschäftsführer Mark Zechiel. Die Einsatzmöglichkeiten sind schier unendlich: von Werbemitteln über Erinnerungsstücke bis hin zum Automotive-Sektor. Grundsätzlich bieten sich in Zukunft die Personalisierung und Bedruckung aller möglichen Objekte an. Dafür werden die Gegenstände zunächst von einem 3-D-Scanner erfasst und eine „Punktewolke“ als Referenzrahmen für den eigentlichen Druckvorgang erstellt. Das Programm setzt dann den Entwurf mit der richtigen Wirkung auf der Oberfläche um. Die Software Anstoß. In der TV-Sendung „2 Minuten 2 Millionen“ erspielte sich Balldesigner die Aufmerksamkeit großer Kunden. ist so gefinkelt, dass Balldesigner über Designpatente in Europa und den USA verfügt. Mark Zechiel hat sich auch das Flaggendesign auf Bällen großer europäischer Fußballnationen gesichert. Sein erster großer Auftrag wurde im Zuge der Fußball-EM 2008 in Österreich und der Schweiz erteilt. Für die Personalisierung mittels Robotertechnik konnte Balldesigner den Schweizer Automatisierungskonzern ABB gewinnen. Da die entsprechenden Roboter hohe Investitionskosten verursachen, verfolgt Balldesigner ein Service-based Model, in dem das Startup Personalisierungs- und Beschriftungs- » Wir können auf jeder Form und Oberfläche drucken, das macht unsere Technologie sehr universell einsetzbar. « Mark Zechiel Balldesigner aufträge für andere Unternehmen übernimmt. Der Prozess selbst ist für Technikinteressierte spannend anzusehen, weshalb er auch auf Veranstaltungen Publikumswirkung hat. Anfang Dezember ist Balldesigner aus ganz anderen Gründen auf einer renommierten Veranstaltung anzutreffen: Es ist eines von 600 Startups, die auf dem Web Summit in Lissabon, dem weltweit größten Tech-Kongress, gefeaturet werden. ROBINHOOD www.robinhood.club ROBINHOOD hat eine Browsererweiterung entwickelt, die verfügbare Gutscheincodes anzeigt und einen Preisvergleich durchführt. Ist der gewünschte Artikel in einem anderen Webshop günstiger zu haben, bekommt man einen Hinweis darauf. Die Testphase habe gezeigt, dass die jährliche Ersparnis dadurch für Kunden im Bereich von 150 Euro liegt. Heuer hat das Unternehmen gemeinsam mit dem Handelsverband eine weitere Funktion ausgerollt: Der Einkaufshelfer sucht nun automatisch nach einem regionalen Anbieter, der das gleiche Produkt ebenfalls anbietet. Damit wird der E-Commerce heimischer Händler gestärkt: „Unsere Nutzer shoppen / Q4/2020 11
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