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RETAIL 01/2021

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RETAIL MAGAZIN 01/2021

ZUKUNFT SO SCHÜTZEN

ZUKUNFT SO SCHÜTZEN ONLINEHÄNDLER IHRE DIGITALEN FILIALEN Jeder zweite heimische Händler war bereits Opfer von Internetbetrug. Für Käufer steht Sicherheit bei der Kaufentscheidung an oberster Stelle, auch Händler können sich vor Identitätsmissbrauch und Bestellbetrug im Netz schützen. Die EU hat mit mehr Sicherheit beim Zahlungsvorgang auf die Gefahr reagiert. Text / Cornelia Ritzer Konstante. Die Digitalisierung hat das Shoppingverhalten nachhaltig verändert. Sicherheit bleibt weiterhin wichtig. Der Onlinehandel hat viele Vorteile: Im Internet können Pullover, Fahrräder oder technische Geräte bestellt werden, abends und an den Wochenenden, im Büro oder im Urlaub. Der Onlinehandel hat aber auch ein Problem: Händlerinnen und Händler, die einen Webshop anbieten, sind immer häufiger mit Betrug konfrontiert. 46 Prozent der Onlinehändler wurden bereits Opfer von Betrug, 13 Prozent sogar schon mehrmals. Das ergab eine Studie zur Sicherheit im Onlinehandel, die vom Handelsverband in Kooperation mit dem Bundeskriminalamt durchgeführt wurde. Von den Betrieben mit mehr als zehn Mitarbeitern gaben mehr als die Hälfte (60 Prozent) an, bereits Betrug über den Webshop erlebt zu haben, bei kleineren Betrieben waren es 40 Prozent. Die Schaden summe betrug bei kleinen Händlern in den meisten Fällen (75 Prozent) bis 500 Euro, von den großen Unternehmen beklagten 27 Prozent einen Schaden von 10.000 bis zu einer Million Euro. „Mit der Digitalisierung steigt das Risiko, Opfer eines Internetbetrugs zu werden“, sagt Claus Kahn vom Bundeskriminalamt mit Blick auf die Kriminalstatistik. 2019 entfiel der mengenmäßig größte Teil der Internetkriminalität auf den Internetbetrug – 16.831 Anzeigen in Österreich bedeuten den höchsten Wert der letzten Jahre. 2018 waren 13.328 Fotos / Pexels, Mag. Sebastian Reich 36 / Q1/2021

Fälle der Polizei gemeldet worden, das sind plus 26,3 Prozent innerhalb eines Jahres. Für 2021 prognostizieren die Experten einen weiteren Anstieg der Internetkriminalität. Kahn leitet im Bundeskriminalamt das Büro für Betrug, Fälschung und Wirtschaftskriminalität und ist im Handelsverband für das Ressort „Sicherheit im Onlinehandel“ zuständig. Er fordert Händler auf, sich auf die Suche nach möglichen Sicherheitslücken in ihren Webshops zu machen. „Ist mein Produkt betrugsanfällig?“ Diese Frage sollen sich Händler laut Kahn immer wieder stellen. Die technische Sicherheit des digitalen Auftritts muss von Experten überprüft werden. Auch gelte es zu klären, ob der Händler den Käufer kennt – ob von persönlichen oder früheren digitalen Käufen – oder ob es eine Identitäts- und Bonitätsprüfung braucht. Und auch wenn in Österreich der Kauf auf Rechnung sehr beliebt ist, sei diese Zahlungsart laut Kahn „eher betrugsanfällig“. Wichtig ist, das Risiko des Zahlungsausfalls mitzudenken. „Ist mir ein Kunde bereits bekannt und hat er bei mir gekauft, dann ist Kauf auf Rechnung eine kundenfreundliche Option“, so Kahn. Auch beim letzten Schritt, bei der Lieferung der Ware zum Kunden, gibt es Möglichkeiten für Täter, ohne zu bezahlen an die Ware zu kommen. Hier sei der Logistiker laut Kahn „der entscheidende Faktor“, der verdächtige Paketannahmen vor dem Haus oder dubiose Umleitungen an eine Paketstation entlarven kann. Die Österreichische Post beteiligt sich seit einigen Jahren an der Bekämpfung von Betrug im Onlinehandel. Mit dem Sendungsstopp hat die Post die Möglichkeit geschaffen, ein Paket im Zustellprozess noch zurückzuhalten, wenn ein Fraud-Check nach dem Abschicken des Pakets anschlägt. STARKE AUTHENTIFIZIERUNG „Ein Sicherheitskonzept kann Schäden verhindern“, sagt Kahn. Eine wichtige Rolle spielt laut dem Kriminalexperten auch die starke Kundenauthentifizierung im bargeldlosen Zahlungsverkehr, „die dem Kunden, aber auch dem Händler nutzt“. 75 Prozent der Zahlungen in Webshops werden per Kreditkarte getätigt. Seit März 2021 dürfen laut EU-Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 EU- » Genauso wie die Händler im statio nären Handel eine Alarmanlage installieren und ihre Geschäfte abschließen, so müssen sie es auch im Internet machen. « Gerald S. Eder CRIF Österreich Sicherheitsstudie 2020 BETRUG VERHINDERN Steigt der Umsatz, den Händler im Internet machen, wächst auch ihr Risiko für Betrug. Die Studie zur Sicherheit im Onlinehandel wurde im September 2020 vom Handelsverband in Kooperation mit dem Bundeskriminalamt durchgeführt. 150 Unternehmen aller Handelsbranchen und Größenordnungen (vom EPU bis zum Konzern) haben teilgenommen. Das Ergebnis zeigt, dass es in puncto Schutzmaßnahmen für viele Betriebe noch Aufholbedarf gibt. www.handelsverband.at weit Onlinezahlungen nur noch mit starker Kundenauthentifizierung – auch Zwei-Faktor-Authentifizierung genannt – durchgeführt werden. Zusätzlich zur Kartennummer braucht es somit ein Passwort oder einen PIN-Code, der etwa aufs Handy geschickt wird. Damit soll betrügerischem Missbrauch von Zahlungsdaten ein Riegel vorgeschoben werden. „Mit wem habe ich es zu tun?“ und „Sind die Kundendaten echt?“ – das seien die Fragen, die Händler bei digitalen Zahlungsvorgängen prüfen müssen, weiß Thomas von der Gathen, General Counsel des Transaktionsdienstleisters Payment Services Austria (PSA). Denn: „Identitätsmissbrauch ist meist die Vorbereitung für einen Betrug.“ Dank der starken Kundenauthentifizierung bei der Kartenzahlung sei jedenfalls die Kunden identität sichergestellt. Für den Payment experten sind „durch die Zahlung mit Kreditkarte oder mit der neuen Bankomatkarte sowohl der Händler als auch der Käufer abgesichert. Das erhöht das Vertrauen und die Sicherheit und ist gut für das Geschäft.“ Auch die Prüfung der Bonität, also die Frage, ob der Händler sein Geld auch wirklich bekommt, ist ein zentrales Thema. Mit einer Kartenzahlung sei die Bonitätsprüfung bereits abgedeckt, sagt von der Gathen, aber auch Anbieter von Kredit- und Bonitätsinformationen können ähnliche Informationen liefern. KUNDE BEHÄLT WAHLFREIHEIT Je nach Geschäftsfall seien Karten aber nicht immer für alle Konsumenten das passende Zahlungsmittel, ist sich von der Gathen bewusst: „Der Kunde soll entscheiden und sich aussuchen, wie er bezahlen will.“ So hätten alle Varianten – Kauf auf Rechnung und Kartenzahlung – ihre Berechtigung. Wichtig sei dabei, dem Kunden vertrauen zu können. „Deshalb entwickeln wir als PSA gerade eine komfortable und sichere elektronische Identitätslösung für Handel, Banken und Konsumenten.“ PSA serviciert alle österreichischen Banken bei der Abwicklung von Zahlungen. Insbesondere betreibt die PSA das Ban ko mat karten- bzw. Bankomat-Geldausgabe system und verarbeitet seit Anfang 2021 auch alle Überweisungen von bzw. Einzüge auf Konten der österreichischen Banken. / Q1/2021 37

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