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LOGISTIK express Journal 4/2025: Handel & Distanzhandel

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logistik-express.com H&D 4/25 | S10Das chinesische Unternehmenbietet demnach 4,60 €pro Aktie und unterstreichtdamit sein Interesse an einerstrategischen Partnerschaft.Bereits 2024 hatte JD.comein erstes Übernahmeangebotangekündigt, nun konkretisierensich die Pläne. Kritiker warnen voreiner wachsenden Abhängigkeit europäischerHändler von chinesischem Kapital.Befürworter betonen hingegen, dass Ceconomydringend Investitionen benötigt, um im Wettbewerbmit Amazon und anderen globalen Playernbestehen zu können.Parallel professionalisieren Shein und Temu ihreeuropäischen Fulfillment-Strukturen. LokaleRetourenverarbeitung und schneller Umschlagsollen Lieferzeiten verkürzen und das Kundenerlebnisstabil halten. Temu setzt auf aggressivePreismechaniken, Shein auf extrem schnelleProduktrotation. In beiden Fällen ist ein eng getaktetesLogistiknetz die Grundlage – mit wachsendenAnforderungen an IT-Systeme, Datentransparenzund Lastspitzenmanagement. Füretablierte Händler steigt der Druck, Prozesse zudigitalisieren, Bestände feiner zu steuern undServicelevel zu erhöhen.Ökologische und gesellschaftliche FolgenNeben ökonomischen Aspekten rückt die ökologischeDimension in den Fokus. Neue Logistikzentrenbeanspruchen viel Fläche, versiegelnBöden und erhöhen das Verkehrsaufkommen.Entwickler verweisen zwar auf Photovoltaik,energieeffiziente Technik und ressourcenschonendeMaterialien, doch bleibt offen, ob dieseMaßnahmen den ökologischen Fußabdruckausreichend kompensieren. Kommunen profitierenvon Gewerbesteuern und Jobs, tragenaber auch Kosten für Straßenbau, Energieinfrastrukturund Erschließung. Ob die Vorteile dielangfristigen Belastungen überwiegen, ist jenach Standort unterschiedlich. Transparenz istein weiterer Punkt. Eigentümerstrukturen sindnicht immer klar, Mietlaufzeiten variieren, öffentlicheFörderungen fließen teils indirekt.Ohne nachvollziehbare Strukturen steigt dasRisiko, dass Kosten bei Kommunen oder Steuerzahlernhängen bleiben. Zudem verändert dieAnsiedlung großflächiger Hallen die Stadtentwicklung.Am Rand von Ballungsräumenbeeinflussen sie Verkehrsflüsse, Grundstückspreiseund das lokale Gewerbe. Kleinere Händlerverlieren Sichtbarkeit, während die Nachfragenach Wohnraum steigt. Kommunen müssendie Balance zwischen wirtschaftlicher Entwicklung,Wohnungsbau und Grünflächen halten.

Wettbewerbsschutz und RegulierungDie Expansion chinesischer Plattformen berührtden Wettbewerb. Europäische Händler erfüllenstrenge Anforderungen, während mancheImporte aus Asien noch Schlupflöcher nutzen– etwa beim Direktversand, bei dem Mehrwertsteuerund Zoll nicht immer vollständig erhobenwerden. Die EU will hier nachschärfen:strengere Kontrollen bei Billigimporten, Abgabenab dem ersten Euro und bessere Nachverfolgbarkeitvon Warenströmen. Ziel ist, gleicheSpielregeln für alle zu sichern, ohne effizienteLieferketten unnötig zu behindern.Relevanz hat auch der Schutz geistigen Eigentums.Europäische Hersteller werfen einzelnenPlattformen regelmäßig vor, Designs zu kopierenoder Patente zu verletzen. Ohne wirksameKontrolle drohen Wertverluste bei Marken.Regulierer müssen daher nicht nur Wettbewerbsregelnanpassen, sondern auch IP-Standardsdurchsetzen und den Vollzug sichern. Unternehmenreagieren mit engerem Monitoringihrer Sortimente, schneller Rechtsverfolgungund Kooperationen mit Marktplätzen, um problematischeAngebote zu entfernen.Chinesen betrachten Europa als KernmarktVieles spricht dafür, dass chinesische PlattformenEuropa dauerhaft als Kernmarkt betrachten.Ihre Logistiknetze werden wachsen, die Präsenzin Metropolregionen und Verkehrsdrehkreuzenzunehmen. Für Verbraucher bedeutet das mehrAuswahl und oft niedrigere Preise, für europäischeHändler steigenden Druck auf Margenund Servicelevel. Kommunen gewinnen Investitionenund Beschäftigung, stehen jedoch vorökologischen und infrastrukturellen Aufgaben.Politik und Regulatoren sind gefordert, gleicheWettbewerbsbedingungen zu sichern, ökologischeStandards durchzusetzen und zugleich dieChancen internationaler Investitionen zu nutzen.Der europäische Logistik- und Einzelhandelsmarktsteht damit vor einem Wandel, der Chanceneröffnet, aber klare Leitplanken erfordert.(RED)

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