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LOGISTIK express Fachzeitschrift | 2018 Journal 3

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LOGISTIK express 3/2018 | S74 20 Jahre Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik Beim Festakt im Haus der Ingenieure Anfang Juni in Wien standen folgende Zukunftsprognosen im Fokus: Neue Welt des Einkaufs: Datenkapitalismus und Digitalisierung – Beziehungspflege und Werte: Widerspruch oder Symbiose? BEITRAG: REDAKTION HEINZ PECHEK Paradigmenwechsel, Künstliche Intelligenz, Einkauf 4.0: Der BMÖ – Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik in Österreich als maßgeblicher Gestalter der Einkaufscommunity in Österreich gestattete sich am 5. Juni 2018 im Wiener Haus der Ingenieure einen kurzen Rückblick auf erfolgreiche 20 Jahre. Verantwortliche, Referenten und 100 Gäste aus Politik, Institutionen und Unternehmen warfen aber vor allem einen Blick voraus in neue Arbeitswelten und veränderte Rollen, in die es hineinzuwachsen gilt. BMÖ-Präsident Dr. Christian Haring (Director Global Supply Chain Management, AVL List GmbH) machte deutlich: „Zukaufanteile von bis zu 80 Prozent unterstreichen die besondere Bedeutung des Einkaufs für die Wertschöpfung der Unternehmen. In Zukunft werden der Einkauf von Innovation und das Management von Beziehungen entlang der internationalen Supply Chains den Erfolg und Unterschied ausmachen.“ Digitalisierung dürfe nicht alleine unter technischem Gesichtspunkt betrachtet werden. „Wir müssen auch Zusammenarbeitsformen benchmarken. Wer nicht weiß, warum Projekte nicht zu erwarteten Erfolgen geführt haben, lernt nichts für die Zukunft.“ Gerade das sei aber angesichts dringend erforderlicher neuer Denkstrukturen nötig, so Haring. Videobotschaft Ministerin Schramböck Die Österreichische Bundesministerin Dr. Margarete Schramböck, zuständig für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort, kündigte in ihrer Videobotschaft an, die Rahmenbedingungen für Österreichs Unternehmen zügig ändern zu wollen. Stichworte: Senkung von Lohnnebenkosten und Steuern für mehr Wettbewerbsfähigkeit. Sie betonte die Rolle des Einkaufs und mithin die des BMÖ als Gestalter von Netzwerken. Dkfm. Heinz Pechek (Geschäftsführender BMÖ-Vorstand), wies darauf hin, dass fehlende Rechtsgrundlagen rund um die Digitalisierungsproblematik die Unternehmen ebenso hemmten wie der unzulängliche Breitbandnetzausbau. Österreich stehe laut Digital Economy and Society Index (DESI) der Europäischen Kommission 2018 gerade mal auf Platz 11 in der globalen Digitalisierungslandschaft, knapp vor Malta Litauen und Deutschland. Pechek: „Diese Rahmenbedingungen erschweren dem Einkauf, neben seiner Kosten-, Zeit-, Qualitäts- und Innovationsfunktion, die zusätzliche Verantwortung für die 4.0-Sicherung des Unternehmens durch adäquate Technologie-, System- und Lieferantenauswahl. Konsequenzen langfristiger Trends nicht unterschätzen „Nicht die Geschwindigkeit an sich wird in Zeiten des Datenkapitalismus entscheidend sein, sondern die gute und vor allem richtige Information“, meinte Prof. Dr. Ing. Johann Günther (Vizepräsident a. D., Donau Universität Krems). Menschlicher Zusammenarbeit komme dabei besondere Bedeutung zu. Günther riet dazu, sich zunehmend auf soziale Netzwerke, etwa Xing und Linkedin, einzustellen: „Hierüber werden in Zukunft Geschäftskontakte zu Kollegen und Kunden systematisch ausgebaut.“ Das Social Web sorge auch für „ein besseres Bild von Lieferanten, ihrer Geschäftsstruktur und Bonität“. Günthers These: „Social Media wird zum Treiber einer neuen Einkäufergeneration.“ Univ. Prof. Dr. Helmut Zsifkovits (Montanuniversität Leoben), verwies darauf, angesichts der vielen „smart“ (klug, intelligent) zu gestaltenden Produkte, Lösungen, Fabriken und Supply

Chains den Faktor „Werte“ nicht zu vergessen: „Wir müssen analysieren, welche Werte es aus der analogen Welt zu bewahren gilt, bevor wir neue schaffen.“ Zsifkovits bezeichnete gutes Prozessdesign als Grundvoraussetzung für Industrie 4.0. Auch er unterstrich die wachsende Bedeutung der „persönlichen Ebene“, die durch digitale Prozesse eher wachsen werde. Auch Prof. Dr. Robert Fieten (ehemaliges Vorstandsmitglied des BME e. V., Frankfurt), sieht in Wertschöpfungsnetzwerken 4.0 „den mitdenkenden Menschen“ im Mittelpunkt. Der Einkauf werde durch Algorithmen nicht substituiert. Fieten: „Der operative Einkauf wird automatisiert und wandert eventuell in Shared Service Center. Der strategische Einkauf wird zum strategischen Business Partner und Trusted Advisor.“ Univ. Prof. Horst Bischof (Vizerektor für Forschung, Technische Universität Graz) machte in seinem Vortrag über Künstliche Intelligenz deutlich: „Wir haben die Tendenz, die Auswirkungen von Umwälzungen schneller zu prophezeien als diese dann tatsächlich eintreffen.“ Dennoch dürfe man die Konsequenzen langfristiger Trends nicht unterschätzen. Erfolgsfaktor Qualifikation Den Erfolgsfaktor Qualifikation hob Prof. Dr. Lisa Fröhlich (Präsidentin, Cologne Business School (CBS; Professur für Strategisches Beschaffungsmanagement) hervor. Aktuell sei der Einkauf noch zu stark in seiner historischen Funktion verankert, bedingt durch fehlende Prozessreife und mangelnde Ressourcen, aber auch durch „zu wenig Selbstbewusstsein“, obwohl das angesichts der Bedeutung als Wertschöpfungspartner Nummer 1 im Unternehmen nicht angebracht sei. Fröhlich forderte dazu auf, Querdenken und Kreativität „unbedingt“ zuzulassen. Digitale Geschäftsmodelle erforderten den Wechsel von einer kontroll- bzw. befehlsorientierten Führung hin zu einem unterstützenden, kooperativen Führungsstil. Die CBS-Präsidentin wies zugleich darauf hin, dass auch die Wissenschaft bisher noch keinen umfassenden Überblick über das Innovations- und Wertschöpfungspotenzial, das durch den Einkauf generiert werden könne, herausgearbeitet habe. Ihr Lehrstuhl arbeite gerade daran. Heinz Pechek: „Abzuwarten bleibt auch, welche neuen Ergebnisse Forschungsprojekte an der Universität Twente in Holland bringen.“ Hier beschäftige sich der auch mit dem BMÖ verbundene Prof. Dr. Holger Schiele mit der Rolle von Avataren im Verhandlungsprozess. Dr. Silvius Grobosch (Hauptgeschäftsführer des BME e.V.) schlug als Abschlussredner einen Bogen über 20 Jahre Verbundenheit der Verbände. Mit der BMÖ-Gründung im Juni 1998 habe eine bis heute andauernde, vertrauensvolle länderübergreifende Kooperation begonnen. Grobosch hob unter anderem das seit 2008 veranstaltete Bodenseeforum (Partner auch procure.ch, Schweiz), die jährliche BME- und BMÖ-Erhebung „Stimmungsbarometer Elektronische Beschaffung“ sowie gemeinsame Veranstaltungen zum Thema Sourcing in Osteuropa hervor. Beiden nationalen Verbänden sei besonders daran gelegen, KMU durch strukturierte Angebote eine solide Basis für gute Geschäfte und qualifizierte Weiterbildung zu verschaffen. (RED)

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