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LOGISTIK express Fachzeitschrift | 2017 Journal 3

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LE-3-2017 | S18 | HANDEL + LOGISTIK 4.0 „Software und Künstliche Intelligenz sind die Schlüsselwörter in der E-Commerce-Logistik“ Von der Idee zum ernstzunehmenden Player mit mehr als 600 Beschäftigten in weniger als sechs Jahren: Kein Zweifel, das deutsch-indische Robotik-Start-up GreyOrange gehört zu den Gewinnern in der Intralogistikautomatisierung der vergangenen Jahre. Nach erfolgreichem Start in Indien und in weiten Teilen Asiens plant das Unternehmen in den kommenden Monaten, verstärkt auch den europäischen Markt anzugreifen. LOGISTIK express hat bei den GreyOrange-Verantwortlichen Samay Kohli und Wolfgang Hoeltgen nachgefragt, wie Ihre Sicht auf die aktuellen Anforderungen in der E-Commerce-Logistik ist. REDAKTION: KARIN WALTER KARIN WALTER LOGISTIK express: Samay Kohli, mit knapp 20 Jahren haben Sie und Ihr Geschäftspartner Akash Gupta der Weltöffentlichkeit Indiens ersten humanoiden Roboter präsentiert. Zehn Jahre später und im Alter von gerade einmal 30 Jahren sind Sie CEO eines der erfolgreichsten Start-ups auf dem Sektor der Logistikautomatisierung der vergangenen Jahre. Wo sehen Sie die Stellschrauben Ihres schnellen Unternehmenswachstums, wenn sie auf die Entwicklung der vergangenen Jahre zurückblicken? SAMAY KOHLI Samay Kohli: Als wir 2011 an den Start gegangen sind, haben wir den E-Commerce-Markt genauestens analysiert. Dabei ist uns vor allem Eines aufgefallen: Dass der Markt einer enormen Dynamik unterliegt. Die Strategie, möglichst große Stückzahlen bestimmter Artikel zu lagern, ist mit den bisherigen Konzepten des Online-Handels längst nicht mehr umzusetzen. Es braucht Automatisierungslösungen in den Warenlagern, die den steigenden Anforderungen der Konsumenten nach schneller Same- oder Next-Day-Belieferung sowie nach einer kleinteiligen Logistik mit wenigen Auftragspositionen und gleichzeitig immer größer werdenden Varianzen in der Sortimentsgestaltung Rechnung tragen. Vor diesem Hintergrund haben wir gesehen, dass es ein Fehler wäre, unser Augenmerk allein auf die Bereiche Hardware und Robotik zu fokussieren. Wir waren von Beginn an der Meinung, dass Software und Künstliche Intelligenz die Schlüsselwörter sind, die die Zukunft der Logistik des Online-Handels prägen. Unser rasantes Wachstum bestätigt uns, dass wir mit unserer umgesetzten Mixtur aus Logistik-Kompetenz, Know-How in der Robotertechnologie und Software-Innovation die auf die Marktanforderungen zugeschnitten Konzepte liefern. LOGISTIK express: Dynamik ist auch ein passendes Stichwort, wenn wir über die Entwicklung von GreyOrange reden. Dank den Anregungen ihres Mentors und Co-Founders Wolfgang Hoeltgen haben Sie es in Rekordzeit von gerade einmal neun Monaten be-

werkstelligt, das Grundgerüst für die robotikgestützte Ware-zur Person-Technologie „GreyOrange“ Butler zu entwickeln. Was hat Sie dazu veranlasst, auf ein bereits bestehendes Technologiekonzept aufzusetzen? Samay Kohli: Weil wir das Konzept, die Regale in den Logistikzentren des Online-Handels mithilfe kleiner mobiler Roboter zu den Arbeitsund Pickstationen zu transportieren, simpel und doch genial finden. Die Lösung ist schnell und flexibel erweiterbar, indem Sie Ihrem Gesamtsystem bei Bedarf einfach zusätzliche Roboter und Regaleinheiten hinzufügen. Und sie deckt so gut wie alle Aufgabenbereiche in den Warenverteilzentren des Online-Handels ab - von der Einlagerung und Nachfüllung sowie der Kommissionierung bis hin zur Optimierung der Auftragsbearbeitung. Schon in den ersten Überlegungen zur Umsetzung unseres Butler-Konzepts haben wir ein großes Potenzial gesehen, die Lücke, die das bestehende Technologiekonzept offen gelassen hat, mit einem hohen Maß an Software-Intelligenz zu unterfüttern. Genau das ist es, wo wir heute selbstbewusst sagen, dass wir uns von vergleichbaren Wettbewerbslösungen unterscheiden. Logistik express: Herr Hoeltgen, in Zeiten von Industrie 4.0 wird Software-Intelligenz immer mehr zu einem überstrapazierten Begriff. Können Sie uns Ihre Definition von Software-Intelligenz anhand eines plastischen Beispiels erklären? Wolfgang Hoeltgen: Wenn Sie mit dem Auto von München nach Wien fahren, verändern sich die Rahmenbedingungen durch die aktuelle Verkehrslage beinahe im Sekundentakt, so dass die beim Start günstigste Route vom Navigationssystem nicht garantiert werden kann. Verkehrsstörungen erzeugen Staus oder Probleme auf anderen Straßen. Sie lassen aber auch die Verkehrsdichte auf Ihrer Route anwachsen. In den dynamischen WOLFGANG HOELTGEN Lagern des E-Commerce ist der Fall ähnlich gelagert. Es treten laufend unvorhersehbare Ereignisse ein, die dazu führen, dass sich die Nachfrage nach bestimmten Artikeln kurzfristig verändert. Genauso müssen Sie permanent mit veränderten Situationen rechnen, die zum Beispiel zu einer veränderten Priorisierung bei der Auftragsbearbeitung führen. Es gibt in der E-Commerce-Logistik eine Vielzahl von Parametern, die die gesamten Supply Chain von der Produktion, über die Warenlagerung bis hin zum Fulfilment beeinflussen. Das können Nachfrageveränderungen infolge der aktuellen Wettervorhersage sein, oder auch unerwartet eintreffende Same-Day-Delivery-Aufträge. Unser Ansatz war es, ein Softwaresystem aufzubauen, mit dem wir in der Lage sind, die gesamten Durchlaufprozesse im Lager sekündlich zu optimieren. LOGISTIK express: Das heißt, die von Ihnen eingesetzt Software hinterfragt in einem sich fortlaufend wiederholenden Prozess, welcher Roboter am günstigsten positioniert ist, um das angeforderte Regal zu erreichen? Wolfgang Hoeltgen: Wir haben ein Lager Kontroll System, das den definierenden Weg für nur wenige Meter freigibt, niemals jedoch für die komplette Strecke. Ändert sich die Situation, zum Beispiel weil eine weitere mobile Robotereinheit zwischenzeitlich günstiger positioniert ist oder das System andere Auf-

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