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LOGISTIK express Fachzeitschrift | 2017 Journal 2

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LE-2-2017 | S22 | HANDEL + LOGISTIK 4.0 Der Supermarkt 4.0 steht in den Startlöchern Bislang ist es Tatsache, dass der Online-Versand mit verderblichen Waren eher eine untergeordnete Rolle spielt. Der Start von Amazon Fresh in Deutschland könnte den Markt allerdings schnell in Bewegung bringen. REDAKTION: KARIN WALTER KARIN WALTER Es braucht nur wenige Klicks - schon darf man sich nach wenigen Stunden oder Tagen über die online bestellten Schuhe, ein neues Outfit für das Frühjahr oder eine nagelneue Spielekonsole freuen. Wer Joghurt, Fleisch, Obst oder Gemüse aus dem Netz bestellt, setzt sich demgegenüber einem erheblich größeren Risiko aus. Denn wer kann schon garantieren, dass der bestellte Salat nach seiner Reise quer durch Deutschland nicht schon vor welken Blättern strotzt oder das Rindersteak nicht ganz so appetitlich aussieht, wie es die Abbildung im Shopping-Portal verspricht? Und wie ist das eigentlich: Lassen sich braun verfärbte Bananen oder ausgelaufene Mehltüten ähnlich problemlos wie Textilien, Bücher oder Schuhe retournieren? Fragen wie diese sorgen dafür, dass das Online-Geschäft mit verderblichen Frischwaren in Deutschland seit über einem Jahrzehnt allenfalls eine untergeordnete Rolle spielt. Gerade einmal ein Prozent des Umsatzes des deutschen Lebensmittelhandels geht auf Bestellungen aus dem World Wide Web zurück. Die anfallenden Liefergebühren zum Beispiel, die vielfach mitgelieferten Verpackungsberge, aber auch die verhältnismäßig langen Wartezeiten - bis sich die Ware tatsächlich konsumieren oder verarbeiten lässt - halten offenbar noch viele Konsumenten davon ab, die Kaufentscheidung für Lebensmittel bequem vom Sofa aus zu treffen. Öffnungszeiten Handel in Deutschland bremsen das Wachstum Eines der größten Hindernisse ist sicherlich auch, dass der stationäre Lebensmitteleinzelhandel die Verbraucher in Deutschland bisweilen sehr zuvorkommend bedient. Bis Mitternacht - so lange kann man in den größeren deutschen Städten und Ballungszentren heute vielerorts schon einkaufen. Schließt ein Laden vor 22 Uhr, ist man heutzutage fast schon dazu geneigt, von einer Ausnahme zu sprechen. Laut den aktuellen Zahlen des Nürnberger Marktforschungsinstituts GfK nutzt bereits jeder dritte Konsument in Deutschland hin und wieder oder sogar regelmäßig das Angebot des stationären Lebensmittelhandels zum Abendeinkauf. Frischwaren sind nach 22 Uhr zwar nicht mehr ganz so stark nachgefragt wie in den früheren Abendstunden. Mit einem durchschnittlichen Einkaufswert von 17,35 Euro erwirtschaften die Supermärkte spät am Abend allerdings kaum weniger Einnahmen pro Kunde als mit der Laufkundschaft, die vor 20 Uhr im Laden eintrifft. Abgesehen von den Unannehmlichkeiten, die die Kunden in Kauf nehmen müssen, um zu Fuß oder mit dem Auto zum Supermarkt zu gelangen sowie den lästigen Wartezeiten an der Kasse gibt es für das Gros der Lebensmittelhändler bisweilen kaum einen zwingenden Grund, nennenswerte Umsatzanteile vom stationären Handel ins Netz zu verlagern. Amazon wirbelt den Lebensmittel Online-Handel auf Das könnte sich jedoch schon bald ändern: Kommt es zu dem laut Medienrecherchen unmittelbar bevorstehenden Einstieg von Amazon in den deutschen Online-Handel mit Frischlebensmitteln, rechnen Branchenkenner wie die renommierte e-Commerce-Strategieberatung Oliver Wyman damit, dass Ladengeschäfte, die heute schon wenig rentabel sind, früher oder später ganz aus der Handelslandschaft verschwinden werden. Ein steigendes Interesse am Lebensmittel-Einkauf im Netz ist bei den Verbrauchern in Deutschland ohnehin schon seit geraumer Zeit zu beobachten: Im vergangenen Jahr erhöhte der Online-Handel seinen Umsatz mit Lebensmitteln bereits um 26 Prozent auf 932 Millionen Euro. Zahlen, die der Dachverband der Digitalbranche Bitkom zur Jahreswende in einer repräsentativen Online-Umfrage ermittelt hat, deuten auf eine weiter wachsende Kauflust der Deutschen nach Frischwaren und anderen Supermarktartikeln aus dem Netz: Mehr als ein Viertel der befragten Online-Shopper hat seinen Supermarkteinkauf demzufolge schon einmal im Internet erledigt. Etwa die Hälfte der restlichen Befragten spielt bereits ernsthaft mit dem Gedanken, das Internet bei der Beschaffung von Dingen des täglichen Gebrauchs zumindest einmal ausprobieren zu wollen.

und das bestellte Steak tatsächlich frisch zum Empfänger gelangen, kommen die Kunden beider Anbieter bis dato allerdings noch nicht darum herum, zusätzliche Kosten für die Expresslieferung in Kauf zu nehmen. Einige Vorbehalte gegenüber dem Online-Lebensmittelkauf halten sich jedoch weiterhin behände: Sechs von zehn Befragten, die bislang noch keine Lebensmittel online gekauft haben, wollen die Waren vor dem Kauf lieber sehen, riechen und anfassen. Ein Großteil kann sich außerdem nicht so richtig damit anfreunden, Versandgebühren für die Lieferung zu bezahlen. Ein logistischer Kraftakt zur Einhaltung der Kühlkette Lebensmittelhändler experimentieren aus diesem Grund schon lange, wie und ob sich der Markt unter diesen Voraussetzungen überhaupt wirtschaftlich bedienen lässt. Kühlung, Lagerung, Kommissionierung, Verpackung und Auslieferung rufen einen immensen logistischen Aufwand hervor. Das treibt die Kosten, die durch die verhältnismäßig geringen Margen im Lebensmittelund Frischwarensegment sowie dem von Discountpreisen bestimmten deutschen Markt aber nur schwer abzufedern sind. Selbst die großen Player auf dem deutschen Markt wie Rewe, Edeka und Co. konnten sich aus diesem Grund in den vergangenen Jahren noch nicht dazu durchringen, ein bundesweit verfügbares Konzept für den Online-Frischwarenversand auszurollen. Online-Supermärkte wie mytime.de und allyouneedfresh.de verfügen demgegenüber bereits über eine gute Flächenabdeckung - und machen vor, dass es dafür nicht einmal nötig ist, Kühltransporter-Flotten aufzubauen. Bei allyouneedfresh funktioniert die Auslieferung bestellter Waren wie Käse, Schinken, Milch und Tomaten seit dem vergangenen Jahr überwiegend in Mehrweg-Kühlboxen, die dem Fahrer von DHL sofort nach der Übergabe wieder mitgegeben werden. Mytime setzt speziell für den Lebensmittelversand entwickelte Karton- und Styroporboxen ein. Damit die Tiefkühlpizza tiefgefroren Click&Collect-Konzepte im Kommen Selbst Amazon, bisher als reiner Internet- Pure-Player bekannt, bemüht sich derweil auch im Lebensmittelgeschäft darin, den goldenen Weg zunehmend in einer Mischform aus Online- und Offline- Handel zu suchen. Die unter Amazon Go angekündigte Idee des kassenund damit wartezeitenlosen stationären Supermarkts wurde von dem Unternehmen aufgrund technischer Probleme unlängst zwar vorerst noch einmal auf Eis gelegt. Mehr oder weniger ersatzweise testet das Unternehmen an seinem Hauptsitz in Seattle dafür gerade einen brandneuen Pickup-Dienst, der es Kunden ermöglicht, online georderte Frischwaren zeitnah in einem nahegelegenen Amazon-Fresh-Depot abzuholen. Die Bestellung ist dann bereits fertig verpackt und wird in den Kofferraum der Kunden geladen - das Konzept baut auf Lebensmitteleinkauf im Vorbeifahren. Die Idee ist freilich nicht ganz neu und wird in Deutschland zum Beispiel auch von einigen ausgesuchten Rewe- und Edeka-Filialen angeboten. Einen wirklich neuen Service, der sich insbesondere auf die Zielgruppe der Berufspendler fokussiert, testet Edeka in Stuttgart zurzeit dagegen mit der Bahnhofsbox. Ein Stuttgarter Edeka-Markt beliefert den in verschiedene Kühlbereiche aufgeteilten Automaten gegen eine Servicegebühr von 2,95 Euro zweimal am Tag. Wer online oder per App bestellt, erhält einen Code. Damit lässt sich eines der 52 verfügbaren Schließfächer vier Stunden nach der Bestellung öffnen. Nächste Station der Bahnhofsbox ist schon Anfang Mai 2017 der Berliner Ostbahnhof. Mal sehen, an welchen weiteren Bahnhöfen die Box im Anschluss halt machen wird. (WAL)

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