LOGISTIK express 6/2020 | S44 Delivery-Experte Seven Senders expandiert nach Österreich SEVEN SENDERS ist die Delivery-Plattform für den Paketversand. Das Unternehmen verbindet Versender mit seinem Carrier-Netzwerk aus über 100 Paketzustellern in Europa und ermöglicht exzellenten, lokalen Versand als Wettbewerbsvorteil. Thomas Hagemann und Günter Birnstingl von Seven Senders geben Auskunft. REDAKTION: PETER NESTLER PETER NESTLER HERAUSGEBER UMWELT JOURNAL Peter Nestler: Seven Senders ist in Österreich ein relativ neuer Marktteilnehmer in der Verteillogistik. Was können Sie einbringen, was nicht ohnehin schon da ist? Thomas Hagemann: Was ich an dieser Stelle immer zurückfrage ist: Was ist denn schon da? Wir haben in Europa – und auch in Österreich – die Situation, dass wir zwei bis drei sehr gute Dienstleister haben, um Pakete zuzustellen. Das ist in Deutschland zum Beispiel die DHL und Hermes und das sind in Österreich die Österreichische Post und DPD. Das ist der lokale Blick auf das Geschäft und unter diesem Gesichtspunkt haben wir Seven Senders gegründet. Wir haben in den vergangenen sechs Jahren Millionen Pakete von europäischen Ländern über Ländergrenzen hinweg nach Österreich gebracht und sind mittlerweile unter den Top Ten der Paketlieferanten der Österreichischen Post. Was wir mit dem Markteintritt in Österreich gemacht haben, ist, dass wir das umdrehen. Wir bieten den Händlern in Österreich an, deren Export zu machen. Das ist etwas, was mit den lokalen Dienstleistern nicht unbedingt erreicht werden kann, weil die in den Zielländern für den Export nicht das Netzwerk haben wie wir. Nestler: Welcher Part des Liefergeschäftes ist bei Seven Senders in Österreich größer – Incoming oder Outgoing? Hagemann: Aus österreichischer Sicht ist das Volumen der Lieferungen aus dem Ausland nach Österreich deutlich höher. Wir haben ja gerade erst mit dem Exportgeschäft gestartet – in Österreich mit Günter Birnstingl. Wir haben aber bereits die ersten größeren Kunden in Österreich wie Blue Tomato. Nestler: Wie läuft das Exportgeschäft bei Seven Senders in Österreich ab? Wickelt ihr das zur Gänze selber ab oder wird das mit Partnern abgewickelt, je nach Volumen oder nach anderen Kriterien? Hagemann: Es ist ein klassisches B2B-Geschäft, üblich zu dem, was man aus Partnerschaften im Vertrieb kennt. Das heißt, es gibt Warenverträge über meistens mindestens ein Jahr. Man legt sich zudem fest, wohin man versenden möchte und man wählt gemeinsam die Versanddienstleister aus, die dann beim Empfänger, auf der letzten Meile, vor der Haustüre der Kunden stehen sollen. Und natürlich ist es unser Ziel, in jedem Land zu helfen, je nach Menge, Aufkommen und Art der Pakete. Zur Grundaussage: Wir möchten den gesamten europäischen Versand übernehmen – macht das überhaupt Sinn? Nein, weil es immer eine kritische Menge braucht, die pro Zielland erforderlich ist. Nestler: Wie sieht das aus in den Verhandlungen mit ihren Kunden? Irgendwo muss man ja in einem Zielland beginnen und sich festlegen. Hagemann: Es werden die gewünschten Zielländer einzeln verhandelt und wir entscheiden das selber pro Länderrelation, wem wir das Geschäft dann geben. Wir kämpfen dann selber pro Land um jede Länderrelation und manche gewinnen wir und manche verlieren wir. Das ist das ganz normale Business. Nestler: Gibt es da Länder, die sie tendenziell leichter gewinnen aufgrund ihres Netzwerkes? Hagemann: Ja, ganz sicher. Wenn wir unsere Stärken anschauen, dann liegen diese in den 12 bis 13 Top-Konsumländern in Europa. Das
sind in der Regel auch eher die ökonomisch starken Volkswirtschaften, respektive die großen Länder. Also die DACH-Länder, Italien, Spanien, Frankreich, Polen, Tschechien, Skandinavien und UK. Nestler: Und über welches Geschäft sind sie am glücklisten bei Seven Senders aufgrund der Marge? Hagemann: Über Margen sprechen wir natürlich nicht so offen. Aber man kann sagen: Es ist dann immer attraktiv für beide Seiten, wenn man Komplexität lösen kann. Wir sind stolz darauf, dass wir kein klassischer Makler sind. Also wir kaufen keine Paketmarke ein für 3 Euro und verkaufen die im Internet für 3,02 Euro weiter. Sondern wir bauen gesamte Lieferketten auf, die wir auch betreuen, versichern und abwickeln mit unserem Transportmanagement-Team und unseren Lkw-Partnern. Viel Komplexität lösen – das kann im Zollbereich sein. Zum Beispiel bereiten wir jetzt einige Kunden auf den Brexit vor, oder das Zielland Schweiz. Das kann aber auch sein, dass wir für Kunden Multi-Carrier-Lösungen aufbauen. Zum Beispiel möchten in Frankreich rund 30 Prozent der Kunden gerne an eine Packstation gelieferte haben, was La Poste in dem Zusammenhang nicht anbietet. Da geht es dann darum, dass wir den Stream auf verschiedene Carrier aufteilen. Darüber Komplexität zu lösen, bringt sicher den größten Mehrwert für unsere Kunden. Nestler: Mit welchen Partnern arbeiten sie zusammen, wenn man sich die Lieferketten so ansieht? Hagemann: Wir unterscheiden grundsätzlich zwischen Hauptlauf und letzte Meile. Viele nennen es den Vorlauf, für uns ist der weite Weg mit dem Lkw der Hauptlauf. Da arbeiten wir mit Speditionen und haben dazu in den vergangenen Jahren einige wenige Partnerschaften geschlossen. Wir sind da aber komplett transparent und wissen, dass sich der Markt in dem Bereich sehr stark bewegt. Denn der Markt muss ja selbst opportunistisch funktionieren, je nach ökonomischer Lage. Und damit sind wir da immer frei in der Wahl und arbeiten von Gebrüder Weiss über Wackler über DHL Freight etc. mit allen Marktpartnern zusammen, auch mit digitalen Speditionen wie Insta Freight. Auf der letzten Meile arbeiten wir dann mit fixen Partnerschaften, aber stets mit Hinblick auf das Verhältnis Kunde-Dienstleister. Aber das sind natürlich langfristig gewachsene Geschäftsbeziehungen, denn gerade die letzte Meile ist schon ein sehr statisches Unterfangen in Europa. Nestler: Wer sind auf der letzten Meile die Partner in Österreich? Günter Birnstingl: In der Hauptsache Die Österreichische Post und DPD, aber wir reden zum Beispiel auch mit Liefery. Nestler: Wie sieht es aus mit euren Versicherungspartnern, wurden die länderübergreifend ausgewählt? Oder gibt es da einen Globalpartner? Hagemann: Wir haben einen Globalpartner für die gesamte europäische Lieferkette endto-end. In den vergangenen Jahren wird auf der letzten Meile sehr e-commerce-orientiert versendet. Die Handhabung bei den Versicherungen ist aber in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich. Da wird gedanklich noch stark auf das Thema Sonderziehungsrechte eingegangen und es wird gesagt: 8 Euro pro Kilo oder ein Euro pro Kilo. Am Ende muss man aus Konsumentensicht sagen: Das kommt schon fast einer Verweigerung der Versicherung gleich. Wir haben das mit einem Produkt gelöst, das wir gemeinsam mit einem großen Rückversicherer bzw. einer Versicherung im Transportbereich lösen, und zwar über alle Grenzen hinweg. Nestler: Gesetzt den Fall, sie sind bei einem neuen potenziellen Kunden in Österreich, den sie mit ins Boot holen wollen. Mit welchen Argumenten überzeugen sie den? THOMAS HAGEMANN GRÜNDER GEESCHÄFTSFÜHRER SEVEN SENDERS GÜNTER BIRNSTINGL MANAGING DIRECTOR AUSTRIA SEVEN SENDERS
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