BUSINE$+FINANZEN R. Seebacher: Wir blicken jedenfalls optimistisch in die Zukunft. B+L: Ihr Fazit aus COVID-19? R. Seebacher: Die Befürchtung, Homeoffice verringere vielleicht die Motivation zur Arbeit, wurde durch die Corona-Krise widerlegt. Das Arbeitspensum ist mindestens gleich, die Erreichbarkeit hat sich sogar erhöht. Andererseits hat sich das Bewusstsein für den Arbeitsplatz im Büro positiv verändert. Die Mitarbeiter schätzen den persönlichen Kontakt zu Arbeitskollegen noch positiver ein als vorher und nehmen das bewusster wahr als vorher. Und last but not least nutzen wir das Homeoffice heute als Möglichkeit der Arbeitszeit-Flexibilisierung. Wir haben uns gemeinsam ausgemacht, dass jeder Mitarbeiter alternierend mehrere Tage im Monat im Homeoffice verbringen kann. Die Erfahrungen sind von meiner Seite aus also sehr positiv. An dieser Stelle möchte ich mich bei meinen Mitarbeitern für ihr Engagement bedanken. COVID-19 hat aus meiner Sicht daher in sehr kurzer Zeit zur Veränderung ganzer Unternehmenskulturen geführt und völlig neue Chancen eröffnet, die jetzt ergriffen werden. B+L: Wenn ich Sie richtig verstehe, hat die Corona-Krise den Transformationsprozess der Wirtschaft in Richtung Digitalisierung und Industrie 4.0 beschleunigt. Denn, wie Sie bereits erwähnten, haben Sie ja schon lange vor der Krise Konzepte entwickelt, welche die digitalen Möglichkeiten ausnützen und so auch ihre Organisation unmittelbar verändern. Ist das so? R. Seebacher: Ja, das ist aus meiner Sicht so. Dieser Transformationsprozess wurde durch die Krise erheblich beschleunigt und eröffnet uns tatsächlich auch ungeahnte Chancen. Diese Chancen nutzen jetzt viele unserer Kunden, indem sie in Lösungen investieren, die sie zukunftsfit im Sinne der Digitalisierung und Industrie 4.0 machen. B+L: Geben die Märkte ein homogenes Bild für Sie ab? R. Seebacher: Das ist von Branche zu Branche verschieden. So ist beispielsweise bei Unternehmen der Automobil-Zuliefererindustrie wirklich Feuer am Dach. Dort wissen die Verantwortlichen nicht, wie es weiter gehen soll. Sie verlieren gerade wegen der Unplanbarkeit ihre Perspektiven. Umgekehrt gibt es Unternehmen beispielsweise aus der Baumittel-Erzeugung, welche den Bauhandel oder die Bauwirtschaft beliefern oder auch der Lebensmittelindustrie, die einen nie dagewesenen Boom erleben. Ohne das pauschalieren zu wollen, erleben wir jedoch, dass Unternehmen, welche sich schon vor Corona mit den Themen Industrie 4.0 und digitale Transformation sowie den darin enthaltenen Marktveränderungen befasst haben, jetzt kaum Probleme haben, wieder Fuß zu fassen. Manche sind sogar Gewinner der Krise. Die Verantwortlichen in diesen Unternehmen haben schon zwei bis fünf Jahre voraus gedacht, ihr bestehendes Geschäftsmodell überdacht und vielleicht sogar neue Konzepte entwickelt. Diese können sie jetzt in der Krise rasch umsetzen. Dadurch haben sie einen Wettbewerbsvorteil. Das ist nahezu das klassische „Glück des Tüchtigen“. B+L: Reicht das allein aus? R. Seebacher: Nein, natürlich nicht. Eine starke Eigenkapitalquote und Zukunfts-Perspektiven gehören natürlich auch dazu. Das Eigenkapital brauchen Sie, Herr Schlobach, um durch solche Krisen zu kommen und Sie benötigen Zukunfts-Perspektiven hinsichtlich ihres Business. Ohne eines von beidem bekommen Sie natürlich Probleme, solche Krisen zu durchtauchen. Deswegen halte ich die Maßnahmen der gegenwärtigen Bundesregierung hinsichtlich Finanzierungs-Gewährleistung von Überbrückungs- FOTO: RS MEDIA WORLD/ARCHIV 6/2020 14 BUSINE$+LOGISIC
BUSINE$+FINANZEN krediten, Steuerstundungen und Kurzarbeit für grundsätzlich richtig, wir werden aber im kommenden Jahr erleben, dass es für viele dennoch nicht ausgereicht hat, durch die Krise zu kommen. B+L: Kommen wir zu den Investitionen Ihrer Kunden. Nähern Sie sich dem Vorkrisenniveau oder wo befinden sich die Märkte? R. Seebacher: Wir hatten während der weltweiten Lockdowns natürlich Umsatzeinbrüche, vor allem weil laufende Installationen gestoppt wurden und somit nicht Bilanzwirksam werden konnten. Ich habe die Zahlen nicht exakt im Kopf, aber wir dürften so bei 30-40 Prozent liegen. Jetzt, nachdem die Lockerungen erfolgt sind, bewegen wir uns wieder in Richtung Vorkrisenniveau. Wir sehen also genau die erhoffe V-Entwicklung bei uns. Wenn ich mir jedoch unsere Auftragseingänge von heute und für 2021 ansehe, dann „ DIE CORONA-KRISE HAT UNS NAHEZU DAZU GEZWUNGEN, ALTERNATIVEN ZUR MESSE AUFZUSPÜREN. UND DIE GIBT ES. “ bewegen wir uns zum Jahresende auf rund zehn Prozent weniger als im Rekordjahr 2019 und für 2021 werden wir, wenn es so weiter geht, das vergangene Rekordjahr wieder erreichen. Hier helfen Maßnahmen wie die Investitionsprämie der Bundesregierung natürlich auch weiter. Roland Seebacher, Geschäftsführer BITO Austria B+L: Kann man das planen oder steckt darin auch viel Unsicherheit. R. Seebacher: Die Planung für 2021 hängt natürlich auch ab von den Rahmenbedingungen, welche uns die Corona-Krise vorgibt. Darum ist sie herausfordernder als sonst und auch emotionsbehafteter. Die Krise verunsichert die Wirtschaft generell. Die Verunsicherung wird natürlich auch durch Berichte über große Konkurse, Werksschließungen, Massenreduktion der Arbeitskräfte usw. verstärkt. Dabei wird hier oftmals übersehen, dass sich diese Effekte bereits lange vor der Krise ankündigten. Corona hat also gar nichts damit zu tun. Das Problem dabei ist jedoch, dass diese Effekte zu den anderen hinzukommen, die durch die Lockdowns und die Corona-Krise entstanden sind. B+L: Kommen wir zu den Megatrends Industrie 4.0 und dem Transformationsprozess, in dem sich die europäische bzw. österreichische Wirtschaft befindet. Wie schätzen Sie die Zukunft Österreichs in diesem Zusammenhang derzeit ein? R. Seebacher: Wir dürfen das Thema nicht allein aus der wirtschaftlichen Sicht betrachten, sondern auch aus der sozialen. Nehmen wir die vorhin angesprochenen Baumärkte, die derzeit wirklich boomen. Das hängt aus meiner Sicht auch damit zusammen, weil sich die Arbeitswelt generell verändert. Die Menschen haben mehr Zeit für solche wertschöpfenden Dinge und sie nehmen sie sich auch. Das ermöglichen Industrie 4.0 und die digitale Transformation. Das deutet wiederum auf eine verstärkte Regionalisierung der Wirtschaft hin. B+L: Lösen Unternehmen, die für den regionalen Markt produzieren und auch kürzere Supply Chains aufweisen, Globalplayer ab? R. Seebacher: Nein, das würde ich nicht so sagen. Aber die Corona-Krise hat schonungslos die Anfälligkeit von globalen Supply Chain-Netzwerken gezeigt wie etwa in der Automobil- oder der Pharma-Industrie. Hier werden sich die Globalplayer etwas überlegen müssen und tun das auch. Das DIESER MANN IST KEIN BUTLER. Aber er tut alles für bestes Service. Die Post ist Partner von: post.at/meinesendung Die Österreichische Post bietet eine ganze Reihe von Services, damit Ihre österreichischen Kundinnen und Kunden ihre Pakete besonders bequem und rasch erhalten. Zum Beispiel 24-Stunden-Abholstationen, die Abstellgenehmigung oder die praktische Paketumleitung per kostenloser Post App. Und Sie als Versender sichern sich top Qualität und ZustellerInnen, denen die Empfänger vertrauen.
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