LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S6JÜRGEN BIERBAUMERAKV: Keine Branche stärker von Insolvenzenbetroffen als der HandelLaut den aktuellen AKV-Zahlen verzeichnet derHandel im Branchenvergleich mit Abstand diemeisten Insolvenzen. Wie die jüngste Statistikfür Jänner bis November belegt, wurde im Handelheuer mit exakt 941 insolventen Unternehmenein neuer Höchstwert erreicht.Vor diesem Hintergrund haben die österreichischenHändler für 2025 folgende Strategien undMaßnahmen geplant, um ihre wirtschaftlicheExistenz nach dem Weihnachtsgeschäft abzusichern:• Investitionsstopp: 49% (Vorjahr: 43%)• Reduktion von Werbespendings: 33%(Vorjahr: 41%)• Personalabbau: 31% (Vorjahr: 32%)• Verkürzte Öffnungszeiten: 24% (Vorjahr: 27%)• Expansionsstopp: 15% (Vorjahr: 24%)• Filialschließungen: 17% (Vorjahr: 19%)XEinzelhandel 2024: Umsatz klettert auf77,2 Mrd. Euro (nominell +2,7%; real +0,7%)"Aus all diesen Faktoren leitet sich unsereGesamtjahresprognose 2024 für den österreichischenEinzelhandel von 77,2 MilliardenEuro netto ab. Eine nominelle Steigerung von2,7% gegenüber 2023", sagt HandelssprecherRainer Will."Für 2025 erwarten wir, dass die Effekte desheurigen Weihnachtsgeschäfts noch stärker inden Jänner einwirken, insbesondere durch dasGutscheingeschäft sowie die Umtauschphaseim stationären Handel nach Silvester. Spätestensim zweiten Quartal 2025 hoffen wir auf einesignifikante Aufhellung der Konsumlaune.""Die Grunddynamik in der Umsatzentwicklungverlief aufgrund der schwachen allgemeinenWirtschaftsentwicklung durchwachsen. Das rezessiveKonjunkturumfeld hat die Konsumlaunebelastet, gleichzeitig ist die Sparquote stark gestiegen.Real liegen die Umsätze aber minimalüber dem Vorjahr. Positiv ist auch, dass sich dieInflation in den letzten Monaten normalisierthat", ergänzt WIFO-Experte Jürgen Bierbaumer.HV-Händlerbefragung: 2/3 setzen auf gezielteInvestitionen, um WachstumschancenabzusichernLaut der jüngsten Blitzumfrage des Handelsverbandes– teilgenommen haben 164 Mitgliederdes Handelsverbands aus allen Branchen undGrößenklassen – werden 41% der Betriebe imGesamtjahr 2024 einen Verlust erwirtschaften,21% maximal ein ausgeglichenes Ergebnis und38% einen Gewinn.Immerhin 61% der Händler sehen sich inder Lage, 2025 verstärkt zu investieren, umWachstumschancen abzusichern:• Interne Prozessoptimierung: 35%• Webshop Auf-/Ausbau: 26%• Digitale Prozessoptimierung: 25%• Fokus auf Werbung/Marketing: 23%• Ladenbau & Geschäftsausstattung: 19%• Mitarbeiter-Schulungen: 19%3-Wünsche ans Christkind: Bürokratieabbau,Fair Play, Maßnahmen gegen EnergiekostenDamit uns 2025 das wirtschaftliche Comebackgelingen kann, sind wir auch auf Unterstützungvon politischer Seite angewiesen. Seit vielenJahren existieren im Handel zwei Geschwindigkeiten.Die österreichischen Handelsbetriebemüssen mit einer Ritterrüstung, mit starren Zuschlägenund hohen Lohnnebenkosten einenwahren Hürdenlauf absolvieren. Die globalen
RAINER WILLInternet-Giganten ohne Betriebsstätte in Österreichkönnen hingegen frei wie Vögel agierenund einen eleganten Sprint hin zu den Konsumentenabsolvieren. Daher sind jetzt staatliche,lenkungspolitische Schritte erforderlich.1. EntbürokratisierungAm allerwichtigsten ist ein radikaler Bürokratieabbau!Jahr für Jahr kostet uns der österreichischeBürokratiedschungel bis zu 15 MilliardenEuro. Allein der EU Green Deal füllt im Amtsblattder EU rund 36.000 Seiten. Gold Plating, alsodie Übererfüllung von EU-Vorgaben, kostet unsjährlich rund 500 Millionen Euro. Hier gibt es einmassives Einsparpotenzial.Der Einzelhandel zählt laut Retail RestrictivenessIndicator der EU-Kommission zu den amstärksten regulierten Branchen in Europa undÖsterreich belegt im EU-Vergleich den vorletztenPlatz. Der Reformstau und die überbordendeBürokratie behindern die Wettbewerbsfähigkeitund belasten die Unternehmen. Besonders betroffensind kleine und mittlere Betriebe, die sichin einem Dschungel von Meldepflichten undFormalvorschriften verlieren. Ein echter Gamechangerwäre die Einführung der "one-in-twoout-Regel"auf allen Regulierungsebenen (d.h.für jedes neue Gesetz müssen zwei bestehendeabgeschafft werden).2. Level Playing Field im digitalen HandelAuch im Onlinehandel entgehen dem österreichischenStaat jährlich hunderte MillionenEuro an Steuereinnahmen, weil sich dubioseFernostplattformen wie Temu oder Shein nichtan die europäischen Vorgaben halten. Von denmind. 2,5 Milliarden Paketen, die pro Jahr ausFernost nach Europa geliefert werden, sind lautEU-Kommission zwei Drittel falsch deklariert, umZollgebühren bei der Einfuhr zu umgehen. Derderzeitige 150-Euro-Schwellenwert für die Zollbefreiungvon Waren wird von Betrügern starkausgenutzt, u.a. auch durch die Stückelung derSendungen in Teillieferungen, so dass kein Zollund zu wenig Einfuhrumsatzsteuer anfällt.Bei Gesamtausgaben der Österreicher im Internet-Einzelhandelvon ca. 10,6 Mrd. Euro beträgtder Kaufkraftabfluss ins Ausland je nach Studiebereits 5 bis zu 8 Mrd. Euro. Der Marktanteil derAnbieter aus Fernost daran dürfte bereits inRichtung 20% tendieren, womit wir bei mittlerweile1,5 Mrd. Euro Abfluss nach Fernost wären.Der Schaden für den heimischen Handel liegtbei rund 4,5 Mrd. Euro. Wird beispielsweise beiTemu ein Paar Schuhe um 20 Euro gekauft,entgeht dem heimischen Handel dadurch nichtbloß ein Umsatz von 20 Euro, sondern einer vonca. 100 Euro – denn so viel hätte ein durchschnittlichesPaar Schuhe hierzulande gekostet.Wir sprechen also im Schnitt von einem Faktor5, der dem heimischen Handel durch Fernost-Käufe entgeht. Wenn wir also von 1,5 Mrd.Euro Kaufkraftabfluss nach Fernost ausgehen,liegt der Umsatzentgang im Inland (auf Basiseines konservativen Faktors 3) bereits bei4,5 Mrd. Euro – und der daraus resultierendeSteuerentgang im Finanzministerium bei 900Mio. Euro.3. Bremse für EnergiekostensteigerungenAus heutiger Sicht fallen mit Ende 2024 wichtigeEntlastungen und Zuschüsse im Energiesektorweg. So ist ab Jänner eine Erneuerbaren-Förderpauschalepro Zählpunkt zu leisten,welche in den vergangenen Jahren ausgesetztbzw. aus dem Bundesbudget finanziert wurde.Auch der Erneuerbaren-Förderbeitrag, welcher
Für Unternehmen wird die proaktive
in Österreich vermehrt auf dem Vor
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Investitionen in digitale Plattform
Bundeshauptstadt elektrisch beliefe
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