LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 5/2024 | S40Handel & DistanzhandelWohin steuert dieLebensmittellogistikim Jahr 2025?Manche Trends in der Lebensmittellogistik sindwie Avocados: Plötzlich wollen sie alle haben,kaum reif - und schon wieder weg. Die BranchengrößenGetir und Gorillas schienen mitihren Belieferungskonzepten eine Branche aufden Kopf zu stellen. Doch wie so viele großeNamen mussten auch sie sich vom deutschenund europäischen Markt zurückziehen.REDAKTIONFest steht, dass die letzte Meile einerder größten Kostentreiber im Online-Lebensmittelhandel ist. Aber eben auchder vielleicht wichtigste Begegnungspunktmit den Verbraucher*innen. Von nochschnelleren Lieferungen bis hin zu exklusivenAngeboten - die Erwartungshaltung der Verbraucherwird immer höher. Was ist das nächste großeDing in der Lebensmittellogistik, wer gewinntdas Rennen um das beste Lieferangebot? Undwie schaffen es die Lebensmittellogistiker, dieswirtschaftlich zu betreiben? Sicher ist: Die Lebensmittellogistikmuss sich neu aufstellen undaus dem Scheitern der großen Akteure die richtigenSchlüsse ziehen. Wohin sich die Brancheim Jahr 2025 entwickeln könnte, zeigt ein Blickauf die wichtigsten Trends.Die letzte Meile mit KünstlicherIntelligenz meisternOft geht es bei der Optimierung der letzten Meilenur um Sekunden und Cents pro Paket. Bei immergrößeren Paketmengen summieren sich dieseBeträge jedoch schnell zu großen Summen, dieviele Unternehmen unterschätzen. KünstlicheIntelligenz verändert hier zunehmend die Spielregelnund ermöglicht es Logistikunternehmen,effizienter denn je zu liefern - und das ist erst derAnfang. Mit prädiktiven Analysen kann künstlicheIntelligenz bereits Wochen im Voraus vorhersagen,welche und wie viele Pakete in einem bestimmtenGebiet zugestellt werden. So könnenLogistikdienstleister ihre Ressourcen wie Fahrzeugeund Fahrpersonal optimal planen und diebeste Lieferroute erstellen. Dies trägt nicht nurzu einer effizienteren und kostengünstigerenZustellung bei, sondern verbessert auch unmittelbardas Kundenerlebnis durch zuverlässigeund planbare Lieferungen.BAHADIR BIRKANLebensmittel grün geliefertNachhaltige Lieferungen liegen auch im kommendenJahr im Trend. Für Verbraucher werdennachhaltige Lieferoptionen nämlich zu einem immerstärkeren Kaufkriterium bei der Bestellung.Dennoch haben einige Logistiker ihre Flotten nurlangsam umgestellt. Politische Regulierungenwie die Einführung emissionsfreier Zonen oderdie Förderung der Elektromobilität oder die Erwartungender Verbraucher beschleunigendiesen Trend weiter. Die Nachhaltigkeitsmaßnahmenerstrecken sich zudem über die Fahrzeugflottenhinaus:Inzwischen bieten Logistikdienstleisterauch Optionen wie die verzögerte
Lieferung an, bei der gewartet wird, bis genügendBestellungen in einem Gebiet eingegangen sind,um sie in einer einzigen Tour auszuliefern und soEmissionen zu sparen.Die Rolle der Logistik für KommunenDie Zahl der Pakete steigt jährlich, Lieferfahrzeugegehören mittlerweile zum Stadtbild. Dabeiversuchen Kommunen bereits mit der Einführungvon Umweltzonen und Fördertöpfen fürElektromobilität, umweltschädliche Fahrzeugeaus dem Betrieb zu nehmen. Damit die Logistikumweltverträglich und im Einklang mit den Anwohnerin den Städten existieren kann, brauchtes eine enge Zusammenarbeit der Logistikunternehmenmit den Kommunen.Die letzte Meile ist ein öffentliches Interesse. Sokönnen Kommunen und Logistiker gemeinsamIdeen entwickeln, wie sie zusammenarbeitenund die Menschen versorgen können. Beispielsweisekönnten gemeinsam sinnvolle Lieferflächenfür Logistiker an Schnittstellen definiertwerden, um das Parken in zweiter Reihe zu vermeiden.Schon im Besitz eines Abonnementsfür Lebensmittellieferungen?Dieses Prinzip ist von allen großen Streaming-Plattformenbekannt. Die Kunden schließenein monatliches oder jährliches Abonnement abund profitieren von zusätzlichen Services wieunbegrenzter kostenloser Lieferung, schnellererLieferung und weiteren exklusiven Features.Immer mehr Unternehmen (wie z.B. AllegroSmart!, Alza+, Wolt, Foodora oder Bolt und vielemehr) bieten ihrer Kundschaft genau das an undwollen damit die Markenbindung stärken, um sichso konstante Einnahmen zu sichern, währenddie Verbraucher ein immer besseres Liefererlebniserhalten. Es scheint, dass die Anbietereinen höheren Fokus auf langfristige Kundenbindunglegen wollen und maßgeschneiderteAngebote für die eigenen Zielgruppen entwickeltwerden, die das sicherstellen sollen.Das Marktplatz PhänomenDie wachsende Beliebtheit von Online-Marktplätzenim Lebensmittelbereich ist bemerkenswert.Klar, denn die Händler erhalten schnellZugang zu einem großen Kundenkreis und dieKunden haben Zugriff auf eine große Produktpalette.Aber Vorsicht: Händler laufen Gefahr,den direkten Kundenkontakt zu verlieren und alsMarke nicht mehr wahrgenommen zu werden.Für ein langfristiges und gesundes Wachstumbleibt ein eigenes, auf die Bedürfnisse der eigenenKunden zugeschnittenes Logistikangebotdie erfolgversprechendere Option.Schneller, weiter und mehr!Vor allem aber zeichnet sich der Trend ab, dassder gesamte Lieferprozess immer schneller wird.Die Logistikdienstleister wollen darauf reagierenund werden Zeitfensterlieferungen weiter ausbauen,um kurze Lieferzeiten verlässlich zusagenzu können. Ebenso denken die Unternehmenüber eine Verschiebung der Cut-Off-Zeitennach, um auch für Lieferungen, die erst amAbend erfolgen, eine Next-Day-Lieferung anbietenzu können. Es gibt Zeiten, bis zu denender Onlineshop diese Möglichkeit bietet. Diesezu verändern kann den Kund*innen mehr Flexibilitätgeben und ihren steigenden Anforderungenan die Lieferung gerecht werden.Wie schaut die letzte Meile 2025 wirklich aus?Die Trends zeigen, dass sich die letzte Meile imJahr 2025 weiterentwickeln und wachsen wird.Herausforderungen wie Effizienz, Nachhaltigkeit,steigende Kundenerwartungen und neueGeschäftsmodelle prägen die letzte Meile im Jahr2025. Umso wichtiger ist es, dass diese Herausforderungenverstärkt gemeinsam mit der Politikgelöst werden und durch Technologie nichtnur Geld, sondern auch Emissionen eingespartwerden können. Die Anbieter stehen vor dergroßen Aufgabe, den Spagat zwischen Kostendruckund höheren Kundenerwartungen zumeistern. Inwieweit schneller, weiter und mehrlangfristig tragfähig ist, wird sich zeigen. Wichtigererscheint den Unternehmen aber der direkteKontakt zwischen Händlern und Kunden, umlangfristig erfolgreich zu sein. Gerade nach dengroßen Umbrüchen 2024 bei den Big Playern derLebensmittellieferbranche wird es umso spannender,wer 2025 die Nase vorn hat. (RED)
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