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LE-5-2021

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LOGISTIK express Zeitschrift ePaper App | Ausgabe 5/2021

LOGISTIK express

LOGISTIK express 5/2021 | S8 Globalisierung versus Regionalisierung: wer gewinnt? „Eine Kombination aus beidem. Die Globalisierung hat nicht alles gehalten, was sie versprochen hat. Freihandelspakte wie Mercosur stellen eine Bedrohung dar, wenn beispielsweise Deutschland bereit ist, den nationalen Fleischmarkt zu zerstören, um mehr Autos zu exportieren. Auf der anderen Seite kann man nicht sagen, dass Regionalisierung bei allem besser ist. Ideal wäre saisonal und regional. Denn eine Bio-Gurke aus spanischem Freilandanbau kann im Winter durchaus eine bessere CO2-Bilanz aufweisen als eine herkömmliche Gurke aus einem regionalen, beheizten Glashaus.“ Der bundesweite Nachhaltigkeitskompass „Sustainable Commerce Report“, eine großangelegte Konsumentenstudie mit über 1.000 Befragten, wird jährlich vom Handelsverband und EY Österreich in Zusammenarbeit mit MindTake Research erstellt. Zusätzlich fließt eine Händlerbefragung unter den Mitgliedern des Handelsverbands mit in die Ergebnisse ein. Und diese zeigen, dass den Österreichern Nachhaltigkeit nicht nur wichtig ist, sondern dass sie auch bereit sind, dafür zu bezahlen: „Ganze 57 Prozent sind bereit, für regionale und Bio-Produkte tiefer in die Tasche zu greifen, jeder Zehnte würde sogar 25 Prozent oder mehr aufzahlen. Für fair gehandelte Produkte ist knapp die Hälfte (49 Prozent) bereit, mehr auszugeben. Das ist eine riesige Chance für den Handel, hier mit Qualität aus der Region größere Margen zu erzielen“, so Will. Doch auch die anderen Erkenntnisse der im Oktober veröffentlichten Studie sind durchaus interessant. So sind beispielsweise die Top-Nachhaltigkeitsthemen der Konsumenten Müllvermeidung, Recycling, nachhaltige Verpackungen (62 %), Vermeidung von Produkt- oder Lebensmittelverschwendung (55 %) sowie Tierwohl (54 %). „Angesichts dieser Zahlen wäre auch dringend eine Herkunftskennzeichnung in der Gastronomie von Nöten. Wenn dann das Schnitzerl vom österreichischen Rind um ein paar Prozent mehr kostet als das aus dem Ausland, würde sicher die Mehrheit lieber das regionale Produkt kaufen“, ist Will überzeugt. Dass dann doch wieder weniger nachhaltige Produkte als möglich im Wagerl landen, liegt vor allem an vier Punkten: dem teils doch signifikant höheren Preis für Öko-Produkte (47 %,) dem Verzichtsunwillen (36 %, nicht jeder mag Sojaschnitzel), der Bequemlichkeit (23 %) und der mangelnden Aufklärung (21 %). „Die Befragten würden aus Nachhaltigkeitsgründen durchaus lieber vereinzelte leere Supermarktregale in Kauf nehmen und die Raumtemperatur daheim um 1°C senken, als auf Fleisch, Reisen oder ihr eigenes Auto zu verzichten“, nennt Will eines der Studienergebnisse. Auch überraschend: besonders ältere Personen haben sowohl beim Lebensmittel-, als auch beim Kleidungskauf überdurchschnittlich hohe Erwartungen an Nachhaltigkeitsaspekte. Paradox: 18- bis 29-Jährige sind eher bereit aufzuzahlen, wollen aber auf nichts verzichten. Stolze 70 Prozent der Studienteilnehmer würden ein Bonusprogramm für nachhaltigen Konsum begrüßen und auch nutzen, und drei Viertel der Bevölkerung finden eine Cashback-Option interessant – und das quer durch alle Altersklassen. „Für die Unternehmen ist es wichtig, ihre eigene Zielgruppe zu kennen und dementsprechend ihr Angebot zu gestalten“, fasst Will zusammen. Wenig verwunderlich daher, dass die parallele Händlerbefragung ergab, dass 84 Prozent der Händler es als Chance sehen, im Nachhaltigkeitsbereich aktiver zu werden. Die Marke „made in Germany“ ist weltweit ein Kaufanreiz, wie steht es mit der Marke „made in Austria“? „Es ist sehr wichtig, die Marke zu stärken. Und Österreich ist dafür prädestiniert! Wir sind weltberühmt für unsere Kunst, Kultur, Musik, aber auch als Sportnation, Kongressstandort und Urlaubsreiseziel. Diese Themen muss man mitvermarkten. Wir haben Qualitätsgütezeichen mit freiwilligen Selbstverpflichtungen, die weit über die gesetzlichen Regelungen hinausgehen, und die Qualität spricht für sich. Sonst würde Österreich wohl kaum Lebensmittel in 180 Länder exportieren“ schwärmt Will, „weitere gute Gründe für eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung.“ Zudem sei durch die Pandemie ein Weckruf erfolgt – nicht zuletzt durch die Unterbrechung der Lieferketten mit vielen Verzögerungen insbesondere aus

„INVESTITION NACHHALTIGE LOGISTIK“ Im Gespräch mit Post AG Vorstand für Paket & Logistik Peter Umundum über Innovationen und Investitionen in und für eine nachhaltige Logistik. Mehr auf logistik-express.com LOGISTIK express Ausgabe 3/2021 Fernost. Will: „Viele merken, dass es besser ist, lokal einzukaufen. Trotzdem ein Tipp: vorher anrufen, ob das Gewünschte wirklich lagernd ist.“ Viele Warengruppen werden überwiegend importiert – Bekleidung, Baumarktartikel, Spielzeuge, aber auch die Chipproduktion erfolgt hauptsächlich in Asien. Können diese Produkte überhaupt konkurrenzfähig hierzulande gefertigt werden?„Je höher der Automatisierungsgrad, desto eher ist die Rückkehr zu einer europäischen Produktion möglich. Der Faktor Arbeit mit viel zu hohen Lohnnebenkosten ist ausschlaggebend. Wir sind hier in den Top Drei hinter Frankreich und Schweden – kein ruhmreiches Stockerl! Internationale Unternehmen schrecken vor der Ansiedelung in Österreich zurück. Aber das liegt nicht ausschließlich an den Lohnkosten. In keinem anderen Land gibt es beispielsweise die Mietvertragsgebühr, die stolze 1 Prozent der Miete für 5 Jahre im Voraus geleistet werden muss. Bei prestigeträchtigen Geschäftsflächen ist das durchaus eine stolze Summe. Die ökosoziale Steuerreform ist meiner Ansicht nach ein wichtiger Schritt zur Stärkung der Kaufkraft, auch wenn die Effekte bereits wieder aufgefressen werden. Aktuell sieht die weltweite Einteilung so aus: die USA stehen für Software, Asien für die Hardware, und Europa zahlt dafür. Aber wir dürfen nicht immer nur Kunden sein! Wenn wir Europa nicht als reines Museum führen wollen, muss auch die Produktion wettbewerbsfähig gestaltbar sein“, fordert Will. MJR|HANDEL.UMWELT.LOGISTIK NACHRICHTEN & ZEITSCHRIFTEN APP Bleiben Sie mit unserer APP immer gut informiert!

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