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LE-5-2021

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LOGISTIK express Zeitschrift ePaper App | Ausgabe 5/2021

LOGISTIK express

LOGISTIK express 5/2021 | S64 Aulandschaft Rossatz Wachau: Millionen glücklicher Wachau-Besucher wissen nicht, dass das nur eine minderwertige „Zweitau“ ist, was sie bisher bewundert und geliebt haben. politik. Diese sei nicht geeignet, die Landwirtschaft dazu zu bringen, dass sie die Anforderungen der Wasserrahmenrichtlinie erfüllt. Vielmehr fördere die EU-Agrarpolitik eine ineffiziente Wassernutzung. Das klingt alles sehr kompliziert – ist es auch. Schließlich geht es nicht nur darum, unzählige Renaturierungsmaßnahmen zu setzen. Es geht auch um die Verteilung von sehr viel Geld. Wer ein Stück vom Kuchen bekommt, unterliegt einem komplizierten Prozedere, das nur von Experten durchschaubar ist. Bevor noch ein einziger Stein in der Natur bewegt wird, kämpfen Unternehmen und Organisationen mit dem Schöpflöffel und Baggerschaufel am Fördertopf. Eines der wichtigsten Finanzierungsprogramme für diese Aufgaben ist EU-LI- FE. In der Programmperiode 2021-2027 stehen seitens der EU 5,43 Mrd. Euro an Fördergeld zur Verfügung. Die Finanzierung der Renaturierungsmaßnahmen erinnert ein wenig an das beliebte DKT-Brettspiel, das ursprünglich eigentlich „Spekulatio“ hieß und fast schon so alt ist, wie die Wasserbauwirtschaft. Tatsächlich gibt es seit 2021 „Das kaufmännische Talent“-DKT auch als Wachau-Version. Neben einer Donaulände kann man auch einen Treppelweg erwerben und damit spekulieren. Zur Präsentation des Spieles sind extra Nationalratspräsidenten Mag. Wolfgang Sobotka, Landeshauptmann-Stv. Dr. Stephan Pernkopf und der für die Donau zuständige Staatssekretär Dr. Magnus Brunnner in die Wachau-Gemeinde Rossatz-Arnsdorf zu Bgm. Erich Polz gereist. Die Frage ist, kann das übergeordnete Ziel der Renaturierung und Beseitigung degradierter Ökosysteme überhaupt gelingen? Was ist ein natürlicher Lebensraum? Welchen Zustand sollen wir herstellen? Den von vor 100 Jahren, von vor 500 oder gar zehntausend Jahren? Man könnte auch die Prädonau als ideales Ziel anstreben. Wer bestimmt, welche ehemaligen Regulierungsbauwerke wieder abgerissen werden sollen? Vielleicht den Marchfeldschutzdamm, der der Donau 34 Quadratkilometer Auland gekostet hat? Anlässlich der aktuellen Neugestaltung des

Was würden die vielen Wasserbauexperten machen, wenn keine neuen Eingriffe in die Natur erfolgen sollen und Rückbauten auch nicht? Was jetzt gerade passiert ist, dass sich die Wirtschaft die gesellschaftliche Änderung zunutze macht und die Kriegskasse füllt. Wir haben nämlich die paradoxe Situation, dass Renaturierungsmaßnahmen und neue Eingriffe in die Natur parallel laufen. Das wird so nicht mehr lange gehen. Der Widerstand wächst. Vor dem Hintergrund der Dekarbonisierung in der Energieversorgung, wachsen die Begehrlichkeiten bezüglich erneuerbarer Energie. Besonders der Ausbau der Wasserkraft soll die Energieversorgung retten. Eine ganze Reihe von namhaften Experten läuft aber bereits dagegen Sturm, weil sie der Meinung sind, das würde den gegenwärtigen Trend des Biodiversitätsverlusts verschärfen. Nordwestbahnhof-Geländes in Wien, würde sich auch die Gelegenheit ergeben, dass alte „Fahnenstangenwasser“ – welches 1838 endgültig zugeschüttet wurde, wieder freizulegen. Dann könnten Schiffe endlich wieder am Augarten anlegen. Es stellt sich auch noch die Frage, wessen natürlicher Lebensraum soll prioritär geschützt werden? Den der Fische, der Vegetation oder des Wassers? Forscher an der Uni Wien halten fest, dass eine vollständige Regeneration des Ökosystems oftmals nur in historischen oder geologischen Zeiträumen möglich ist. Andere behaupten überhaupt, dass wir mit dem Vermächtnis vergangener Generationen werden leben müssen. Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft, Abwasser Einträge, Regulierungen, Kraftwerksbauten, Feststoffhaushalt, Sohleeintiefung usw., all das wird uns bis in alle Ewigkeit begleiten. Ist also alles rund um die Renaturierung und Ökologisierung für die Katz, wenn wir es eh nicht schaffen? Da muss man wohl einwenden, dass sich der ganze Aufwand jedenfalls für die Wirtschaft lohnt. Alle Umweltorganisationen haben sich bereits ebenfalls gegen neue Wasserkraftwerke ausgesprochen, die nicht naturverträglich gebaut werden. Zusammenfassend bleibt eine zentrale Frage unbeantwortet: Wie ernst ist es den Entscheidungsträgern mit der Ökologisierung? Unser Flusssystem und das aquatische Ökosystem hat zwar einen großen Anteil am Gesamtsystem, ist aber eben nur ein Teil des großen Ganzen. Damit das Gesamtsystem funktioniert, müssen alle Räder ineinandergreifen. Hat schon mal jemand gesagt, wir müssen nicht nur Flüsse, sondern auch Autobahnen renaturieren? Wie sinnbefreit ist das Ansinnen, Flüsse hochwasserfit zu machen, wenn gleichzeitig die Bodenversiegelung an Land ungehindert fortschreitet? Welchen Sinn hat der Schutz von Fischbeständen, wenn gleichzeitig die Einträge aus der Landwirtschaft und Industrie zunehmen? Brauchen wir mehr Natur nur deshalb, damit wir noch mehr Natur verbrauchen und zerstören können? »Es ist noch nie gelungen, ein Problem an seinem Ende zu reparieren. Man muss an seine Ursachen gehen«, sagt die Umwelthistorikerin Verena Winiwarter (PB)

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