LOGISTIK express 5/2021 | S52 ser technologischen Lösung liegt nicht nur in der Drohne als Fluggerät, sondern auch in der autonomen Steuerung der Drohne und/oder des Rovers und vor allem in der KIbasierten Computervision, die Label bzw. Behälter/Paletten erkennt und auslesen und speichern kann. Der führende Anbieter von diesen Lösungen in Deutschland ist die Firma Doks. Inventurdrohnen können aber auch bei Linde, Eyesee, Corvus, Ware, Flytware und anderen Anbietern bezogen werden. Mit diesen Technologien (KI-basierte Computervision) kann ein beschriebenes Drohnensystem auch für die Zählung von (Leergut-)Behältern eingesetzt werden, d.h. für Lagerbereiche, in denen in der Regel keine Buchung der zu- und abgeführten Behälter erfolgt. Dies kann im Zusammenhang mit einer Drohne passieren, die den Lagerbereich abfliegt (sowohl in einem Lagergebäude oder auch im Freien/Außenlagerbereich) bzw. ohne Drohnen durch fix montierte Ki-unterstützte Kamerasysteme an der Gebäudedecke. 2. Drohnen für den Intralogistik-Transport Ein weiteres wichtiges Einsatzgebiet für Logistik-Drohnen liegt im Intralogistikbereich beim Transport physischer Güter. Dabei werden die Drohnen nicht den Transport von großen Materialströmen/-volumina übernehmen, sondern in einem wohl-selektierten Spot-to- Spot Transportbereich eingesetzt werden. Die großen Massenströme werden auch zukünftig am Boden verlaufen. Die diesbezüglich in Pilot-Anwendungen getesteten bzw. in Daueranwendung stehenden Drohnen-Einsätze dienen ... • In großflächigen Produktionswerken zum Transport von eiligen Express-Lieferungen von Fehlteilen an der Linie, um eine Produktionsunterbrechung bzw. einen Bandstillstand zu vermeiden • der Anbindung von externen Logistik-Hubs mit Produktionswerken (ebenfalls für Express-Lieferungen, wie es z.B. Seat in seinem Werk in Martorell macht). • der Anbindung von dezentralen Einheiten mit einem mit hochwertigem Equipment ausgestatteten Zentrallabors (z.B. bei ThyssenKrupp, wo 4 Hochöfen mit dem Zentrallabor über eine Drohne verbunden wurden) • der Verbindung von Operationssälen mit einem Zentrallabor, wenn dieses räumlich distanziert liegt Allen Intralogistik-Transportanwendungen gleich ist: transportiert werden einzelne Produkte bzw. Samples, die nicht zu groß und nicht zu schwer sind und die schnell an einer weiter entfernten Stelle gebraucht werden. Dabei fliegen die Drohnen in der Regel nicht weiter als 5 km, nicht länger als 0,5h und nicht schneller als 50 km/h. Der Vorteil von vielen dieser Intralogistik-Lösungen: es wird meist über privatem Betriebsgelände geflogen, öffentliche Flächen sind nicht betroffen, was den tlw. langwierigen, teuren und oftmals noch gar nicht geregelten Erwerb von Fluglizenzen erleichtert. Auch der Umgang mit den Problembereichen der Logistikdrohnen, ihr Lärm und die Gewährung der Sicherheit des Transports, lässt sich auf privaten Grundstücken leichter klären und regeln, als für Drohnen, die im öffentlichen Raum fliegen. 3. Last Mile Delivery Der dritte große Einsatzbereich von Drohnen liegt in der Zustellung von (E-Commerce-)Sendungen auf der letzten Meile. Hier haben alle großen Logistik-Anbieter wie Amazon, UPS, DHL, FedEx u.a. ihre ersten Piloterfahrungen mit Drohnen hinter sich. Dabei haben sich drei sinnvolle Einsatzbereiche herauskristallisiert: 1. Versorgung von in der Regel dünn besiedelten Gebieten, die schwierig zu erreichen sind, wie z.B. Inseln oder Bergregionen 2. Versorgung von dicht besiedelten städtischen Gebieten aus urbanen Logistik-Hubs, um schneller als bei der traditionellen Zustellung mit dem Paketwagen zu sein (0,5h – 2,0h-Lieferung) 3. Drohnen, die mit einem Paketwagen in die Zustellregion gebracht werden, und dann den Fahrer bei der Überwindung der allerletzten Meile unterstützen Technologisch sind die wichtigsten Fragen für die kleinen Paket-Drohnen weitgehend geklärt.
„INVESTITION NACHHALTIGE LOGISTIK“ Im Gespräch mit Post AG Vorstand für Paket & Logistik Peter Umundum über Innovationen und Investitionen in und für eine nachhaltige Logistik. Mehr auf logistik-express.com LOGISTIK express Ausgabe 3/2021 Die aktuelle Entwicklung geht mittlerweile soweit, dass Volocopter an einer vollelektrischen Drohne arbeitet, die eine Palette mit bis zu 200 kg über 40 km transportieren kann. Die Zustellung über und in dünn besiedeltes Gebiet ist nicht nur von den Genehmigungen, sondern auch von der Frage der Wirtschaftlichkeit geprägt. Das größte Problem beim Einsatz von Drohnen für die letzte Meile in dicht besiedeltem Gebiet sind zur Zeit... o Die Akzeptanz durch die breite Bevölkerung (Lärm und Sicherheit) und vor allem o Die vielfach ausstehenden Regularien zum Betrieb von Drohnen im öffentlichen Raum. Die Schweiz gilt hier als Innovationstreiber und nimmt diesbezüglich hierbei in Europa eine Vorreiterrolle ein. Seit 2017 arbeiten dort das Bundesamt für Zivilluftfahrt und Skyguide zusammen, um einen geregelten Drohnenverkehr testweise im öffentlichen Raum hinzubekommen. Dabei werden Fragen nach Flughöhen, Sicherheit, Steuerung, gesperrte und erlaubte Korridore bzw. Einflugschneisen/ Drohnenautobahnen für die Erreichung von größeren Städten besprochen und geklärt. Die Regularien, die Sicherheit im öffentlichen Raum und der von den Drohnen versursachte Lärm sind die größten Hürden, um der Last Mile Delivery durch Drohnen zum Durchbruch zu verhelfen. Diese Hürden sind zur Zeit in Europa so groß, dass die Zustellung durch Drohnen in den nächsten Jahren nicht zu einem Standard-Angebot der Logistik-Dienstleister bzw. der Paket- und Expressdienstleister werden wird. Ihre Pizza werden Sie in den nächsten Jahren immer schneller und mit einer hohen Wahrscheinlichkeit noch warm zugestellt bekommen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie Ihnen mit einer Drohne vors Stadt-Haus gestellt wird, ist allerdings für die nächsten Jahre sehr gering. (RED) MJR|HANDEL.UMWELT.LOGISTIK NACHRICHTEN & ZEITSCHRIFTEN APP Bleiben Sie mit unserer APP immer gut informiert!
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