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LE-4-2024 - TRANSPORT-LOGISTIK

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LOGISTIK express Journal 4/2024 Heft: Transport & Logistik Titel: Transport par excellence Inhalt: 04 Neue Strategien für robuste Lieferketten // Chinas Führungsrolle bei nachhaltigen Lieferkettenpraktiken // Container xChange China // Die digitale Transformation nicht aufschieben // Best Practice im Transport – es gibt Hoffnung // Wiener Hafen forciert Partnerschaften // SOTI-Studie: Transport- & Logistikmitarbeiter // 7 Trends: Yard Management 2025 // Truck Driver Appreciation Week: Wer sind die Helden der Logistik? // Christopher Müller in der Geschäftsführung // MOSOLF übernimmt Transport Overseas // Kontinuierliches Wachstum bei WAGNER // LKW WALTER 100-jähriges Jubiläum // Ausbau der E-Flotte Quehenberger Logistics // Routenplanung für Elektro - H2 - LNG-Lkw: „DRivE“-Projektpartner beenden Testphase // Pionier der Wasserstoff-Revolution // Österreich muss seine Zulieferindustrie der Automobilindustrie schützen // Continental-Mobilitätsstudie 2024 // Standortkosten machen Fliegen zu teuer // Warum Flughäfen auf KI setzen müssen // Überschreiten der Gleise ist (nicht)verboten

LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 4/2024 | S60 Wer die vorgesehenen Wege nie verlässt, darf Transport & Logistik Das Überschreiten der Gleise ist (nicht) verboten Was ursprünglich als überlebenswichtige Information für Fußgänger gedacht war, ist in Wahrheit eine innerbetriebliche Marktstrategie der ÖBB, die sie schon über 100 Jahre konsequent verfolgt. Aber das scheint sich jetzt zu ändern. PETER BAUMGARTNER sich nicht wundern, dass die Blumen am Wegrand schon andere gepflückt haben. Bild: Peter Baumgartner Ausgerechnet am „Pünktlichkeitstag“ stand 2023 der komplette Zugverkehr im Osten Österreichs still. Eine technische Störung, sagt man. Was genau, wissen wir bis heute nicht. Ausgerechnet in der Mobilitätswoche bei freier Bahnbenützung, kollidiert ein Güter- und Personenzug. Es gibt Verletzte. Ursache unbekannt. 2022 (neueste Daten), verzeichnete die Bundesstelle für Unfalluntersuchung (SUB) im Bereich der Schiene 4186 Unfallmeldungen. 2017 waren es noch 2496 Fälle. Die Art der Unfälle bestimmt den Untersuchungsumfang und das ist häufig auch in anderen Transportbereichen ein Kritikpunkt, weil so Untersuchungen nicht, oder nicht genau durchgeführt und nicht veröffentlicht werden. Die Öffentlichkeit soll also, so der Verdacht, über die tatsächlichen Vorkommnisse im Dunkeln gelassen werden. So kam es 2022 bei über 4000 Meldungen nur zu einer einzigen Sicherheitsuntersuchung bei der Bahn. Die logische Schlussfolgerung in der politischen Botschaft ist demgemäß: Hohes Sicherheitsniveau auf der Schiene. Folgt man jedoch der Kritik der Eisenbahner-Gewerkschaft, die mit Verweis auf die Änderung des Eisenbahngesetzes, ärgste Sicherheitsdefizite ortet, dann ist

keinesfalls eine Verbesserung im Bahnbetrieb in Sicht. Im Gegenteil. Gewerkschafter Hebenstreit spricht sogar von „vorsätzlichen Gefährdung“. Er hat damit medial jedoch kaum Aufmerksamkeit erhalten, weil die Medien – wie üblich, immer erst hinterher die Frage stellen, wie konnte das passieren? Unabhängig von den hausgemachten Problemen, setzt der österreichischen Bahn die europäische Bahnliberalisierung arg zu. Auch hier ist die Gewerkschaft einsamer Rufer in der Wüste. Besonders auffällig ist, dass das Thema Bahn im aktuellen Wahlkampf ausgeblendet wird. Dabei steht und fällt das Verkehrsproblem mit der Bahn. Egal ob im Personen- oder Frachtbereich. In den aktuellen Wahlprogrammen kommt die Bahn trotzdem entweder gar nicht, oder nicht umfassend vor. Wie zu erwarten, besteht die höchste Bahnpriorität traditionsgemäß bei der SPÖ. Doch was braucht der Bahnverkehr in Österreich, um die Erwartungen der Verlader, der Steuerzahler und der Mitarbeiter zu erfüllen? Alles unter einen Hut zu bringen, scheint nahezu unmöglich zu sein. Wie im Sicherheitsbereich ist es ähnlich auch im Frachtgeschäft bei der Bahn. Der Steuerzahler, der letztlich seit Jahrzehnten Milliarden in die Staatsbahn investiert, weiß nicht, was mit dem Geld passiert. Jedenfalls bekommt er nicht, was ihm von jeder Regierung dafür immer wieder versprochen wird: Die Verlagerung des Straßenverkehrs auf die Bahn, damit endlich die enormen Belastungen durch den Straßenverkehr beendet werden und die Klimaziele erreicht werden können. Die Bahn will hingegen nur noch mehr Geld. Es entsteht aber längst der Eindruck, je mehr in die Bahn investiert wird, umso mehr LKW fahren auf der Straße. Friedrich Macher, ein ex-ÖBBler, spricht von „falsche Versprechungen.“ Und tatsächlich, die Stimmen derer, die von den bisherigen Erwartungshaltungen abrücken, werden mehr. Die Verlagerungshoffnungen sind ein Irrtum, sagt der Verkehrsexperte Sebastian Kummer. Die Pünktlichkeit stößt angesichts der globalen Warenströme an natürliche Grenzen. Die verschuldete Staatskasse kann Managementfehler nicht mehr ausbessern und die allgemeine Sicherheitslage frisst die letzte Verlässlichkeit. Trotzdem gibt es noch Weichen, die die Bahn stellen kann, um wenigstens das Niveau zu halten. Und manche sehen auch tatsächlich, wo es Handlungsfelder gibt. Sie sind bereit, „die Gleise zu überschreiten“. So wird die Abkehr vom globalen Handel längst nicht mehr als Rückschritt verstanden. Die Stärkung der eigenen Industrie, die Verkürzung der Wege zwischen Produktion und Kunden, ist eine Forderung, die aus der Wirtschaft an die Politik gerichtet, noch vor kurzer Zeit undenkbar war. Regional wird normal. „Auslagern“ wird vielleicht bald aus dem Management-Vokabular gestrichen, weil es einfach unlösbare Probleme schafft. Damit verbunden ist eine völlige Änderung der Industrie- und Ansiedlungspolitik. Selbst manche Politiker haben erkannt, dass ein Wirtschaftsstandort unsicher ist, wenn er von chinesischer Zulieferung abhängig ist. Ideologisch verharrt die Bahn in Österreich noch in der „guten alten Zeit“. Bild: Peter Baumgartner

LOGISTIK express / MJR MEDIA

 
 

 
 

 

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