LOGISTIK-EXPRESS.COM LE 4/2024 | S14 Handel & Distanzhandel Europa fällt in der Gestaltung des Ecommerce zurück Unbeaufsichtigte Zustellung in Paketfachanlagen: Wandel in der Rechts- & Regulierungslandschaft hin zu offenem Zugang für registrierte Zusteller zum Nutzen der Endempfänger. REDAKTION Der „Dragi-Bericht“ („Die Zukunft der europäischen Wettbewerbsfähigkeit – Teil A – Wettbewerbsstrategie für Europa“, veröffentlicht am 8. Sept. 2024) machte es sehr deutlich: „Europa hat die digitale Revolution, die durch das Internet angeführt wurde, und die damit verbundenen Produktivitätsgewinne weitgehend verpasst. Tatsächlich ist die Produktivitätslücke zwischen der EU und den USA (Anm. und auch China) größtenteils auf den Technologiesektor zurückzuführen. Die EU ist schwach in den neuen Technologien, die das zukünftige Wachstum antreiben werden. Nur vier der 50 weltweit führenden Technologieunternehmen sind europäische Unternehmen. … Europa muss seine gemeinsamen Anstrengungen grundlegend darauf konzentrieren, die Innovationslücke zu den USA und China zu schließen, insbesondere bei Spitzentechnologien.“ Wie zeigt sich diese Entwicklung im Ecommerce Bis vor etwa 10 Jahren waren es die nordamerikanischen Plattformen, die eine Evolution des Einzelhandels durch dessen Digitalisierung vorangetrieben haben. Heute hat sich die die Gestaltungsmacht im Ecommerce nach Süd/ Ost Asien verlagert. Für 2024 werden 42% der grenzüberschreitenden Mengen im digitalen Einzelhandel allein aus China erwartet, das ist eine weitere deutliche Steigerung von 37% in 2023. Die Schwächen der Europäer zeigen sich in der Gestaltung der neuen Geschäftsmodelle: a) Die, der Wertschöpfung vorgelagerten Produktionsketten sind nicht volldigital darstellbar. b) Die Warenwirtschaftskette ist nicht nach offenen Normen digital harmonisiert. Sowohl vorgelagerte-, als auch nachgelagerte Prozesse werden meist nicht digital miteinander vernetzt. Proprietäre Datesysteme werden aus dem Markt gedrängt. Die Hardware folgt den offenen digitalen Vorsystemen, die Prozesse optimieren und steuern. c) Der Zugang zu digitalen Datensystemen (Cloud, etc.) ist nicht nach offenen Normen standardisiert. S/O Asien drängt zunehmend in eine führende Rolle in der Gestaltung der
innovativen datengestützten Logistik (Post & KEP verbunden mit Fracht und Transport) und einer Neugestaltung des digital gestützten, intelligent Einzelhandels. d) Notwendige Hardware folgt den harmonisierten Datensystemen, und sollte auch für einen weltweiten Einsatz zertifizierbar sein. e) Die Einbindung der Systeme der staatlichen Aufsichtsbehörden, wie die Fiskalverwaltung (inkl. Risikomanagement, Markenschutz, IPR-Überwachung), die Transportsicherung, die Produktsicherung und zunehmend auch jene Behörden die Nachhaltigkeit zu gewährleisten haben ist in Europa nicht zentralisiert. c) Die führenden Dienstleister (zumeist chinesische Unternehmen) bauen Systeme aus, die digitale Zoll- oder Einfuhrumsatzsteuer- Dokumente zum Abgleich mit den Zollbehörden im Zugangsland in die EU vorhalten, gleichzeitig aber auch die Daten mit der automatisierten Präsentation der physischen Sendungen verbinden können. d) Transportsicherheitsdaten und Produktsicherheitsdaten sind, als Subdatensysteme aus dem vereinfachten Datenelementen, bei Waren mit geringem Wert ableitbar. Das Resultat dieser Schwächen hat die EU in den letzten Monaten an neuen Ecommerce Geschäftsmodellen gesehen. Dabei wurden europäische Endkonsumenten über digitale Kommunikationsapplikationen (APPs auf mobilen Endgeräten wie Smartphones) direkt (in allen Sprachen der Union – China ist auch bei ChatGPT / AI den USA zumindest gleichrangig) mit den Herstellern und der digitalen Warenwirtschaft in S/O-Asien verbunden. Diese neuen Geschäftsmodelle sind für das anhaltende Wachstum in der Union im Ecommerce verantwortlich, die älteren Ecommerce Geschäftsmodelle (zumeist jene aus N-Amerika und deren Kopien in Europa) haben 2023 und 2024 deutlich an Marktanteilen verloren. Das geht so weit, dass manche der bestehenden Plattformen Refinanzierungsherausforderungen befürchten müssen, sollte der Anpassungsdruck weiter steigen. In der grenzüberschreitenden Zustellung, vor allem dem Import von Warensendungen in die EU, zeigt sich ein ähnliches Bild: a) Zunehmend kommt es zu einer Konzentrierung in der Präsentation der verpflichtenden Vorabdaten bei der Zollstellung und dem Import in die EU. b) Das Import-One-Stop-Shop-System, eingeführt durch das EU MwSt. Ecommerce Paket, ist die Grundlage des neuen S/O asiatischen Ecommerce Geschäftsmodells. WALTER TREZEK
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