LOGISTIK express 4/2023 | S82 Wir brauchen aber „High-Speed-Züge“ im Kampf gegen den Klimawandel. Dazu müssen europaweit 21.000 Kilometer Schienennetz ausgebaut werden. Also kein Licht am Ende des Tunnels. 2019/20 waren die Jahre der COVID-19-Pandemie. Das war nicht nur für die Menschen, sondern auch für die Logistik eine besondere Herausforderung. 2021 war das „Europäische Jahr der Schiene“. Da nahm das „Geschäft“ wieder Fahrt auf. 2022, das Jahr des Kriegsausbruches in der Ukraine, stellte teilweise die Prioritäten in der Logistik um. 2023 ist das „Europäische Jahr der Kompetenzen“. Die Verkehrskompetenzen sollen dabei einen Schwerpunkt bilden und zeigen, wie intelligent der Verkehr bereits ist. Das ist auch dringend notwendig, denn laut Statistik Austria lag die durchschnittliche Auslastung auf dem österreichischen Schienenverkehrsnetz bei 73 Prozent. Mehr als 100.000 Leerwagenkilometer schmälern den Erfolg einer wertvollen Infrastruktur. Dafür wachsen die Grundstückspreise entlang der Infrastruktur in den Himmel. Neben der Koralmbahn klagt ein Bürgermeister, haben Grundstücksspekulanten den Quadratmeterpreis schon um 50 Prozent in die Höhe getrieben. Dabei fährt noch gar kein Zug und wie gut die neue Schieneninfrastruktur ausgelastet sein wird, weiß niemand. Parallel, jenseits der österreichischen Grenze fährt nämlich METRANS bereits mit einem konkurrenzfähigen Angebot. Die METRANS-Gruppe als HHLA-Tochterunternehmen stellt hochfrequente Bahnverbindungen mit Seehäfen an der Nordsee und der Adria her. Neuerdings auch zwischen Rijeka-Belgrad-Budapest. Quelle: METRANS
„Immer-mehr und nie-Genug!“ (Bernhard Ungericht) Unabhängig davon, ob die Koralmbahn in Verbindung mit der neuen Südbahn erfolgreich sein wird oder nicht, zeichnen sich bereits die negativen Folgen des Projektes ab. Abgesehen von den enormen Umweltschäden durch den Bau der Schieneninfrastruktur, die erst durch den Erfolg einer maßgeblichen Transportverlagerung gerechtfertigt werden müssten, lasten weitere Bodenversiegelungen durch Logistikimmobilien und hohe Grundstückskosten schwer in der Negativbilanz. Außerdem klagen regionale Stimmen entlang der alten Ghega-Strecke, dass die UNESCO-Bahn mangels Nutzung zur Museumsbahn verkommen könnte. Betroffen davon ist in erster Linie der ohnehin unzureichende ÖPNRV im ländlichen Raum. Ganz real scheinen diese Befürchtungen bei den Bürgermeistern entlang der alten Südbahn in Mittelkärnten zu sein. Sie haben bereits eine Petition im Parlament eingebracht. Die Forderungen der „Zukunft Mittelkärnten“ sind klar: Erhalt und deutliche Aufwertung der bestehenden Streckenführung und keine Benachteiligung der regionalen Bevölkerung durch den Neubau. Ein Austrocknen regionaler Infrastruktur durch Megaprojekte kann man auch am Beispiel der Nebenbahnen studieren. Die Görtschitztal-Bahn zum Beispiel wurde zwar aufwändig gebaut und sie wird auch emsig erhalten – aber nicht genützt. Die örtliche Industrie wurde sogar behördlich zur Nutzung der Schiene verdonnert – aber ohne Erfolg. Jetzt sagt das „Klimaministerium“ – vielleicht später. Vielleicht braucht es der Markt 2028. Man wird sehen. Aber es geht noch absurder. Die Wachauer Bahn wurde teilweise sogar demontiert und die Bahngründe so verscherbelt, dass eine durchgehende Bahnnutzung nicht mehr möglich ist. Die Schienen vor dem Schotterwerk liegen praktisch bracht und die Grünen freuen sich über die super tolle Idee einer Güterseilbahn über die Donau als Schienenersatz. Der Slogan der Wirtschaft zur Bewerbung der Koralmbahn lautet „ Area Süd, Mehr Menschen. Mehr Märkte. Mehr Miteinander.“ Es ist schwer, solche dümmlichen Werbesprüche zu kommentieren, ohne juristisch relevante Tatbestände zu setzen. Prof. Bernhard Ungericht schreibt in seinem Buch (Immer-mehr und Nie-genug!) von der Maßlosigkeit und wenn man sich verirrt hat, ist es gut an jenen Ort zurückzukehren, wo man falsch abgebogen ist. Aber das wird in der Gesellschaft nicht passieren. Zu stark sind wir in unserem Ego verhaftet. Insofern ist der High-Speed-Zug, der mit 300 Sachen durch den Acker rauscht eine gute Metapher – mit Hochgeschwindigkeit an die Wand. Doch halt! Ein Ass haben wir noch im Ärmel. Die Binnenschifffahrt. Oh, wie schön! Bei der letzten EU-Ratssitzung Ende 2022 wurde erkannt (200 Jahre nach der professionellen Implementierung), die Binnenschifffahrt ist ein nachhaltiger und weniger überlasteter Verkehrsträger, der bei den Bemühungen der Union um die Dekarbonisierung des Verkehrssystems eine zentrale Rolle übernehmen kann. Allein, genützt wird die Binnenschifffahrt noch wesentlich weniger als die Bahn. Genau genommen fährt sie im Modal Split seit Jahrzehnten unter, oder knapp über der Wahrnehmungsgrenze.(PB) PETER BAUMGARTNER REDAKTION LOGISTIK EXPRESS
AUSGABE 4/2023 #ECOMLOG23 Der 8. eC
INHALT / EDITORIAL / IMPRESSUM 03 I
(was ungeheuer kurzsichtig ist, den
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