LOGISTIK express 4/2023 | S78 TRANSPORTLOGISTIK Koralmbahn - BLAU GEMACHT Vor 170 Jahren dampfte erstmals eine Lokomotive über den Semmering. Eine technische Meisterleistung, die man zunächst nicht für möglich gehalten hätte. Aber getrieben von seiner Liebe zur Steiermark motivierte Erzherzog Johann seine Genietruppe zur Meisterleistung. Es entstand eine geschichtsträchtige Bahninfrastruktur, von der heute noch Schulbücher berichten. Was wird man in 170 Jahren von der nun errichteten Koralmbahn in den Geschichtsbüchern lesen? REDAKTION: PETER BAUMGARTNER Jedenfalls wird kein Schulkind jemals erfahren, welcher Ingenieur die Koralmbahn mit dem 33 Kilometer langen Tunnel erbaut hat. Der „Ritter“ von der Koralmbahn ist – im Gegensatz zum Ritter von Ghega, namenlos. Dafür wissen in Österreich alle Menschen, die Koralmbahn ist „Blau gemacht“. Der ehemalige Landeshauptmann von Kärnten, Jörg Haider, war die Triebfeder des „Jahrtausendprojektes“ (LH Peter Kaiser). Zumindest wirbt die FPÖ unwidersprochen mit dieser Zuschreibung und verweist damit einen (Peter) Kaiser in die Rolle eines unwichtigen Verwalters freiheitlicher Leistung. Die Koralmbahn wird also als „Parteibahn“ in die Geschichte eingehen. Auch deshalb, weil kaum um ein Bahnprojekt jemals so viel gestritten und gerangelt wurde. Dabei hätte die Koralmbahn es durchaus verdient, ebenfalls einen Stockerlplatz in der Geschichte österreichischer Ingenieurskunst zu erlangen. Zwar sind die technischen Möglichkeiten heutzutage ungleich besser, als zu Ghegas Zeiten, aber monumental, ja fast monströs, ist die Koralmbahn allemal. Die Koralmbahn ist ein wichtiger Teil des österreichischen Abschnitts des Baltisch-Adriatischen Korridors. Sie soll im Jahr 2023 voll befahrbar sein. © ÖBB
Bild: FPÖ-Kärnten Monströs sind jedenfalls auch die Kosten für die Errichtung der Koralmbahn – besonders dann, wenn man das Gesamtprojekt Südbahn NEU mit dem Semmering Basistunnel betrachtet, der im Schatten der Ghega Bahn entsteht. Anderseits spielt die Kostenfrage für die Verkehrsinfrastruktur in Österreich und erst recht in der EU, keine wesentliche Rolle – mal abgesehen von den vernachlässigten Lärmschutzkosten. Nach dem Motto „koste es was es wolle“, wird da auf Teufel komm raus gegraben und betoniert, als gäbe es kein Morgen. Dabei war man um Argumente nie verlegen. Ging es zu Ghegas Zeiten noch darum, elementare Verkehrswege für den Personenverkehr zu schaffen, stand bald der Handel und später der grenzenlos, freie Handel im Vordergrund. Das Argument der „Militärischen Mobilität“ ist zwar auch schon alt in der Infrastrukturplanung, aber kostenmäßig ist es heute ein richtig fetter Brocken, der da auf dem öffentlichen Budget lastet. Aber das soll die Gesellschaft nicht unnötig belasten. Deshalb liegt der öffentliche Fokus jetzt zunehmend auf der Bedeutung hinsichtlich Klimawandel und Verkehrswende. Eine maximal ausgebaute Verkehrsinfrastruktur – insbesondere Schieneninfrastruktur, ist gut für das Klima. Da darf man nicht knausrig sein. Da werden Superlativen („Stern des Südens“) strapaziert, um zu erklären, warum wir uns heute für alle Ewigkeit verschulden müssen. Dabei ist der „Erfolg“ keineswegs garantiert. Insbesondere in Kärnten ist schon mal ein Stern vom Himmel gefallen… Der LKW-Verkehr profitiert von der asymmetrischen Wirkung der europäischen Bahnpolitik und der Schieneninfrastruktur Förderung. Obwohl die Schieneninfrastrukturerrichtung seit Jahren förmlich im Geld schwimmt, ist die Transportverlagerung von der Straße auf die Schiene, überschaubar. Der 8. Bericht über die Entwicklung des europäischen Schienenverkehrsmarktes vom 13. 9. 2023 bestätigt, „Das Tempo des Fortschritts steht allerdings nicht in einem angemessenen Verhältnis zum Handlungsbedarf in Bezug auf den Klimawandel und zum erwarteten Beitrag des Schienenverkehrs zur Dekarbonisierung des Verkehrs.“
AUSGABE 4/2023 #ECOMLOG23 Der 8. eC
INHALT / EDITORIAL / IMPRESSUM 03 I
(was ungeheuer kurzsichtig ist, den
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