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LE-4-2020

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LOGISTIK express Ausgabe 4/2020. „Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.“

LOGISTIK express

LOGISTIK express 4/2020 | S30 FOTO: KATHARINA SCHIFFL RAINER WILL GESCHÄFTSFÜHRER HANDELSVERBAND Corona-Umfrage: Zufriedenheit mit Covid-Hilfen steigt 800 Unternehmen aus ganz Österreich haben an der zweiten großen Standort-Umfrage der freien Arbeitgeberverbände (Handelsverband, Hoteliervereinigung, Gewerbeverein, Senat der Wirtschaft und Forum EPU) zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie teilgenommen. Das Ergebnis? Die heimischen KMU haben durch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise bereits 10% ihres Mitarbeiterstandes verloren. Von den verbleibenden Mitarbeitern war zum Zeitpunkt der Befragung ein Drittel in Kurzarbeit. Für das Gesamtjahr gehen die österreichischen Unternehmen von Einnahmenausfällen im Ausmaß von 39% aus. . BEITRAG: RAINER WILL Wie stark sich die zweite Anti- Covid-Maßnahmen-Welle auf die Umsätze und den Ausblick für das Gesamtjahr auswirkt, ist allerdings noch nicht absehbar. Klar ist eines: Die Bundesregierung muss alle neuen Erkenntnisse zu Covid-19 und zu den wirtschaftlichen Effekten nutzen, um den Schaden möglichst gering zu halten. Besondere Sorge bereitet das Ausmaß der Investitionsrückgänge: Mehr als die Hälfte der geplanten Investitionen wird Corona-bedingt zurückgestellt, im Schnitt liegen die Kürzungen bei 460.000 Euro je Firma. 4 von 10 Unternehmern befürchten, dass es ihren Betrieb zu Weihnachten nicht mehr geben wird.

Besser als noch vor einem Monat bewerten die Unternehmen die Bemühungen der Bundesregierung, den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie entgegenzutreten. Kritisierten bei der ersten Befragungswelle noch 67% der Betriebe die Maßnahmen als praxisfremd, wird nun etwa die neue degressive AfA von 40% der Unternehmen begrüßt, die Investitionsprämie von immerhin 35%. Hier gilt es, der Bundesregierung Dank auszusprechen. Österreich hat die Gesundheitskrise bislang viel besser gemeistert als fast alle anderen Staaten. Auch was die Bekämpfung der aktuellen Wirtschaftskrise betrifft, wurde in den letzten Wochen an den richtigen Stellschrauben gedreht. Zuletzt wurde beispielsweise auf Empfehlung der freien Wirtschaftsverbände der einmalige 450-Euro-Bonus für arbeitslose Menschen, die Möglichkeit des Verlustrücktrags, die Investitionsprämie in Höhe von 7% sowie das Vorziehen der Einkommenssteuersenkung für die unterste Tarifstufe von 25% auf 20% rückwirkend ab 1.1.2020 beschlossen. Im Sinne der Konsumsteigerung wäre es wichtig, die dadurch erhöhten Netto-Gehälter - und damit das "Mehr" im Börserl - den ArbeitnehmerInnen zeitnah transparent zu machen. So würden die entsprechenden Konsumausgaben bereits jetzt getätigt werden. 4% Differenz bei Mehrwertsteuer zwischen Österreich und Deutschland Der Handelsverband empfiehlt überdies die Senkung der regulären Mehrwertsteuer von 20 auf 16% analog zu Deutschland. Der Hintergrund: Mit 1. Juli 2020 wurde in Deutschland der reguläre Mehrwertsteuersatz von 19 auf 16% gesenkt. Damit soll der Konsum in der Bundesrepublik gestärkt und die Konjunktur während der Corona-Krise angekurbelt werden. Gleichzeitig hat sich damit jedoch eine neue Problematik für das Steueraufkommen in Österreich ergeben. Durch die Mehrwertsteuersenkung in Deutschland sind nun viele österreichische eCommerce Händler, welche die bestehende Lieferschwelle von 100.000 Euro Umsatz pro Jahr nicht überschreiten, im Wettbewerb stark benachteiligt. Sie haben bisher die österreichische MwSt. auch an deutsche Kunden verrechnet. Um die mit 1. Juli entstandene Wettbewerbsverzerrung auszugleichen, verzichten nun immer mehr österreichische Onlinehändler freiwillig auf die Anwendung der Lieferschwelle, um den niedrigeren deutschen Umsatzsteuersatz verrechnen zu können. Das bedeutet einerseits ein Mehraufwand für die Händler, andererseits entgehen der österreichischen Volkswirtschaft auf einen Schlag Steuereinnahmen in Millionenhöhe. Daher plädiert der Handelsverband für eine unbürokratische Angleichung an Deutschland im Sinne eines harmonisierten Binnenmarktes Senkung der Lohnnebenkosten essenziell Ein Dauerbrenner bleibt auch die Senkung der Lohnnebenkosten, um den Faktor Arbeit doppelt zu entlasten. Jenen, die einen Arbeitsplatz haben, muss mehr "netto" vom "brutto" bleiben, damit erstens der Konsum angekurbelt wird und es zweitens attraktiv ist, im Job zu bleiben. Österreich ist bei den Lohnnebenkosten derzeit EU-weit Nachzügler. Nirgendwo in Europa zahlen Unternehmen so viel für ihre Beschäftigten, ohne dass es den Angestellten selbst bleibt. Daher: Runter mit den Lohnnebenkosten, damit die angeschlagenen Firmen die Arbeitsplätze absichern können. Nur so bekommen wir die Arbeitslosen und die Kurzarbeiter wieder in die Firmen. Das ist ein Investment in die künftige Wettbewerbsfähigkeit und in den Arbeitsplatz Österreich. Generell war die Coronakrise bislang keine Werbung, sich in Selbständigkeit zu begeben, Mitarbeiter anzustellen und damit Verantwortung zu übernehmen. Mit einer stärkeren Verankerung der "zweiten Chance" in staatlichen Corona-Maßnahmen und einer entsprechenden Dotierung könnte jetzt ein wichtiges Signal gesetzt werden, das auch zeitgerecht wirken muss – wenn die Insolvenzregelungen wieder in Kraft gesetzt werden. Förderungen sollten hierbei auch jene betroffenen Betriebe erhalten, die ihren Zahlungsplan im Rahmen einer Insolvenz noch nicht vollständig erfüllt haben – wenn zumindest die Anstrengung nachweisbar ist. Ansonsten gefährden wir den ganzen Unternehmerstand. Jetzt fixieren, 2021 davon profitieren. (RW)

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