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LE-4-2016

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LOGISTIK express Fachzeitschrift

FINANZMARKT LOGISTIK

FINANZMARKT LOGISTIK China: Suche nach Know-how und Sicherung der Marktposition Unternehmen aus dem Land der Mitte besitzen weitreichende Gründe sich im europäischen Markt zu engagieren. Besonders in Zeiten der Finanzkrise sind chinesische Unternehmen auf Schnäppchenjagd. Leider profitieren europäische Unternehmen, Kommunen und Länder nicht immer davon. AUTOR: DIRK RUPPIK in Deutschland und kauften günstig Unternehmensbeteiligungen. Zu den für die Chinesen begehrten Branchen gehören u.a. der Maschinenbau, Automobil, Elektronik, Erneuerbare Energien sowie die Logistik. MIDEA MÖCHTE DIE ÜBER- NAHME VON KUKA BIS MÄRZ 2017 ABSCHLIESSEN. Die chinesischen Direktinvestitionen in Europa steigen seit Jahren beständig - insbesondere in Deutschland. Laut Studie „China investiert“ der Munich Innovation Group und der Technischen Universität München gehören zu den Hauptmotiven der chinesischen Konkurrenten der Zugang zu technologischem Know-how sowie die Sicherung der eigenen Marktposition, sowohl auf dem chinesischen als auch deutschen und europäischen Markt. Zudem spielt die Erweiterung des eigenen Produktportfolios und die Sicherung von strategischen Brückenköpfen in Europa eine Rolle. Vor allem während der internationalen Wirtschafts- und Finanzkrise nutzten unzählige chinesische Unternehmen die wirtschaftlich schwierige Lage vieler mittelständischer Technologie- und Marktführer Chinas neue Positionierung als Investor In der Studie „Chinesische Direktinvestitionen in Deutschland und Europa - Eine neue Ära chinesischen Kapitals (Juni 2015)“ des Mercator Institute for China Studies (MERICS) und der Rhodium Group schreiben die Autoren Thilo Hanemann und Mikko Huotari, dass laut „Plausibler Prognosen sich Chinas globale Vermögenswerte bis 2020 von derzeit 6,4 Billionen US- Dollar (5,7 Billionen Euro) auf fast 20 Billionen US-Dollar (17,7 Billionen Euro) verdreifachen werden. Chinas neue Positionierung in der Welt als Investor erfordert von politischen Entscheidern weltweit, dass sie die wirtschaftlichen Beziehungen zu China neu denken müssen ... Die neue Ära chinesischen Kapitals hat begonnen. Und die erste Welle trifft Europa bereits mit voller Wucht. Ausländische Direktinvestitionen chinesischer Firmen („Outward Foreign Direct Investment“, OFDI) übersteigen mittlerweile 100 Milliarden US-Dollar (88,3 Milliarden Euro) pro Jahr und verlagern sich zunehmend von Investitionen in ressourcenreiche Entwicklungsländer hin zu Technologie, Marken, Immobilien und anderen Vermögenswerten in Industrieländern“. Die Autoren schreiben weiter: „Im Zeitraum 2000 bis 2014 verzeichnen wir mehr als 1.000 chinesische Neugründungen („Greenfield Investment“), Fusionen und Übernahmen („Mergers and Acquisitions“, „M&A“) in den Mitgliedstaaten der EU im Wert von mehr als 46 Milliarden Euro ... Unter den Empfängern chinesischer Direktinvestitionen in Europa steht Deutschland an zweiter Stelle nach Großbritannien: Zwischen 40 LOGISTIK EXPRESS 4/2016

2000 und 2014 wurden insgesamt 6,9 Milliarden Euro investiert. Seit 2011 sind die jährlichen Investitionen kräftig gestiegen und liegen seitdem relativ stabil bei ein bis zwei Milliarden Euro pro Jahr. Die größten chinesischen Übernahmen in Deutschland waren Lenovos Investition in Medion (530 Millionen Euro, 2011), AVICs Übernahme von Hilite International (473 Millionen Euro, 2014) sowie die Investition von Weichai Power in die Kion Group (467 Millionen Euro, 2012). Innerhalb Deutschlands ziehen Hessen und Bayern die meisten Investoren an. In Hamburg wiederum, dem wichtigen Zentrum für Schifffahrt und Transportlogistik, tummeln sich Filialen chinesischer Handelsunternehmen und großer multinationaler Staatsunternehmen wie Cosco oder ICBC. Putzmeister und Sany teilen sich Markt Ein bekanntes Beispiel für eine gelungene Übernahme ist die Akquisition des deutschen Maschinenbaukonzerns Putzmeister durch die chinesische Sany Heavy Industry. Der deutsche Betonhersteller konnte dadurch Synergieeffekte nutzen. Beide Unternehmen teilten sich nun den Weltmarkt auf und die chinesische Seite mischt sich gemäß Putzmeister kaum in das operative Geschäft ein. Weiterhin verspricht Sany die Erhaltung der Arbeitsplätze bis 2020. Seit der Übernahme ist zudem der Umsatz des deutschen Herstellers um knapp ein Drittel gestiegen. Know-how gegen Marktzugang: Kuka und Midea Die Übernahme des deutschen Industrierobotorherstellers Kuka aus Augsburg durch den chinesischen Haushaltsgerätehersteller Midea aus Guangdong ist beschlossene Sache. Es müssen lediglich noch die EU, Russland, Brasilien und Mexiko zustimmen. Da keine Bedenken bestehen, wird die EU die Akquisition im vereinfachten Verfahren überprüfen. Zu Kuka gehört auch der schweizer Logistiker Swisslog. Laut dem Handelsblatt hat der chinesische Konzern bereits 94,5 Prozent der Aktienanteile Übernommen, nachdem Kuka seinen Aktionären eine Verkaufsempfehlung ausgesprochen hat. Midea will die Übernahme bis März 2017 abschließen. Die Chinesen haben zugesichert, alle 12.600 Arbeitsplätze bis zum Jahr 2023 zu erhalten. Der Verkauf von Kuka schürt Ängste der Abwanderung von deutschem Know-how in das Land der Mitte, insbesondere da die Regierung die westlichen Länder in ausgewählten Schlüsseltechnologien überflügeln will. Allerdings fand sich auch kein deutscher Investor für den Augsburger Roboterhersteller. Nicht nur Midea verspricht sich Vorteile durch die Akquisition, auch Kuka erhofft sich durch die Chinesen einen besseren Marktzugang im Reich der Mitte. Zudem will das Augsburger Unternehmen keinen Gewinnabführungsvertrag abschließen und weiterhin unabhängig an der Börse notiert bleiben. Die Chinesen suchen eine Vertretung im Aufsichtsrat, während das bisherige Kuka-Management bestehen bleiben soll. Hong Kong: weitreichende Zukäufe von Hutchison Whampoa Der Hong Konger Mischkonzern Hutchison Whampoa, dessen Geschäfte sich über die Branchen Häfen, Hotels, Infrastruktur, Telekommunikation, den Energiesektor sowie den Einzelhandel erstrecken, besitzt weitreichende Beteiligungen an Unternehmen in Europa bzw. eigene Firmensitze. Die Hutchison Port Holdings (HPH) besitzt und betreibt Häfen in 25 Ländern. Sie ist der weltweit zweitgrößte Hafenbetreiber nach der Singapurer PSA International und vor APM Terminals (Maersk). Hutchison besitzt Terminals in Belgien, Polen, Spanien, Schweden, den Niederlanden, Großbritannien und in Deutschland. HPH hält 98 Prozent am Containerterminalbetreiber Europe Container Terminals (ECT), der auch das DeCeTe Terminal in Duisburg betreibt. Aber auch in anderen Branchen greift das Hong Konger Unternehmen nach Beteiligungen in Deutschland. Asiens größte Drogeriemarktkette A.S. Watsons, die ebenso zur Hutchison Gruppe gehört, hat schon in 2004 40 Prozent der deutschen Drogeriemarktkette Rossmann gekauft. Besonders auch im Telekommunikationsbereich kaufen sich die Hong Konger aggressiv in europäischen Unternehmen ein. Der Hutchison Manager Canning Fok Kin-ning sagte zu Finanzen.net: „Wir werden diesen Markt konsolidieren.“ Allerdings haben die EU-Wettbewerbshüter die milliardenschwere Übernahme des Großbritannien-Geschäfts von Telefónica (O2) durch Hutchison gemäß Spiegel im Mai 2016 untersagt. Die geplante Fusion von Hutchison H3G mit der italienischen Hutchison Wind Telecomunicazioni befindet sich noch bei den Wettbewerbshütern in der Prüfung. LOGISTIK express 3|2014 41

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