TRANSPORT & LOGISTIK Marode Verkehrs- und Transport- Infrastruktur legt Wirtschaft lahm Überall da, wo Transporte auf der Straße, Schiene oder Wasserstraße reibungslos laufen sollen, herrscht großer Investitionsbedarf, um das Netz zu erweitern, und zu oft gibt es bereits einen erheblichen Nachholbedarf. PETER BAUMGARTNER REDAKTION: PETER BAUMGARTNER p.baumgartner@ logistik-express.at Auch der Verband Deutscher Maschinen und Anlagenbau (VDMA) übt im aktuellen Masterplan Schwertransport heftige Kritik am Zustand der Infrastruktur. Exportchancen von Maschinen und Anlagen sind in hoher Gefahr, wenn nicht rasch Geld, sehr viel Geld, in die Hand genommen wird. Den einzigen Ausweg, den die öffentliche Hand aus dem Finanzierungsdilemma sieht, ist die umstrittene Finanzierung durch Public Private Partnership. (Wirtschaftlicher) Erfolg ist eine Frage des Standortes, sagt die Wirtschaft und meint damit, dass der Produktions- oder Lagerstandort dort sein muss, wo es nichts kostet. Genau das ist aber nicht immer der verkehrsmäßig beste Standort. So wird Transportbedarf auf einer nicht ausreichenden In- frastruktur provoziert und die Raumordnungspolitik wird zu Verkehrstreiber. Ein typisches Beispiel ist Sachsen-Anhalt. Das Land hat aktuell etwa 167 Gewerbegebiete im Angebot und wirbt um Investoren. Aber obwohl das Land über ein sehr gutes Wasserstraßennetz verfügt, befinden sich nur 16 Angebote unmittelbar an der Wasserstraße. 600 km Binnenwasserstraßen und 18 Häfen schlummern im Dornröschenschlaf, während gleichzeitig Brücken und Straßen im Land unter der zunehmenden Last stöhnen. Wenn Investoren die Brieftasche öffnen, lassen Kommunen die Hose runter. Assoziationen mit dem horizontalen Gewerbe sind durchaus erwünscht. Nur, die Lockstoffe, die Kommunen aussenden, riechen überall auf der Welt gleich – schneller Profit. Die Frage 26 LOGISTIK express 4|2015
ist, warum die Industrie anstatt zu jammern nicht vorsorgt und sich solche Produktionsstandorte aussucht, die einen optimalen Zugang zur Schiene und Wasserstraße bieten. Gleichzeitig muss man sich fragen, warum perfekt aufgeschlossene, trimodale Logistikstandorte der Waterfront geopfert werden, wo dann im Extremfall 40 Stunden die Woche hinter Glasfassaden Computerarbeitsplätze gepflegt werden. Die Antwort ist, weil sich in der Welt von Real Estate mehr und schneller Geld mit Wohn- und Büroraum machen lässt als mit vermieteten Lagerflächen an irgendwelche Produktions- oder Logistikfirmen, die man dank klammer Gemeindekassen auch in entlegenen Orten auf der grüne Wiese ansiedeln kann. Es ist zu einfach, die Verantwortung über die Verfügbarkeit der Transportinfrastruktur der öffentlichen Hand zu übertragen. Es braucht übergeordnete Regularien, damit nicht jeder x-beliebige Bürgermeister über weitreichende Raumordnungsplanungen entscheiden kann. Raumordnungspolitik muss für den Raum verantwortet werden, den es tatsächlich betrifft, und darf nicht an der Ortstafel enden. Natürlich kann das nur funktionieren, wenn die erwirtschafteten Werte gerecht verteilt werden. Es kann nicht sein, dass Kommunen, wenn sie sich gegen eine volkswirtschaftlich vertrottelte Betriebsansiedlung aussprechen, dafür bestraft werden und der Kuchen von anderen, die nichts zur gemeinsamen Raumordnungspolitik beitragen, aufgefressen wird. (PM) DEN AUSWEG, DEN DIE ÖFFENTLICHE HAND AUS DEM FINANZIERUNGS- DILEMMA SIEHT, IST DIE UMSTRITTENE FINANZIERUNG DURCH PUBLIC PRIVATE PARTNER- SHIP. DHL FREIGHT DER BESTE PARTNER FÜR IHRE LANDTRANSPORTE DHL Freight – Excellence. Simply delivered. www.dhl-freight.at Tel: 0043 (0) 3135 9020 8300 LOGISTIK express 4|2015 27
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