INTRALOGISTIK Wenn Integration nur Vorteile bringt Der elektronische Lieferschein (DESADV) erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Auch das GS1 Transportetikett wird von immer mehr Händlern geschätzt. Was liegt also näher, als diese beiden miteinander zu verheiraten? Welch ungeahntes Potential darin schlummert, zeigt eine aktuelle Studie der GS1 Austria. RETAIL REVOLUTION ECR AUSTRIA INFOTAG 12.11,2015 IN WIEN - WWW.GS1.AT INDEX: GS1 AUSTRIA www.gs1.at Das GS1 Transportetikett gestattet neben der eindeutigen Identifikation die Rückverfolgbarkeit logistischer Einheiten entlang der gesamten Versorgungskette. In Kombination mit dem elektronischen Lieferschein DESADV (Despatch Advice, enthält sämtliche Einzelheiten zu einer Sendung) ist die optimale Anbindung des Warenflusses an den Informationsfluss möglich. Um herauszufinden, wo genau Anforderungen und Nutzenpotentiale im österreichischen Handel, bei Industrie und Logistikdienstleistern liegen, hat die GS1 beim Department of Business and Management der Webster Vienna Private University eine Studie in Auftrag gegeben, deren Leitung Univ.-Prof. Dr. Maria Madlberger übernahm. Vorteil 1: Zeitersparnis Zeit ist Geld, das wusste schon Benjamin Franklin. Durch einen durchgängigen Informationsfluss sind auf Handelsseite bemerkenswerte Einsparungen möglich: „30 Minuten Zeitersparnis pro Palette können es bei der Warenannahme sein. Die DESADV ist zudem ein wichtiges Bindeglied zwischen Bestellung und Rechnung und ermöglicht damit einen geschlossenen elektronischen Informationsfluss“, so Madlberger. Auch die Industrie profitiert: „Die Studie zeigt auf, wie die DESADV in Verbindung mit dem GS1 Transportetikett die unternehmensinterne Qualitätssicherung revolutionieren konnte“, so Madlberger. Vorteil 2: Wareneingangsoptimierung Durch die Automatisierung im Wareneingang entfallen manuelle Zählungen oder Hochrechnungen. Voraussetzung dafür ist, dass die Transporteinheit über ein korrektes Transportetikett mit unverwechselbarem SSCC (Serial Shipping Container Code) verfügt sowie eine dazugehörige DESADV im Warenwirtschaftssystem vorhanden ist. Die automatische Warenübernahme beschleunigt den Prozess, Eingabefehler bei der händischen Warenübernahme entfallen. Zudem wird der Strichcode mit dem SSCC der Palette oft auch für die Lagersteuerung verwendet. Vorteil 3: Rückverfolgbarkeit Durch die in der DESADV übermittelten Daten stehen die zur Rückverfolgbarkeit relevanten Informationen (Charge, SSCC, Charge zum SSCC) im ERP-System abrufbereit zur Verfügung. Die Ermittlung einer bestimmten SSCC ist überaus einfach. Da alle relevanten Wareneingangsdaten positionsgenau und mit allen notwendigen Referenzierungen im System zur Verfügung stehen, kann nach Erhalt von elektronischen Rechnungen ein im Idealfall durchgehender, automatisierter Prüfungs-, Freigabe- und Buchungsprozess der Rechnungen erfolgen. Logistikdienstleister gefragt Natürlich betrifft die Optimierung nicht nur Hersteller und Handel, sondern auch – oder besonders – die involvierten Logistikdienstleister. Immer häufiger sind sie als „Datenlogistiker“ das Bindeglied, das die DESADV- Übermittlung von der Industrie an den Handel übernimmt und gegebenenfalls die nötigen Anpassungen vornimmt. „Die Botschaft der Logistikfirmen lautet: Die DESADV verbessert die Lieferqualität, und davon profitieren Handel und Industrie gleichermaßen“, resümiert Madlberger. Die Studie zeigt auch, dass die Kommunikation zwischen Industrie und Logistikdienstleistern in der Regel vollintegriert zwischen den jeweiligen ERP-Systemen erfolgt. Die Ergebnisse der Studie machen Mag. Gregor Herzog, Geschäftsführer von GS1 Austria, Hoffnung auf konkrete Handlungen: „Das Potential der gemeinsamen Nutzung von elektronischem Lieferschein und GS1 Transportetikett ist einmal mehr deutlich geworden. Wir wünschen uns, dass dies für Unternehmen eine Motivation ist, diesen weiteren Integrationsschritt zu machen“. (AG) 16 LOGISTIK express 4|2015
Industrie 4.0 Vision und Realität, dritter Teil. Nach anfänglicher Euphorie der Industrie- und Logistikunternehmen für das Zukunftsprojekt Industrie 4.0 der deutschen Bundesregierung, welches im Jahre 2011 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, ist diese im Jahr 2015 zum Teil „ins Stocken“ geraten. Die Vision Die im Zukunftsprojekt Industrie 4.0 beschriebenen Konzepte, Strategien und Maßnahmen bieten nach wie vor eine große Chance für Industrie und Logistik. Insbesondere sind hier klein- und mittelständische Unternehmen gefordert, um nachhaltig ihre Marktposition zu festigen und auszubauen. Es sind gerade die KMU, welche durch das Zukunftsprojekt Industrie 4.0 profitieren können. Die Realität Die Gründe für die Entschleunigung Industrie 4.0 sind vielfältig und in allen Bereichen zu suchen. Die Kritik richtet sich beispielweise an das Management, an diverse Gremien, z. B. für Normierung von Kommunikationsstandards, an die schwerfällige Bürokratie in den Unternehmen bis hin zum Zukunftsprojekt Industrie 4.0 selbst, welches zu sehr auf den deutschen Wirtschaftsstandort zugeschnitten ist. Industrie 4.0 Europa Einer der wesentlichen Kritikpunkte, die für das Stocken von Industrie 4.0 angeführt werden, ist die mangelnde gegenseitige Abstimmung und Kooperation der Unternehmen in Deutschland sowie in der EU. Die unterschiedlichen wirtschaftlichen und wirtschaftspolitischen Interessen und Zielsetzungen der Unternehmen müssen in stärkerem Maße gebündelt, koordiniert und vorangetrieben werden. Weiterhin ist die Politik erheblich gefordert, um die dringend erforderlichen Rahmenbedingungen europaweit verbindlich zu schaffen. Die EU benötigt eine konzertierte Aktion, die sich dieser Problematiken annimmt und forciert. Geredet ist genug, was fehlt, sind konkrete Maßnahmen und Impulse aus Wirtschaft und Politik. Innovationsrückstau Auch in der Managementebene tut man sich schwer mit Industrie 4.0. Der deutsche Netto-Investitionsanteil ist seit Beginn des 3. Jahrtausends um ca. 78 % relativ gesunken und liegt damit erheblich unter dem EU- Durchschnitt. Die teilweise überalterte Infrastruktur in den Fabriken verlangt praktisch nach einer umfangreichen Erneuerung. Doch man tut sich schwer mit dem digitalen Wandel und damit verbundenen Innovationen. Der Wirtschaftsjournalist Roland Tichy schreibt dies einer Fortschrittsangst, begründet in der 68er-Generation, zu, die noch nicht überwunden sei. Dieses ist mit Sicherheit ein Aspekt, der für die zurückhaltende Bereitschaft, zum aktuellen Zeitpunkt in Zukunftstechnologien zu investieren, angeführt werden darf. Doch die abwartende Position und die gebremste Innovationsbereitschaft, in die vierte industrielle Revolution einzutauchen, liegt meines Erachtens an der noch jungen Geschichte weiter > LOGISTIK express 4|2015 17
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