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LE-4-2013

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LOGISTIK express Fachzeitschrift

GLOBALE

GLOBALE MÄRKTE Vision und WM transformieren den Wüstenstaat Katars Quantensprung in die Zukunft. Im Rahmen der Fußball-WM 2022 plant das arabische Emirat Katar gewaltige Bau- und Infrastrukturprojekte. Zudem soll das winzige Land mit riesigem finanziellem Aufwand durch die Qatar National Vision 2030 von einem Wüstenstaat zu einem der modernsten Staaten der Welt entwickelt werden. REDAKTION: Dirk ruppik Die Halbinsel Katar am Persischen Golf rückt zunehmend in den Blickwinkel der Öffentlichkeit, nicht nur wegen der geplanten Fußball- WM in 2022, sondern auch wegen der ehrgeizigen Bauvorhaben. Das Land mit dem größten Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Einwohner und den drittgrößten Erdgasreserven (nach Russland und Iran) der Welt, will seine Abhängigkeit von Erdöl und Erdgas Dirk Ruppik vermindern. Die Regierung hat eine weitreichende Modernisierungs- und Diversifizierungs-Kampagne gestartet. Gerechnet von 2011 sollen bis Ende 2014 rund 100 Milliarden US-Dollar (74 Milliarden Euro) in den Ausbildungs- und Gesundheitsbereich sowie insbesondere in den Infrastruktur Bereich geflossen sein. Eine weitere Schätzung des Ministry of Development Planning and Statistics geht von einer Investition von 117 Milliarden Euro allein in Infrastruktur zwischen 2013 und 2018 aus. Zudem will sich das Emirat, in dem rund 1,7 Millionen (2010 Zensus) Einwohner leben, als regionales Forschungs- und Trainingszentrum sowie internationaler Eventausrichter etablieren. 80 Prozent der Einwohner sind Ausländer, davon 36 Prozent aus Indien und Pakistan, 25 Prozent aus anderen arabischen Ländern und 16 Prozent aus dem Iran. Laut Verfassung ist Katar ein Emirat, also eine absolute Monarchie. Die Staatsreligion ist der Islam. Der Emir ist zugleich Staatsoberhaupt und oberster Inhaber der exekutiven und legislativen Gewalt. Ein Parlament oder politische Parteien existieren nicht. Der König ernennt lediglich die 35 Mitglieder der Beratenden Versammlung (Madschlis asch-Schura). Das Land gliedert sich in fünf Regionen. Fünf Gerichte urteilen „im Namen des Emirs“, daneben gibt es Gerichte für religiöse Fragen. Nach seiner Abdankung am 25. Juni 2013 übertrug Scheich Hamad bin Chalifa die Amtsgeschäfte an seinen Sohn Scheich Tamim bin Hamad Al Thani. Dieser hat kürzlich fünf neue Ministerien geschaffen – darunter zum ersten Mal in der Geschichte Katars ein Transportministerium. Der Wüstenstaat ist Mitglied der UN, der Arabischen Liga, der OAPEC, der OPEC und des Golf-Kooperationsrats. Die Arbeitsund Lebenssituation der Arbeitsmigranten im Land gelten als menschenunwürdig und sind wiederholt kritisiert worden. Die Vereinten Nationen forderten Katar im November 2013 mit Blick auf die Fußballweltmeisterschaft 2022 auf, die Lage der Gastarbeiter zu verbessern. Bau- und Infrastrukturprojekte Das General Secretariat For Development Planning hat im Juli 2008 die Qatar National Vision 2030 veröffentlicht. Mit riesigem finanziellem Aufwand (s.o.) soll der Wüstenstaat zu einem der modernsten Staaten der Welt entwickelt werden. Zu den Bauprojekten gehören neben den vielen neuen Stadien und Sportstätten, die im Rahmen der Fußball-WM gebaut werden, ein komplett neues Eisen- bahnsystem, der neue Hafen und der neue Flughafen in Doha. Alle staatlichen Infrastrukturprojekte werden vom neu gebildeten Central Planning Office (CPO) koordiniert. Zurzeit werden mehrere Prestigeprojekte gebaut. Z.B. entsteht auf einer künstlichen Insel das luxuriöse Wohngebiet „The Pearl“ nahe beim neuen internationalen Flughafen. In 2015 sollen dort 45 000 Bewohner eine exklusive Unterkunft finden. Die Baukosten werden auf elf Milliarden Euro geschätzt. Am arabischen Golf wird ein städtisches Bauprojekt mit dem Namen Lusail für 200 000 Bewohner entwickelt. Eine neue Freundschaftsbrücke mit einer Länge von 45 km wird Katar mit Bahrain verbinden und die Abhängigkeit von Saudi-Arabien vermindern. Eine geplante zweite Brücke wird die Halbinsel an die Vereinigten Arabischen Emirate anbinden. Das Emirat besitzt bereits ein gut ausgebautes Straßennetzwerk von 1 300 km Länge. Neues Eisenbahnnetzwerk als Rückgrat der Volkswirtschaft Die Regierung des Landes hat realisiert, dass das Emirat als „Rückgrat einer erfolgreichen FOTO: ISTOCKPHOTO.COM 40 LOGISTIK express Ausgabe 4/2013 www.logistik-express.com

Globale Märkte Wirtschaft“ ein Eisenbahnsystem benötigt. In einem Joint Venture zwischen der Deutschen Bahn und dem katarischen Staat entwickelt Qatar Railways ein kombiniertes Bahn/Metro System (QIRP – Qatar Integrated Raylways Projekt) innerhalb der Halbinsel. Ende 2009 hat die Deutsche Bahn den Auftrag erhalten, ein 325 Kilometer langes Schienenverkehrsnetz für den Personen- und Güterverkehr aufzubauen. Dazu gehört eine für 350 km/h Höchstgeschwindigkeit ausgelegte 180 Kilometer lange Schnellfahrstrecke, die den Flughafen über Doha mit dem Nachbarland Bahrain verbindet, eine 100 Kilometer lange Verbindungsstrecke nach Saudi-Arabien, die eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h erlauben wird und der Aufbau eines 324 Kilometer langen regionalen Stadtbahnnetzes. Zum Regionalnetz gehört die Doha-Metro mit anfänglich vier Linien. Bei Fertigstellung soll sie alleine eine Schienenlänge von 350 km umfassen. Der Bau der QIRP wird 20 bis 25 Millionen Euro verschlingen. Im Dezember 2020 sollen alle Fußballstadien verbunden sein. Das gesamte Schienennetzwerk wird 2026 fertiggestellt sein. HHM-LOGISTIKexpress.qxp_190 x 67 23.07.13 16:45 Seite 1 Neuer Hafen in Doha Eines der weltweit größten Hafenprojekte „auf der grünen Wiese“ ist der neue Hafen südlich der Hauptstadt Doha. Genauer gesagt, umfasst das Projekt auf 26,5 km² Grundfläche den neuen Hafen, eine Militärflottenbasis für die Qatar Emiri Naval Forces und die Wirtschaftszone Qatar Economic Zone 3 mit eigenem Hafenbassin. In der Zone 3 sollen hauptsächlich KMU angesiedelt werden. Die projektierten Baukosten belaufen sich auf 5,5 Milliarden Euro. Der existierende Hafen arbeitete schon einige Zeit an der Kapazitätsgrenze und passte auch nicht mehr in den Entwicklungsplans des Staates. Der im nationalen Entwicklungsplan Vision 2030 vorgesehene Ausbau sowie die entstehenden Anforderungen aus der Ausrichtung des FIFA World Cups in 2022 machen einen neuen moderneren Hafen notwendig. Er wird in mehreren Phasen entwickelt und soll bei Fertigstellung mit drei Containerterminals sechs Millionen TEU handeln. Importierte Güter sind z.B. Autos, Getreide und Schlachtvieh. Das Hauptbassin wird 3,8 km lang, 700 m breit und 17 m tief sein. Die Aufnahme des Hafenbetriebs ist für 2016 geplant. Die anderen Phasen werden je nach Bedarf entwickelt. Ein weiterer bedeutender Hafen ist Ras Laffan im Norden der Halbinsel, wo neben Stückgut und Containern im Wesentlichen Gas verladen wird. Internationaler Hauptstadtflughafen der Spitzenklasse Der New Doha International Airport (NDIA) oder auch Hamad International Airport wird momentan 5 km entfernt vom alten internationalen Flughafen in Doha auf 3 600 Hektar gebaut. Durch die enorme Expansion von Qatar Airways und die florierende Wirtschaft des Wüstenstaates sind der Passagier- und Frachttransport explodiert. Die Eröffnung wurde aufgrund von Sicherheitsmängeln vom 1. April 2013 auf April 2014 verschoben. Nach der geplanten Eröffnung soll er 29 Millionen Passagiere und bei Vollendung in 2015 50 Millionen Passagiere und zwei Millionen Tonnen Fracht umschlagen. Er wird im Stil einer Wüstenoase mit wellenförmigen Dächern sowie Wasserbecken und -reservoirs in den umgebenden Freiflächen angelegt. Am neuen Flughafen können gleichzeitig sechs Airbus A380-800 abgefertigt werden. Er besitzt zwei parallele Start- und Landebahnen (Länge fast 5 km) im Abstand von zwei Kilometern, die simultan genutzt werden können. Die nationale Fluglinie Qatar Airways gab auf der Luftfahrt Messe Dubai Air Show (17. bis 21. November) eine Kaufabsichtserklärung für 50 777X im Wert von 14 Milliarden Euro ab. Westlich des neuen Flughafens sollen in der 4 km² großen „Zone 1“ vor allem Logistikfirmen, Unternehmen der Luftfahrtindustrie sowie Hersteller aus den Sektoren Maschinenbau, Elektronik, Pharma und Lebensmittel angesiedelt werden. Die Eröffnung wird Ende 2016 erwartet. (DR) www.portlog.de Hier finden Sie Ihre Hamburg Logistikpartner online FOTO: GOOGLE EARTH PORTlog ist ein Online-Suchdienst für nationale und internationale Import- und Exportunternehmen aus Industrie und Handel. Mit PORTlog finden Sie den passenden Partner für Logistik-, Transport – und Cargo Services in der Region Hamburg. Nutzen Sie unseren kostenlosen Service! Hafen Hamburg Marketing · Telefon: +49 40 377090 · E-Mail: info@hafen-hamburg.de www.logistik-express.com LOGISTIK express Ausgabe 4/2013 41

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