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LE-4-2013

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LOGISTIK express Fachzeitschrift

INTRALOGISTIK

INTRALOGISTIK Intralogistik 2014 – reloaded Während sich Teil eins in der letzten Ausgabe generellen Trends, technischen Neuerungen und der Bewertung der wirtschaftlichen Lage aus der Sicht der Intralogistikanbieter widmete, wollten wir diesmal wissen, wie es in puncto Nachhaltigkeit, Personalfragen, Unternehmertum und dem Mitbewerb aussieht. Redaktion: ANGELIKA THALER Lange dauert es nicht mehr, in wenigen Wochen beginnt das neue Jahr. Wird es Überraschungen geben? Was steht der Intralogistik bevor, sind alle gut für die Zukunft gerüstet? Wir haben uns bei einigen namhaften Anbietern umgehört und die Unternehmen KNAPP, SSI Schäfer, Swisslog, TGW und Vanderlande (alphabetische Reihenfolge, keine Wertung, Anm.) um ihre Meinung gebeten. Dauerthema Nachhaltigkeit Seit einigen Jahren ist die Nachhaltigkeit von Intralogistiksystemen ein Kernthema in den Unternehmen. „Auch Swisslog hat große Anstrengungen in Richtung „Green Logistics“ unternommen, um Projekte unter der Berücksichtigung eines ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatzes realisieren zu können“ bestätigt Herfried Pichler, Vertriebsleiter Österreich, Swisslog AG. Dies beginne schon bei der Gebäudekonzeption: „Aspekte wie Isolierung, Nutzung von Tageslicht zur Beleuchtung oder alternative Energiequellen werden zu Gunsten der Energieeffizienz schon in der Planung berücksichtigt“, so Herfried Pichler Pichler. Ins selbe Horn stößt Markus Augeneder, Geschäftsführer, TGW Systems Integration GmbH: „Bei den aktuellen Nachhaltigkeitsbestrebungen unserer Kunden geht es insbesondere um energieeffiziente Technik, die bei intelligenten Software- und Steuerungsstrategien startet und bis zum Wirkungsgrad einzelner mechanischer Komponenten geht, und um ergonomische Arbeitsplätze, die den Mitarbeitern eine angenehme und gesundheitsschonende Arbeitsumgebung schaffen. Diese Ansätze wollen wir individuell kundenspezifisch umsetzen.“ Für Gerald Hofer, CEO, KNAPP AG, spielt Nachhaltigkeitsdenken eine große Rolle: „Wir können das Konsumverhalten nicht beeinflussen, wohl aber die Gerald Hofer Optimierung der Ressourcen, die für die Bereitstellung der Waren benötigt werden.“ Daher sei KNAPP mit der OSR Shuttle-Technologie beim Energieverbrauch schon früh alternative Wege gegangen. Hofer: „Wir erarbeiten uns Sachund Wirkungsbilanzen für unsere Systemlösungen, um noch besser optimieren zu können, was insbesondere bei Neuentwicklungen eine wichtige Rolle spielt.“ Der neue KNAPP- Betriebskindergarten, der im Herbst gestartet ist, ist ein Zeugnis für die soziale Verantwortung, die das Unternehmen übernimmt. Den interessanten Ansatz des „Cradle-to- Cradle®-Prinzips“ verfolgt die Vanderlande Industries GmbH. Das bedeutet, es entsteht im Zuge der Produktion kein Abfall, beziehungsweise wird dieser recycelt. Dadurch ergeben sich keine negativen Einflüsse auf die Umwelt, die eingesetzten Materialien befinden sich in einem geschlossenen Kreislauf, ohne dass natürliche Ressourcen verloren gehen. „Wir arbeiten aktiv an der Implementierung dieses Prinzips in unsere Produkte, Projekte, Dienstleistungen und operativen Prozesse. So konnten wir bereits einige Produkte, wie den GREENVEYOR, dem Cradle-to-Cradle®-Prinzip entsprechend mit erhöhter Nachhaltigkeit ausstatten. Steigende Energiekosten und die Lebensdauer der Technik sind die Hauptpunkte zum Thema Nachhaltigkeit für Rainer Buchmann, Geschäftsführer, SSI Schäfer Peem GmbH. Denn immerhin seien manche Anlagen schon über 25 Jahre im Betrieb, wobei die durchschnittliche Nutzungsdauer zwischen 10 und 15 Rainer Buchmann Jahren liege. „Ein Facelift nach 5 bis 8 Jahren, etwa durch einen Austausch der Steuerung, bringt mehr Leistung“, weiß er aus Erfahrung. „Ein wichtiger Hebel ist die Energierückspeisung bei Regalbediengeräten, gekoppelt mit intelligenter Bedarfsabschaltung“, nennt Buchmann konkrete Energieeinsparungsmöglichkeiten. Innovation muss sein Um es mit den Worten des deutschen Industriemanagers Rudolf von Bennigsen-Foerder zu sagen: „Stillstand ist Rückschritt“. Diesen Spruch haben sich alle Befragten zu Herzen genommen, denn Weiterentwicklungen sind für sie das Salz in der Suppe der Intralogistik. Grundvoraussetzung dafür ist natürlich das Vorhandensein qualifizierten Personals. Buchmann: „Die Mitarbeiter müssen allerdings nicht nur qualifiziert, sondern vor allem motiviert sein. Das sieht man leider nicht im Lebenslauf. Freigeister sind wichtig für die Ideenfindung, und dann braucht man Leute, die diese Ideen umsetzen und Produkte daraus entwickeln. Die Anzahl der Patente eines Unternehmens ist ein eindeutiges Indiz für seine Innovationskraft.“ Nicht nur die Produkte, auch die Mitarbeiter sollten weiterentwickelt werden, dies stellt einen immerwährenden Prozess dar. Das sieht auch Pichler so: „Die Aus- und Weiterbildung von qualifiziertem Personal, das aktiv an der Unternehmensgestaltung teilnehmen kann, ist bei Swisslog einer der Kernpunkte im Personalmanagement und stellt sicher, dass ausreichende personelle Ressourcen für die Entwicklungen vorhanden sind.“ Denn angesichts der immer komplexer werdenden Intralogistiklösungen sei es essenziell, immer wieder neue Lösungen auf den Markt zu bringen, mit denen FOTO: ISTOCKPHOTO.COM 30 LOGISTIK express Ausgabe 4/2013 www.logistik-express.com

INTRALOGISTIK die Wettbewerbsfähigkeit der Anwender langfristig gesichert werden könne. Für KNAPP gehört Entwicklung ebenfalls zum täglichen Brot: „Wir haben große Tradition in der Entwicklung neuer Systeme und Systemkomponenten. Wichtig ist, den Markt genau zu kennen und Trends frühzeitig zu erkennen sowie sich ein Partnernetzwerk für Schlüsseltechnologien und Grundlagenforschung aufzubauen“, so Hofer. Aufgrund der Vielzahl an echten Entwicklungsprojekten im Haus würden auch viele Diplomanden die Gelegenheit nutzen, das Unternehmen kennen zu lernen. „Die meisten bleiben dann bei diesem tollen Betätigungsfeld“, ergänzt er. Augeneder ist überzeugt, Teil eines schon heute sehr innovativen Unternehmens zu sein: „Wir wollen unseren Kunden durch neue Entwicklungen in den Bereichen Software, Steuerung, Mechanik und Gesamtsysteme immer produktivere und effizientere Lösungen anbieten.“ Dafür seien der enge Kontakt zu seinen Kunden und das Wissen über deren Anforderungen unabdingbar. „Intern heißt das natürlich, dass wir für die Produkt- und Systementwicklung ausreichend qualifizierte Mitarbeiter benötigen. Deshalb sind wir auch immer wieder auf der Suche nach engagierten Technikern unterschiedlicher Fachbereiche, die uns in diesem Bereich unterstützen.“ Über unternehmenstreue Mitarbeiter, die ausschlaggebend für Fortschritte bei den Produkten seien, freut sich Matskassy: „Der Bereich R&D nimmt bei Vanderlande Industries einen sehr hohen Stellenwert ein, um den anspruchsvollen Anforderungen unserer Kunden Rechnung zu tragen. Hierbei kommt uns die geringe Fluktuation unserer Mitarbeiter, die wir seit Jahren für unser Unternehmen verzeichnen können, zugute. Somit bleibt die notwendige Kompetenz und Erfahrung im Haus und muss nicht immer wieder neu erarbeitet werden.“ Regelmäßige Recruitment-Tage würden zusätzlich junge Leute von der Universität direkt ins Unternehmen bringen. Erfolgsgeheimnis Wir wollten von den Unternehmern wissen, was in ihren Augen heutzutage ausschlaggebend für wirtschaftlichen Erfolg ist – und bekamen erstaunlich unterschiedliche Antworten. Geht es nach Pichler, steht über jedem Erfolg die richtige Strategie: „Eine klare Strategie sowie Fokus ist die Grundlage für den Erfolg. Mehr denn je ist aber auch Flexibilität in den Organisationen gefragt, um schnell genug auf sich rasch ändernde Märkte und Technologien reagieren zu können. Für langfristigen Erfolg sind stetige Innovationen und Nachhaltigkeit entscheidend.“ Dem stimmt Hofer zwar zu, aber nur mit einer wichtigen Ergänzung „Für den Erfolg braucht man Glück und eine gehörige Portion Mut. Außerdem strategische Ziele und eine Entscheidungsstruktur, die rasche und eindeutige Entscheidungen trifft. Neue Unternehmen würden eine funktionierende Bankenlandschaft brauchen, die auch wieder unternehmerisches Risiko unterstützt.“ An etwas anderer Stelle ortet Augeneder die Erfolgsfaktoren seines Unternehmens: „Gute Produkte, in unserem Fall gute Lösungen, die dem Kunden einen Mehrwert bringen, stellen die Basis für den Erfolg dar. Dann braucht es noch ein motiviertes, engagiertes und qualifiziertes Team, das die Anforderungen des Kunden wirtschaftlich und technisch gut umsetzt, damit am Ende für alle Seiten ein gutes Ergebnis erzielt wird – für unseren Kunden eine effiziente Logistiklösung und für uns Markus Augeneder ein finanzieller Erfolg.“ Zustimmung dafür findet er bei Matskassy: „Ein Unternehmen benötigt in erster Linie gute und innovative Produkte sowie wirtschaftliche Konzepte. Das ist die beste Werbung, um neue Kunden zu gewinnen. Im Anschluss daran ist ein gut organisiertes und erfahrenes Projektmanagement gefragt, um die Aufträge für beide Seiten erfolgreich abzuwickeln.“ Buchmann hat wiederum ganz Tibor Matskassy andere Gedanken: „Die Größe eines Unternehmens und seine internationale Präsenz, um lokale Nähe zu Kunden zu haben, sind wesentliche Erfolgsfaktoren. Denn nur so kann man vor Ort für die Kunden individuell planen. Aber natürlich ist auch ein stabiles Produktportfolio sehr wichtig.“ Konsolidierung im Gange Der klare Tenor: Kooperationen, Zusammenschlüsse oder ein Nischenanbieterdasein sind aktuell so ziemlich die einzigen erfolgreichen Wege der Unternehmensführung. „Kleinere schließen sich zusammen, und Große kaufen zu, wie einige unserer Mitbewerber. Es gilt, Allianzen zu bilden und sich breit aufzustellen. Wer vorne mitspielen möchte, braucht entweder die entsprechende Größe oder eine besondere Nische, aber Nischenanbieter werden immer so klein wie ihre Nische bleiben“, fasst Buchmann zusammen. Ähnlich empfindet die Situation Pichler: „Die Branche befindet sich in einer Phase der vorsichtigen Konsolidierung. Es gibt immer wieder Übernahmen und Beteiligungen an Unternehmen der Intralogistikbranche. Auch Swisslog hat diesbezüglich aktiv am Markt agiert und ist Partnerschaften eingegangen oder hat Joint-Ventures, wie zum Beispiel mit der Heron-Gruppe in Dornbirn, gegründet.“ Seiner Meinung nach sei stets mit neuen Anbietern zu rechnen, etwa wenn Unternehmen, die auf anderen Märkten erfolgreich sind, die Intralogistik für sich entdeckten. Hofer: „Ob es anbieterseitig Veränderungen am Markt geben wird, ist derzeit nicht abzuschätzen. Tendenziell wird natürlich übernommen und fusioniert. Es gibt aber immer wieder kleinere Unternehmen, die Tolles leisten und sich so am Markt behaupten.“ Auch Augeneder geht von einer Fortsetzung der Marktbewegungen aus: „Insbesondere im deutschsprachigen Raum hat sich der Markt in den letzten Jahren schon konsolidiert bzw. wurden neue Allianzen zwischen Unternehmen geschlossen. Wir gehen davon aus, dass dieser Trend sich noch etwas fortsetzt.“ Von einer freundlichen Übernahme berichtet Matskassy: „Vanderlande Industries hat Ende 2011 seinen langjährigen Partner für Shuttle-Technologie und Regalbediengeräte, die Firma Beewen aus Siegen, in den Konzern aufgenommen und mittlerweile erfolgreich integriert. Somit verfügt Vanderlande Industries über das gesamte Portfolio, das man für die Ausstattung eines hochdynamischen Lagers benötigt: die Shuttle-Technologie, die Fördertechnik, verschiedenste Sorter einschließlich Crossbelt-Technologie, die Kommissioniertechnik sowie die gesamte Steuerung.“ Innovationen, Mitarbeiterbindung und eine nachhaltige Strategie sind die Stellschrauben, an denen gedreht werden muss, um das Unternehmensschiff heil durch die Wogen des Marktes zu manövrieren. Wir werden sehen, wer seine Hausaufgaben erledigt und im nächsten Jahr noch da ist, um mit uns über die Trends für 2015 zu sprechen. (AT) www.logistik-express.com LOGISTIK express Ausgabe 4/2013 31

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