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LE-4-2013

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LOGISTIK express Fachzeitschrift

INFRASTRUKTUR Smarte

INFRASTRUKTUR Smarte Infrastruktur muss her Logistik und Mobilität sind unverzichtbar: Unsere Manager fordern eine Gesamtstrategie für den Ausbau der österreichischen Infrastruktur. Redaktion: PAUL CHRISTIAN JEZEK Im November fand das Infrastruktursymposium der Initiative Future Business Austria als Stelldichein von Entscheidungsträgern aus Wirtschaft und Politik statt. Dabei waren nicht „nur“ nationale Trends das Thema, sondern vor allem auch der internationale Kontext: Grenzüberschreitende Mobilität war das wichtigste Motto. „Österreich liegt im Zentrum Europas, und wir sind zu Recht stolz auf unsere Brückenfunktion“, sagte Wirtschaftskammer- Präsident Christoph Leitl. „Im Herzen Europas zu liegen bedeutet aber auch die Möglichkeit, in den Bereichen Infrastruktur, Mobilität und Kommunikation eine Drehscheibe zu sein. Und diese Chance müssen wir nützen! Wir haben hier große Aufgaben zu bewältigen - nicht nur für den Wirtschaftsstandort Österreich, sondern auch für den Standort Europa, der passende Antworten im globalen Wettbewerb finden muss.“ Dazu passt eine taufrische Studie des Economica-Instituts, die einmal mehr den gesamtwirtschaftlichen Wert des Schienengüterverkehrs für den Standort Österreich herausstreicht. „Ein Bahnanschluss ist für viele Industrie- und Produktionsbetriebe in den Regionen das Tor zu den nationalen und internationalen Märkten und somit ein entscheidender Standortfaktor“, sagt Verkehrsministerin Doris Bures. „Deshalb ist es richtig und sinnvoll, dass wir den Gütertransport auf der Schiene in den Mittelpunkt unserer verkehrspolitischen Strategie gerückt haben und vor allem in der Fläche durch gezielte Fördermaßnahmen unterstützen.“ ße intermodale Umschlagplätze in Wolfurt, Wörgl, Wels und Wien-Inzersdorf. Auch spezifische Förderungen für den Güterverkehr bzw. zur Errichtung von Anschlussbahnen sollen dazu beitragen, den Schienengüterverkehr als attraktives Angebot zu verankern. Einen deutlich höheren Verbesserungsbedarf als in den Vorjahren orten Österreichs Manager derzeit bei der Luftfahrt, wo es ihnen insbesondere um die Absicherung des Flughafens Wien als internationales Drehkreuz und um die Kapazitäten der Regionalflughäfen wie z. B. Klagenfurt und Salzburg geht. Eine Mehrheit für einen privatwirtschaftlichen Betrieb der Infrastruktur findet sich übrigens „nur“ für die Bereiche IKT, Post, Luftund Schifffahrt. Bei der Schiene wollen dies nur 36 Prozent von 240 befragten Topmanagern, bei der Straße gar nur zehn Prozent. Alexander Klacska forderte vor allem eine „ehrliche Diskussion über Belastungen im Verkehrsbereich“. „Es kann nicht sein, dass Überschüsse staatsnaher Unternehmen zum Stopfen von Budgetlöchern verwendet werden“, so der WKÖ-Bundesspartenobmann für Transport und Verkehr mit Verweis auf die Dividendenzahlungen der Asfinag. Auch im Zuge der Ökologisierungsbemühungen mahnte er zur Vernunft: „Die EU ist nur für rund 10 Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Hier sind maßvolle Schritte zur weiteren Reduktion gefragt, die nicht auf Kosten der Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes gehen. Schon jetzt laufen wachsende Güterströme durch Österreich, von denen wir nicht profitieren können. Es ist höchst an der Zeit, dass unsere Wirtschaft an der Wertschöpfung dieser Güterströme wieder mehr partizipieren kann!“ Die Schiene muss auf Schiene Noch vor fünf Jahren hatten „nur“ 30 Prozent der damals befragten Manager Infrastruktur als wichtigste Basis für den Wirtschaftsstandort Österreich gesehen. An der Jahreswende 2013/14 hat sich dieser Wert auf 57 Prozent beinahe verdoppelt. Im aktuellen Infrastrukturreport der Initiative Future Business Austria wird vor allem die Bedeutung der Schiene deutlich stärker eingestuft. Auch die Zufriedenheit mit dem Angebot ist höher geworden. Zu den aktuellen Maßnahmen für mehr Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene gehört die Infrastrukturoffensive auf den wichtigsten Verkehrsachsen sowie die Modernisierung der bestehenden Infrastruktur. Andererseits werden derzeit für 390 Millionen Euro Terminals für den Güterverkehr ausgebaut und neu errichtet, darunter gro- Wenig Zustimmung gibt es generell zur heimischen Infrastrukturpolitik: Immer weniger Manager erkennen hier eine koordinierte Planung und Umsetzung, 71 Prozent vergeben die wenig freundliche Vokabel „Stückwerk“. An die schiere Existenz einer Gesamtstrategie glaubt nicht einmal jeder Fünfte. Am ehesten zufrieden sind die Entscheidungsträger mit der Wiener Infrastruktur, danach folgen Oberösterreich und Salzburg. Das Burgenland hat zwar gegenüber den Vorjahren deutlich aufgeholt, rangiert jedoch nach wie vor - hinter Kärnten - auf dem letzten Platz. Die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind „erheblich“, steht im Infrastrukturreport, eine Annäherung wäre eine „gesamtösterreichische Aufgabe“. Mehr als ein Modewort Im urbanen Raum lassen sich Infrastrukturherausforderungen derzeit am besten mit dem Ausdruck „Smart Cities“ zusammenfassen. Eine smarte Stadt der Zukunft beinhaltet u. a. die Digitalisierung der kommunalen Infrastruktur, die das tägliche Leben der Bevölkerung erleichtern soll. In Wien sind Anstrengungen und Projekte in diese Richtung z. B. im Pilotprojekt Seestadt Aspern deutlich zu sehen. „Bei diesem Living Lab können wir viele Entwicklungen testen“, sagt der Wiener Planungsdirektor Thomas Madreiter. „Angewendet wird konsequente Ressourcenscho- FOTO: ISTOCKPHOTO.COM 10 LOGISTIK express Ausgabe 4/2013 www.logistik-express.com

INFRASTRUKTUR nung bei möglichst geringen Kosten. In Wien haben solche Anstrengungen eine längere Tradition als es den Begriff Smart City gibt. Als Umweltmusterstadt befasst sich Wien schon lange mit Effizienzthemen, Ressourcenschonung und dem Mobilitätsfaktor. Und das erfolgreich, wenn man sich die Abwasserreinigung oder die Haussanierung Thewosan ansieht.“ Thomas Reznicek von Kapsch verweist darauf, dass die Stadt Wien schon jetzt verdichtet sei und daher Mobilität vor allem in den „Zwiebelringen im Umfeld“ stattfinde. Dabei sei der Reichtum von Städten genau darin begründet, dass sie leicht erreichbar sind. Ziel müsse sein, Mobilität effizient zu erhalten und die Nachfrage aktiv ökonomisch zu steuern. Beispielsweise könnte eine Citymaut die Lösung dafür sein. Das erwartete massive Bevölkerungswachstum in Wien stellt die Stadt für große Herausforderungen. Mobilitätsund Infrastrukturmanagement ist laut Reznicek „ein komplexer Balanceakt“. Lösungen für die vielfältigen Verkehrs- und Parkbedürfnisse müssten Probleme wie Verkehrsstaus und Umweltverschmutzung berücksichtigen und gleichzeitig dafür sorgen, dass die Stadtzentren lebenswert bleiben. Im Bereich Mobilität betont Thomas Madreiter, dass in Wien nur noch rund 27 Prozent der Wege mit dem privaten Auto zurückgelegt würden. Kritisch verweist der Wiener Planungsdirektor auf London, wo eine App getestet wird, mit der Menschen beim Frühstück über freie Parkplätze beim Arbeitsplatz informiert werden. Das führt dazu, dass sich wieder mehr Menschen für die Autofahrt und gegen die Öffis entscheiden, warnt. Madreiter. Er hingegen hofft, dass sich „in Zukunft das Modell des privaten Autobesitzes dank eines sich positiv entwickelnden Carsharing- Marktes überholt“. Summa summarum soll die Vernetzung der kommunalen Infrastruktur zu einem effizienteren Energieeinsatz, intelligenten Mobilitätsangeboten und anderen smarten Services führen, die das tägliche Leben erleichtern. Wien sei auf dem Weg zur intelligenten City jedenfalls gut unterwegs, meint Planungsdirektor Madreiter: „Wir spielen in der Champions League der smarten Städte und sind auf alle Fälle unter den Top- 10.“ Bessere IKT-Infrastruktur Ein wichtiger Aspekt ist dabei das Spannungsfeld zwischen der Risikoabschätzung beim Einsatz intelligenter Technologien und übertriebenen Ängsten. „Vernetzte Systeme führen zu mehr Sicherheitslücken und einem höheren Risiko. Außerdem haben Zwischenfälle größere Auswirkungen“, erklärt Thomas Bleier vom Austrian Institute of Technology AIT. Damit einhergehende Ängste könnten ein Hindernis für den Erfolg neuer Technologien darstellen. Der Zeitraum, diese Ängste abzulegen, wird aber immer knapper. Beim Auto hatte es noch ein halbes Jahrhundert gedauert, bis eine Nutzerzahl von 50 Millionen erreicht war. So konnte eine Generation die nächste entsprechend aufklären und vorbereiten. „Bei Social Media waren es vergleichsweise nur mehr zwei Jahre“, sagt Bleier. Der unbeschwerte Einsatz von Technologie sei zwar gut, allerdings habe die Gesellschaft teilweise noch keinen Konsens über den Umgang damit gefunden. In der Stadt der Zukunft kommt vor allem der elektrischen Energie eine große Bedeutung zu, spricht Wolfgang Gawlik von der Wiener TU einen weiteren Aspekt an. Dabei sei es notwendig, das System Stadt in seiner ganzen Komplexität zu betrachten und über Systemgrenzen hinweg denken und planen zu können. Insbesondere müssten die Synergie- und Kopplungspotenziale unterschiedlicher Energieträger genutzt werden. Gawlik ist überzeugt, dass der Weg zu Smart Grids - also intelligenten Stromnetzen - vorgezeichnet ist. Die Gefahr von Blackouts wird dadurch seiner Meinung nach sinken. Die Vernetzung und die Entwicklung hin zum „Internet der Dinge“ seien nicht mehr aufzuhalten und würden viele neue Anwendungen hervorbringen, sagt Hannes Walter vom Kompetenzzentrum evolaris. Beleuchtungen sollten sich etwa nur dann einschalten, wenn eine Straße auch tatsächlich frequentiert wird. Ab 2015 werde jedes Auto Wireless LAN integriert haben, und Abwasserleitungen könnten melden, wenn ein Leck auftritt. Eine große Anzahl an Sensoren existiere bereits, „man denke nur an die Smartphones in unserer Hosentasche“, so Walter. Bei den infrastrukturellen Herausforderungen an die Informations- und Kommunikationstechnik schliesst sich der Forderungskreis. Denn auch hier orten unsere Top-Manager massiven Handlungsbedarf. Alfred Harl, Obmann des Fachverbandes UBIT in der WKÖ: „Der IKT-Sektor erwirtschaftet 31 Milliarden Euro Produktionswert und eine Wertschöpfung von 15 Milliarden Euro. Trotzdem fehlt in Österreich eine langfristige Strategie für diesen Zukunftsbereich. IKT ist aber für jeden Wirtschaftsstandort Schlüsselfaktor für gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Wohlstand!“ (PJ) BLICKPUNKT HERMES PREIS 2014 Letzte Chance für Hermes Verkehrs-Logistik-Preis 2014. Nur noch wenige Tage bleiben übrig, am 15. Dezember 2013 endet die Einreichfrist für die drei Kategorien Bildung, Nachhaltigkeit und Sicherheit beim Hermes Verkehrs-Logistik-Preis 2014. Mit diesem Preis ehrt die Bundessparte Transport der WKO die herausragenden Leistungen der österreichischen Verkehrs- und Logistikwirtschaft. Wie auch im letzten Jahr sind engagierte Unternehmen aufgerufen, sich um diesen Preis zu bewerben. Ausgezeichnet werden jene Unternehmen, die in den Bereichen Verbesserung des letztjährigen Betriebsergebnisses, Sicherheit am Arbeitsplatz, Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter sowie umweltschonende und energiesparende Maßnahmen und Prozesse in ihren Betrieben vorbildlich agieren – und dies durch ihre Einreichung kund tun. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sollen dabei vor den Vorhang geholt werden. Seit seiner erstmaligen Verleihung im April 2013 stiegen Beliebtheit und Akzeptanz für diese Auszeichnung gleichermaßen rasch, so hat sich der Hermes Verkehrs-Logistik-Preis zu einer der angesehensten und bedeutendsten Logistikauszeichnung in Österreich entwickelt. Bundesspartenobmann Alexander Klacska dazu: „Nur wer heute innovativ und vorausschauend wirtschaftet, kann sich in der globalisierten Welt auch weiterhin behaupten.“ Am 9. April 2014 wird dann der „Hermes- Stab“, der als Symbol für Transportwirtschaft und Verkehr gelten soll, im Rahmen eines „Gala-Abends der Transport-, Verkehrs- und Logistik-Wirtschaft“ an die Preisträger der jeweiligen Kategorien verliehen. Hinzu kommt der Lebenswerk- Ehrenpreis „Entrepreneur“, der im letzten Jahr an das Paar Heidegunde und Paul Senger-Weiss ging. (AT) http://www.hermes-vlp.at/ www.logistik-express.com LOGISTIK express Ausgabe 4/2013 11

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