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LE-4-2010

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LOGISTIK express ZEITSCHRIFT EPAPER

AKTUELL Das Kreuz mit

AKTUELL Das Kreuz mit den Pensionen Sparpakete und Hacklerregelung, Ausschreitungen und Proteste, Durchrechnungszeiten und Einmal-Zahlungen. Die Medien sind voll von Beiträgen rund um das Thema Pension und die Frage, ab welchem Alter man den Ruhestand antreten darf. Fakt ist: wir werden immer älter, und die Zeit bleibt nicht stehen! Redaktion: Angelika Thaler Hand aufs Herz: wer zieht es nicht vor, noch bei guter Gesundheit und regelmäßigem Kontoeingang den Tag im Kreise der Familie oder bei einem Hobby zu verbringen, statt täglich früh aufzustehen und ins Büro zu fahren? Je früher man also das Arbeitsleben hinter sich lässt, umso höher die Wahrscheinlichkeit, noch viele Jahre möglichst frei von Alters-Wehwehchen genießen zu können. Als ich Kind war, waren meine Großeltern zum Teil schon in Pension und mein Opa so fit, dass er mit Begeisterung mit mir Fußball und Abfangen spielte. Herrlich! Er war damals noch gar nicht so alt, aber dank „Hacklerregelung“ schon früher aus dem Berufsleben ausgeschieden. Das ist der Vorteil, wenn man nach der Schule gleich eine Lehre macht und zu arbeiten beginnt. Doch wer macht das heute noch? Ich bin jetzt 31 Jahre alt und habe noch nie Vollzeit gearbeitet – immer nur Teilzeit oder freiberuflich. Nach der Schule habe ich natürlich studiert, also verschiebt sich der Arbeitsbeginn in die Mitte der Zwanziger – und damit bin ich sicher nicht alleine in Österreich! Bedenkt man nun die steigende Lebenserwartung, eventuelle Kinderbetreuungszeiten und das aktuelle Pensionsantrittsalter, werde ich bei meiner gesunden Lebensweise vermutlich genau so lange meine staatliche Rente beziehen wie vorher Beiträge einzahlen. Doch wie soll sich das finanzieren? ge Mitarbeiter – ein erfahrener Bewerber hat so kaum Chancen, selbst wenn er Dutzende Bewerbungsgespräche führt. Schuld daran ist natürlich die Einkommensprogression, die mit dem Alter massiv steigt. Und da wir von einem lebenslangen Durchrechnungszeitraum für die Pensionshöhe weit entfernt sind, wird natürlich auch kein älterer Mitarbeiter freiwillig auf einen Teil des ihm zustehenden Gehalts verzichten. Ganz schön verzwickt…. se ist unser Pensionssystem darauf aber nicht ausgelegt! Hätte Bruno Kreisky damals unser heutiges Dilemma vorhergesehen, wer weiß, ob er das ehemals pensionszweckgebundene Geld für den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit verwendet hätte. ANGELIKA THALER Logistik express Redaktion Arbeiten – nur wo? Laut Allgemeinem Pensionsgesetz liegt das Regelpensionsalter für Frauen beim vollendeten 60., bei Männern beim vollendeten 65. Lebensjahr. Wenn nun beispielsweise ein Mann mit 55 den Job verliert, hat er theoretisch noch 10 Jahre zu arbeiten. Bedenkt man das heute übliche „Job-Hopping“, wo Arbeitnehmer in immer kürzeren Abständen den Arbeitsplatz wechseln, dürfte das doch kein Problem sein – oder? Doch, ist es. Über 50 ist es fast unmöglich, einen neuen Arbeitsplatz zu finden, wenn man nicht gerade eine extrem seltene Qualifikation vorweisen kann. Personalchefs wollen junge, dynamische (wer sagt, dass man ab 50 nicht mehr dynamisch sein kann?), allwissende und vor allem billi- „Unternehmer müssen auch älteren Arbeitswilligen ein Chance geben.“ ANGELIKA THALER Umdenken nötig Im Jahr 2009 betrug laut Statistik Austria das durchschnittliche Pensionsantrittsalter 59,8 Jahre. Die Lebenserwartung der Frauen stieg auf 82,97 Jahre, die der Männer auf 77,62 Jahre. Ausschlaggebend hierfür ist vor allem die moderne Medizin, viele einst tödliche Krankheiten sind heute behandelbar. Dummerwei- Aber Jammern hilft nicht! Klar, jeder schreit, wenn ihm was weggenommen wird. Aber schmerzhafte Einschnitte bleiben uns nicht erspart, das sollten auch die (zu?) mächtigen Gewerkschafts- und Pensionistenvertreterbosse (deren fürstliches Gehalt aus unseren Taschen bezahlt wird und die in Wahrheit keine Ahnung von Mindestpensionen haben) endlich einsehen. Unternehmer müssen endlich auch älteren Arbeitswilligen eine Chance geben. Und ich? Nun, bis ich mal in Pension gehen kann, rechne ich ohnedies nicht mehr mit (viel) staatlicher Unterstützung und zahle seit mehr als 10 Jahren in meine Privatvorsorge ein. Sollten Sie sich auch überlegen. (AT) FOTO: ISTOCKPHOTO.COM 4 LOGISTIK express 4|2010 www.logistik-express.com

AKTUELL An sich ist Oberösterreich ja wirtschaftlich gesehen ein „starkes Bundesland“. Mehr als 2.000 Transportunternehmen sorgen hier mit rund 12.000 Fahrzeugen und rund 20.000 Beschäftigten dafür, dass „wir alle bekommen, was wir täglich brauchen“. Damit nehmen Oberösterreichs Transporteure aber nicht „nur“ eine wichtige Versorgerfunktion ein, sie sind auch maßgeblich am Erfolg der produzierenden Wirtschaft beteiligt. „Wir fahren für Oberösterreich“, bringt der Fachgruppenobmann der oö. Transporteure, KommR Franz Wolfsgruber, die Rolle der Transportwirtschaft als logistischer Blutkreislauf für Wirtschaft und Gesellschaft plakativ auf den Punkt. Aber – und das gilt eben leider nicht „nur“ für Oberösterreich: Diese Bedeutung werde bei politisch Verantwortlichen wie auch in breiten Teilen der Bevölkerung nicht gebührend geschätzt, sieht Wolfsgruber die Branche zunehmenden bürokratischen und finanziellen Herausforderungen ausgesetzt. Nicht genug damit, dass die Transportbranche in letzter Zeit krisenbedingt im Fernverkehr mit einer schwierigen Auftragslage und einem horrenden Preisdruck zu kämpfen hatte, bröckelt jetzt auch im Nahverkehr das Auftragsvolumen ab. Verschärft wird die Situation zudem durch die zunehmend härtere internationale Wettbewerbssituation, verweist Wolfsgruber z. B. auf die Neuregelung der Kabotage, wo der Fachgruppenobmann die entsprechenden Kontrollen vermisst. Dasselbe gelte auch bei der Bekämpfung der unbefugten Gewerbeausübung sowie der Überprüfung der unzähligen Sozialvorschriften. Wolfsgruber: „Anstelle der bürokratischen Verfolgung von Bagatellen wäre es angebracht, systematische Manipulationen und wettbewerbsverzerrenden Missbrauch konsequent zu verfolgen und zu ahnden.“ Letztendlich entgehen damit dem Staat ja auch beträchtliche Steuermittel, welche die heimischen Transporteure ohnehin in unverhältnismäßig hohem Maße abzuliefern haben. Wolfsgruber: „Österreich hat in der EU die mit Abstand höchste Steuer- und Abgabenquote beim LKW. Die seit Jahren von der Branchenvertretung geforderte Absenkung der KFZ-Steuer auf EU-Niveau ist bislang nicht erfolgt.“ Genauso sieht Wolfsgruber die Ökologisierung der LKW-Maut als „Augenauswischerei“, weil das Gros des Fuhrparks in Europa bis Euro-3-Niveau unterwegs ist. In diesem Bereich wurden die Tarife deutlich erhöht, die Absenkung im selben Ausmaß werde aber erst ab Niveau Euro6/EEV wirksam. Und auch Der Aufschrei der Logistik Höchste Steuer- und Abgabenquote beim LKW – und dazu immer mehr Gesetze. Redaktion: PAUL CHRISTIAN JEZEK bei der Mineralölsteuer gibt es bekanntlich ganz aktuell weitere Abgaben-Attacken auf die Transporteure. Schon jetzt fließen aus dem Verkehr über 13 Mrd. Euro in den Staatshaushalt, der Rückfluss daraus betrage lediglich 3,5 Milliarden. Wenn die aktuellen Vorhaben buchstabengetreu umgesetzt werden, kostet das den Staat sogar rund 450 Millionen. Und noch ein großer Wunsch der Transporteure: Im Interesse einer weiteren Ökologisierung des Verkehrs - hier wurden bereits gewaltige Leistungen erbracht, wenn man bedenkt, dass heute 35 moderne LKW nicht mehr emittieren als ein einziger LKW Baujahr 1980 - wünscht sich die heimische Branche auch Investitionsförderungen für die Anschaffung noch emissionsärmerer LKW nach deutschem Vorbild. Ohne Transport kein Wohlstand Die gesetzlichen Vorschriften für die Einhaltung der Lenkerruhezeiten werden zunehmend mehr. An den Voraussetzungen, diese auch problemlos einzuhalten, mangelt es noch beträchtlich, auch bei der Verbesserung der Parkplatzinfrastruktur sehen die Branchenvertreter noch deutlichen Bedarf. Um ihre Rolle als Güterbeförderer effizient und optimal ausüben zu können, benötigt die Transportwirtschaft schlicht und einfach angemessene Rahmenbedingungen. „Wir investieren in modernste Fahrzeugtechnologie, wir prüfen den vernünftigsten Verkehrsträger- Mix, wir sichern die Warenströme für Produktion, Handel und Export und wir sichern die Nahversorgung, indem wir bringen, was Sie täglich brauchen - lassen Sie uns diesen Job für Österreich auch weiterhin erfolgreich machen“, artikuliert Transporteure-Obmann Wolfsgruber in aller Deutlichkeit an die politisch Verantwortlichen. Denn eines steht fest: Ohne Transport gibt es keine funktionierende Wirtschaft und keinen Wohlstand! Ein fast schon verzweifeltes Statement kommt auch aus Kärnten, wo die Ertragslage als „dramatisch“ empfunden wird: Für einen PKW gibt es ein amtliches Kilometergeld von 42 Cent, der in Anschaffung und Unterhalt unvergleichlich teurere LKW erlöse gerade einmal 80 Cent pro km. Dabei sollten die Güterbeförderer auch noch in lärm- und schadstoffarme LKW investieren. „Das können sich viele unserer etwa 600 Mitgliedsbetriebe derzeit einfach nicht leisten“, bekräftigt Ing. Bruno Urschitz, Obmann der Kärntner Fachgruppe Güterbeförderungsgewerbe seine Äußerungen von Seite 8/9 dieser Ausgabe. PAUL CHRISTIAN JEZEK Buchautor & Journalist Logistik express Redaktion Fast die Hälfte der Betriebe (48,9 Prozent) will im südlichsten Bundesland die Investitionstätigkeit zurücknehmen; kein Wunder, kostet doch ein neuer Sattelzug mindestens 150.000 Euro. Das drückt natürlich auf die Beschäftigungssituation: Drei Viertel der Transporteure werden im nächsten Jahr kein Personal einstellen, bei weiteren steuerlichen Belastungen werden 59,6 Prozent der Betriebe Mitarbeiter kündigen müssen. Urschitz: „Ein Ostfrächter hat ein Drittel der Lohnkosten, die unsere Betriebe zu tragen haben, und bietet um 20 Prozent unter unseren Preisen an. Da kommen wir nicht mit.“ Auch die Behörden machen den Frächtern zu schaffen, kritisiert Kollege Hannes Leopold: „Die Polizei sollte wenigstens heimische Fahrzeuge nicht strenger kontrollieren als ausländische.“ MöSt bringt Defizit! Eine aktuelle Studie der Wirtschaftsuniversität Wien zur „finanziellen Auswirkungen einer Mineralölsteuererhöhung im Zuge der Budgetsanierung 2010“ räumt mit dem Mythos auf, eine höhere Mineralölsteuer würde Geld in die Staatskassen spülen. Ganz im Gegenteil: Eine um zehn Cent höhere MöSt bringt dem Finanzminister um 452 Millionen Euro weniger Einnahmen, da sich dadurch der Tranktourismus (derzeit 25 Prozent des österreichischen Kraftstoffverbrauchs) in die Nachbarländer verlagern würde. (PJ) www.logistik-express.com LOGISTIK express 4|2010 5

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