LOGISTIK express 3/2023 | S44 bis 2030 bilanziell stromautark zu sein. Bereits heute erzeugen wir in der ASFINAG mit 31 erneuerbaren Energieanlagen auf Tunnelportalen und Dach-/Freiflächen, sowie zwei Kleinwasserkraftwerke rund 3.700 Kilowatt-Peak zur Eigenversorgung. Damit wir unser Ziel der bilanziellen Stromautarkie bis 2030 erreichen, stehen zwei Punkte im Fokus: Die Reduktion des gesamten Energiebedarfs um 20 Prozent und den Ausbau von eigenen Energieanlagen (PV, Wind-/Wasserkraft) zur Produktion von erneuerbarem, grünen Strom mit einer Leistung von insgesamt 100 Megawatt Peak. Ein wesentliches Problem bei der Errichtung von PV-Anlagen sind jedoch die länderspezifischen Raumordnungsgesetze, in welchen für PV-Anlagen im Freifeld spezielle Widmungen („PV-Grünflächen“) erforderlich sind. Dazu kommen die länderspezifischen „Eignungszonen“ in den jeweiligen Raumordnungsgesetzen. Diese sind sehr divergent geregelt. Und nicht zuletzt sind die Netzzugänge und die Netzkapazität bei den Netzbetreibern kritisch und zeitintensiv (lange Genehmigungsdauer, Leistungsreduktionen aufgrund Netztopologie). Hier würden wir uns – wie wahrscheinlich viele andere Unternehmen – wünschen, dass es Vereinheitlichungen und damit eine Vereinfachung gibt, um die Gewinnung von grünem Strom durch PV noch rascher vorantreiben zu können. PN: Welche Kampagnen gibt es seitens Kuratoriums für Verkehrssicherheit zur Erhöhung der Sicherheit betreffend den Lkw-Verkehr auf Österreichs Straßen? Christian Schimanofsky: Im Bereich Lkw-Verkehrssicherheit arbeiten wir derzeit beispielsweise in Kooperation mit dem Verkehrssicherheitsfonds (VSF) an spannenden Projekten. Beim Projekt „Arbeitsplatz Cockpit“ werden Unfallanalysen und Tiefeninterviews mit Lenkenden durchgeführt und Best Practises einbezogen, um daraus treffsichere Maßnahmen abzuleiten. Beim Projekt „LaSiBasis“ geht es darum, die Anzahl der Unfälle zu reduzieren, die aufgrund mangelnder Ladungssicherung entstehen. Probleme mit der Ladung sollen künftig schneller erkannt und andere Lenker gewarnt werden. Ein anderes Projekt befasst sich mit der Geschwindigkeitserhebung bei Lkw im Freiland sowie im Ortsgebiet mittels Seiten-Radargeräten. Zudem sind wir Partner-Organisation der Wirtschaftskammern bei laufend stattfindenden Aktionen, bei denen Kinder in spielerischer Art und Weise vor den Gefahren des toten Winkels gewarnt werden. PN: Strengere Tempolimits sind auch für den Lkw-Verkehr in Diskussion. Welche Aspekte stehen einander da gegenüber – Thema Sicherheit versus Thema Umwelt/Emissionen? Schimanofsky: Bei der Diskussion sollten wir nicht vergessen, dass Maßnahmen zur Einhaltung der bestehenden Geschwindigkeitsbeschränkungen viel Positives zur Verbesserung der Verkehrssicherheit beitragen können. Auch die Anschnallquote bei Lkw ist im Vergleich zu Pkw noch sehr verbesserungswürdig. PN: Gerade einmal drei Viertel der Lkw-Fahrer sind während der Fahrt angeschnallt. Warum hat die Gurtenpflicht gerade im Berufsverkehr einen derart niedrigen Stellenwert? Schimanofsky: Dabei spielt Psychologie wahrscheinlich auch eine Rolle, indem sich die Betroffenen im wuchtigen Lkw-Fahrerhaus in größerer Sicherheit wiegen oder sie sich auf längeren Strecken in ihrer Bewegung eingeschränkt fühlen. Wenn man sich häufig bewegt, um nach Dingen zu greifen, kann der Gurt durchaus ein Engegefühl hervorrufen. CHRISTIAN SCHIMANOFSKY Manche langjährigen Lkw-Fahrer lassen sich womöglich generell nicht so gerne etwas dreinreden, was zu erheblichem Widerstand gegen alles, was neu ist, führen kann. Oder sie denken sich: „Ich fahre immer ohne Gurt und lebe noch“. Gar nicht so selten passiert leider dann doch ein Unfall. Im Vorjahr wurden im Straßennetz Österreichs 238 Insassen von schweren Lkw (>3,5 t) verletzt und drei getötet. PN: Welche Maßnahmen zur Erhöhung der Anschnallquote halten Sie für sinnvoll? – Mehr Kontrollen – mehr Aufklärung – eine Mischung daraus? Schimanofsky: Wir halten einen Maßnahmenmix für sinnvoll. Einerseits braucht es mehr Kontrollen, andererseits eine an die Zielgruppe angepasste Aufklärung. Bunte Gurte könnten auch einen kleinen Beitrag leisten. Dadurch wird der Blick ins Fahrerhaus für die Exekutive ohne Anhaltung erleichtert und der Gurt sticht beim Einstieg in die Fahrerkabine ins Auge. Zudem braucht es ein klares Bekenntnis der Arbeitgeber zur Erhöhung der Verkehrssicherheit und die unmissverständliche Aufforderung zur Gurtverwendung. PN: Wie sicher sind Österreichs Straßen im internationalen Verkehr – welche auch baulichen Maßnahmen wären zusätzlich sinnvoll? Schimanofsky: Die Sicherheit der Autobahnen ist ein sehr zentrales Element, wobei wir in Österreich in diesem Bereich sehr hohe Standards haben. Auch bei Eigentumsdelikten in Zusammenhang mit Transporten (Fahrzeugraub, Diebstahl …) ist Österreich ein vergleichsweise sicheres Gebiet ist. PN: Welches Thema liegt Ihnen besonders am Herzen und müsste forciert werden? Die Ausstattung der Lkw mit Fahrassistenzsystemen wurde bereits weitgehend gesetzlich geregelt. Die positive Wirkung ist bewiesen und dokumentiert. Verbesserungsbedarf gibt es allerdings noch bei der richtigen Verwendung bzw. bei der Überzeugungsarbeit, dass diese überhaupt verwendet werden. Hier herrscht unter manchen Lkw-Fahrenden nach wie vor Skepsis. Aber auch unter den Arbeitgebern müssen wir noch Überzeugungsarbeit leisten, damit diese die Maßnahmen umsetzen. Eine qualitativ und quantitativ weitere Verbesserung der Situation an den Rastplätzen wäre mir persönlich ebenfalls ein Anliegen, wobei hier in den letzten Jahren schon sehr viel Positives geleistet wurde. Wir danken für die Antworten! PETER NESTLER REDAKTION LOGISTIK EXPRESS
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