LOGISTIK express 3/2023 | S40 TRANSPORTLOGISTIK Sichere Straßen für Österreich Österreichs Straßen sind sicher. Dafür sorgen Betreiber von Gemeinden bis zur ASFINAG, je nach Straßennetz. Damit kann die Transportlogistik in Österreich auf zuverlässige Wege zurückgreifen. Die Fahrer werden regelmäßig Weiterbildungen unterzogen und liefern ihren Part für sicheren Verkehr. Dennoch gibt es noch weitere Schritte in Richtung noch mehr Sicherheit zu gehen. REDAKTION: PETER NESTLER ALEXANDER KLACSKA Im Interview mit dem LOGISTIK express haben drei Experten ihre Meinung dazu wiedergegeben: Alexander Klacska, Bundesspartenobmann Transport und Verkehr, ASFINAG-Vorstand Hartwig Hufnagl und Mag. Christian Schimanofsky, Geschäftsführer des KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit). Peter Nestler: Herr Klacska, wie sicher sind Österreichs Straßen, wenn es um den Ausbildungsstand österreichischer Lkw-Fahrer geht? Alexander Klacska: Österreichs Straßen werden immer sicherer in Bezug auf den Lkw-Verkehr: Ein Blick in die Verkehrsunfallstatistik der letzten 20 Jahre zeigt, dass die Anzahl an verunglückten Personen bei Unfällen mit Lkw-Beteiligung deutlich zurückgeht. Im selben Zeitraum wurde die Transportleistung im Straßengüterverkehr gesteigert. Der gute Ausbildungsstand der österreichischen Lkw-Lenker mit den zumindest alle 5 Jahre regelmäßigen Weiterbildungen trägt hier sicherlich viel bei. Dennoch sind weitere Initiativen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit sinnvoll. PN: Wie ernst nehmen die Betriebe und die Fahrer das Thema Weiterbildung? Klacska: Die Weiterbildung von Fahrern ist ein wichtiges Thema für die Betriebe und hier hat sich in den vergangene Jahren sehr viel Positives entwickelt. Die Novelle der gesetzlichen Grundlagen zur Berufskraftfahrer-Weiterbildung hat die Inhalte der Weiterbildung erweitert und um technische Neuerungen modernisiert. Außerdem sind nun Fahrer und Unternehmen deutlich flexibler in der Schwerpunktsetzung in der Weiterbildung (aus einer vorgegebenen Listen von Inhalten). So können die Schulungen zielgerichteter an die Bildungserfordernisse bzw. Bildungsbedarf einzelner Lenker und Betriebe angepasst werden. Zusätzlich zu generellen Berufskraftfahrer-Weiterbildung alle 5 Jahre werden je nach Aufgabengebiet eine Reihe von zusätzlichen Weiterbildungen für Spezialkenntnisse wie zum Beispiel Gefahrguttransport absolviert. PN: Mit welchen Gefahren der Beeinträchtigung werden Lkw-Fahrer heute konfrontiert? Klacska: Es gibt eine ganze Bandbreite an verschiedenen Gefahren der Beeinträchtigung. Ein Beispiel dazu ist etwa Ablenkung vom eigentlichen Fahren – auch durch moderne Technik. Ein weiterer wichtiger Faktor ist Termindruck, mitunter auch ausgelöst durch rigorose Strafen bei geringfügigen Übertretungen von Lenk- und Ruhezeiten. Leider gibt es auch Überlegungen in der Politik hier noch mehr unseren LenkerInnen zuzumuten. Wenn beispielsweise ein Slot-System in Tirol angedacht wird, wo über eine App sich angemeldet werden soll für einen Zeit-Slot. Das darf in dieser Form nicht kommen. PN: Die Vielzahl der Assistenzsysteme und Elektroniken im Lkw verleihen gelegentlich trügerische Sicherheit. Wie kann hier das Bewusstsein der Fahrer geschult werden? Klacska: Die vielen Assistenzsysteme sind grundsätzlich sinnvoll und tragen zur Verkehrssicherheit bei. Trotzdem darf man sich nicht zu sehr auf diese verlassen und muss sich bewusst sein, dass, wenn diese aktiv werden, es brisant wird. Das Bewusstsein über diese Assistenzsysteme und deren genaue Funktionsweise könnte zum Beispiel im Rahmen einer Berufskraftfahrer-Weiterbildung vorgenommen werden. Wo es möglich und zulässig ist, kann auch im Rahmen von praktischen Testfahrten die Wirkung von Assistenzsystemen erfahren und trainiert werden. PN: An die eigenen Mitglieder kommt man mit Maßnahmen zur Sicherheit bzw. Kampagnen mitunter gut heran. Die überwiegende Zahl der Fahrer auf den Straßen in Österreich stammen aber aus dem Ausland. Wie kommen Sie an diese heran? Setzen Sie dabei auf Kontrolle oder eher auf Aufklärung und Bewusstseinsbildung? Klacska: Es ist natürlich schwieriger, die ausländischen Fahrer zu erreichen. Dennoch ist es gerade hier wichtig anzusetzen. Eine gute Möglichkeit, an die ausländischen Lenker heranzukommen, ist dort, wo sie viel in Österreich unterwegs sind: Auf Autobahnen und dazugehörigen Rastplätzen. Ein Beispiel dazu ist die aktuelle Aufklärungs-Kampagne zum Gurtanlegen. Die Beschäftigten in der Transportwirtschaft haben einen für uns alle wichtigen und auch einen sehr herausfordernden Job, daher unterstützen wir alles gerne, mit dem wir mehr Sicherheit im Straßenverkehr erreichen können. PN: Welches Thema für Lkw-Lenker liegt Ihnen besonders am Herzen und müsste forciert werden und weshalb? Klacska: Das Thema Lenker-Nachwuchs insbesondere „L(KW) 17“ für Lkw-Lenker ist besonders wichtig. Hier ist uns bereits ein großer Erfolg mit dem im März vorgestellten Vorschlag der Europäischen Kommission zur Novelle der EU-Führerscheinrichtlinie gelungen. Die Kommission sieht darin vor, dass junge Menschen ab dem Alter von 17 Jahren bereits ihre Lkw-Führerscheinprüfung ablegen und nach dem Konzept des „begleitenden Fahrens“ mit dem Fahren von Pkw und Lkw beginnen können. Damit kann die Lücke zwischen dem Alter, in dem junge Menschen die Schule abschließen, und dem Alter, in dem sie Berufskraftfahrern im Lkw-Bereich werden dürfen, geschlossen werden.
Laden...
Laden...