LOGISTIK express 3/2023 | S30 Staberhofer: Resilient zu sein, ist das Credo. Dabei kann schon helfen, mehr in vorausschauende Planung zu investieren und 100%- ige Abhängigkeiten zu reduzieren. Ich bin davon überzeugt, dass in Zukunft Kooperationen zwischen den Unternehmen an Bedeutung gewinnen wird. Auch wenn es idealistisch klingen mag, aber ein ethisches Verhalten wird wichtiger werden, wenn man Zusammenarbeit ernst meint. Das adressiert an rein machtzentrierte Unternehmen wie die OEM, die mit ihrem Verhalten gegen die Nachhaltigkeit in allen Dimensionen wirken. LE: Wie sieht Ihrer Einschätzung die Zukunft der Logistik aus? Staberhofer: Seit der Jahrtausendwende hat die Logistik viele Krisen bewältigt. Die Logistik hat in allen Phasen die Versorgungssicherheit aufrechterhalten und Chaos vermieden. Jetzt geht es darum zukünftiges Chaos zu vermeiden. Hier hat die Logistik die Pflicht und Chance, sich mit Volkswirtschaft und Betriebswirtschaft zu verlinken, um rechtzeitig auf drohende Lieferkettenprobleme reagieren zu können. LE: Ist mit Automatisierung, Robotik, ChatGPT oder künstliche Intelligenz KI in Zukunft noch mehr möglich oder klingt dabei auch viel Zukunftsmusik mit? Staberhofer: Der Arbeitskräftemangel wird den Bedarf an Logistik-Lösungen Automatisierung und amortisierbare Digitalisierung weiter verstärken. Man muss Arbeit dort, wo es möglich ist, durch Technologie aus dem System nehmen. Und man muss sich überlegen, wo man arbeitsintensive Lieferketten eliminieren kann. Dabei werden neue Geschäftsmodelle entstehen. Die Möglichkeiten der KI sind heute vielfach erst im Ansatz erkennbar. Mit Blickrichtung Arbeitskräftemangel wird der Einsatz von KI unabdingbar sein und weitere an Bedeutung gewinnen. LE: Wie verändert sich Logistik, wenn der Fachkräftemangel weiterhin ein schlagendes Thema bleibt? Staberhofer: Das ist eine Frage nicht nur für Logistik. Es ist eine Tatsache, dass die notwendigen Arbeitskräfte für die geplanten Umsatzsteigerungen der Unternehmen nicht vorhanden sein werden. Dem entsprechend müssen Wertschöpfungsketten neugestaltet werden; und u.a. einzelne Elemente des Netzwerks in Regionen zu verlagern, in denen noch ausreichend Arbeitskräfte existieren. Neben der verstärkten Automatisierung gilt es vor allem intelligente Lösungen für hybrides Arbeiten bzw. neue Arbeitszeitmodelle zu entwickeln, um als Arbeitgeber attraktiv zu werden bzw. zu bleiben. Und man muss sich der Tatsache stellen: Weiteres Wachstum nur mit mehr Strom für das gleiche Tun zu erreichen wird zu keiner CO2 Reduktion führen und noch weniger zu Nachhaltigkeit. Da kann SCM neue Geschäftsmodelle und echte Kreislaufwirtschaft unterstützten und der notwendigen Veränderungen Vorschub geben. LE: Der VNL hat im Auftrag des Klimaschutzministeriums BMK einen online-Reifegrad-Check zum Auffinden von Risiken und Störungen in Lieferketten entwickelt. Welche Ergebnisse liefert ein solcher Check? Staberhofer: Klein- und Mittelbetriebe verfügen oftmals nicht über die notwendigen Ressourcen, um die Risiken in den Lieferketten systematisch zu analysieren und vorsorglich geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Ihnen soll der neu entwickelte Reifegrad-Check eine erste Hilfestellung sein. Das intuitive Werkzeug steht interessierten KMU ab sofort unter: https://scrm-kmu.vnl.at/ kostenfrei zur Verfügung. Mit dem Reifegrad-Check sowie einem passenden Leitfaden können sich Unternehmen rasch einen ersten Überblick über Risiken und möglichen Störungen in ihren Lieferketten verschaffen. Wir haben nach einer rund einjährigen Entwicklungszeit damit ein Online-tool geschaffen, dass auch zur Steigerung des Risikobewusstseins der heimischen Betriebe beitragen soll. LE: Österreich will bis 2040 klimaneutral sein. Ist das ob der gegenwärtigen Veränderungen in Ökonomie und Ökologie dieser Zeithorizont vernünftig? Logistik Service GmbH, Lunzer Straße 41, A-4031 Linz Tel: +43-732-6598-2000, E-Mail: office@logserv.at www.logserv.at Staberhofer: „An den Scheidewegen des Lebens stehen keine Wegweiser“, meinte einst Charlie Chaplin. Für die Wirtschaft multiplizieren sich diese derzeit zu enormen Herausforderungen. Es werden durch Verordnungen zwingende Wegweiser aufgestellt, ohne für die damit vorgegebenen Pfade begehbare Wege zu schaffen. Gleichzeitig rütteln die Realitäten heftig an den Wegweisern. Das Ziel CO2-Null ist und bleibt zugleich Ziel und Narrativ. Auch wenn festgestellt wurde, dass die derzeitigen Wegweiser nicht zum Ziel führen, werden diese nicht neu ausgerichtet, sondern es wird Frame-Setting betrieben. Maßnahmen, die viel mehr (grünen) Strom brauchen, werden forciert, e-Fuels werden als realistische Lösungen argumentiert, jede pilotierte Wasserstoffinitiative bereits als fertige Lösung gefeiert, Digitalisierung zum Prinzip erhoben, der Rohstoffbedarf für den Green Deal nicht offen ausgesprochen. Zu Ende gedacht bedeutet das, dass sich der notwendige Energiebedarf verdoppeln würde. Dieses Faktum wird ignoriert oder durch das Narrativ „grüne Energie wird’s machen“ argumentativ gelöst. Die EU stellt mit dem Green Deal sein europazentriertes Ziel der CO2-Reduktion auf Null in den Mittelpunkt - ohne Beachtung der dadurch negativ induzierten Nachhaltigkeitswirkungen in anderen Regionen, gestützt durch das kommende Lieferkettengesetz. Das ist jedenfalls ein Widerspruch zu den physischen und auch politischen Realitäten. Da braucht es vorausschauenden Realismus, die passenden Rahmenbedingungen und dazu konsequentes Handeln, um nicht eine Hyperdynamik in die Wertschöpfungsketten und Märkte zu bringen. Vielen Dank für das Gespräch. KONZENTRIEREN SIE SICH AUF DAS WESENTLICHE. MIT LOGISTIK-OUTSOURCING VON LOGSERV. Wir verbinden, was zusammen gehört. Wirtschaftliche Abläufe und effiziente Transporte sind heute wichtiger denn je. Als Full-Service-Spezialist für industrielle Logistik sind Ihre Herausforderungen bei uns bestens aufgehoben. Kontrakt- und Projektlogistik Zolldienstleistungen Eisenbahn-Sicherungstechnik und -Bautechnik Instandhaltung Lokomotiven und Waggons Werkstätten Schwer- und Sonderfahrzeuge Fuhrparkmanagement Werksinterne Logistik Verkehrsakademie Private Eisenbahntraktion via CargoServ Logistik in Bewegung.
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