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LE-3-2021

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LOGISTIK express Ausgabe 3/2021

LOGISTIK express

LOGISTIK express 3/2021 | S22 Handel leidet, doch kein Ende in Sicht beim E-Commerce-Trend Die neue Studie „Österreichs Handel in Zahlen" des Handelsverbands zeigt große Verluste im letzten Jahr bei gleichzeitig massiv gestiegenem e-Commerce-Anteil. Auch 2021 bescheren Corona-Maßnahmen dem stationären Handel Einbußen, während der Distanzhandel boomt. Zu dumm, dass am Onlinekuchen vor allem ausländische Profiteure naschen. REDAKTION: ANGELIKA GABOR ANGELIKA GABOR REDAKTION LOGISTIK EXPRESS Studienautor Andreas Kreutzer, Geschäftsführer der Marktanalyse-Plattform Branchenradar.com, bringt es auf den Punkt: „Die gesetzlichen Maßnahmen im Zuge der Pandemie waren so konfiguriert, dass vorrangig der private Konsum eingeschränkt wurde.“ Bedenkt man, dass eben dieser private Konsum rund 50 Prozent zum BIP beiträgt, kann man sich ausrechnen, welch immensen Schaden die Wirtschaft dadurch nimmt. In Zahlen ausgedrückt: der kumulierte Verlust im Lockdown liegt bei 39 Milliarden Euro – die privaten Haushaltsausgaben sind 2020 real um 8,2 % von 206,5 Milliarden Euro auf 192,5 Milliarden Euro geschrumpft. Besonders Leidtragende dabei waren der Dienstleistungsund der Kfz-Sektor. Mit dem Erreichen des Vorkrisenniveaus wird frühestens 2024 gerechnet, für 2021 wird ein leichtes Plus von 0,5 % erwartet. Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands Österreich: „Der e-Commerce-Anteil stieg in diesem Zeitraum auf einen Rekordwert von 11,2 %.“ Leider mit einem Schönheitsfehler, denn nur ein Drittel der Pakete wird im heimischen Onlinehandel bestellt. Eindeutige Situationsgewinner nach Branchen waren

2020 In-Home-Produkte. Aufs Sieger-Treppchen beim Wachstum dürfen demnach Nahrungsmittel mit +8,6 Prozent, Videospiele mit +6,7 Prozent und Grünraumprodukte mit 5,4 Prozent. Weil wenn man schon zu Hause sitzt, möchte man es schön haben, gut essen und mit Spielen die Zeit totschlagen. Kreutzer: „Alle Ausgaben in Zusammenhang mit sozialen Kontakten und Outdoor- bzw. Freizeitaktivitäten waren hingegen rückläufig.“ Blaues Auge oder doch k.o.? Von den rund 40.000 Einzelhandelsunternehmen, die es in Österreich vor der Corona- Krise gab, haben rund 85 % etwa ein Drittel Umsatzverlust hinnehmen müssen. Hinzu kommt, dass drei Viertel aller heimischen Händler für 2021 weitere Verluste erwarten. Trotz Hilfen der Regierung wird es Opfer geben: „Ich rechne damit, dass 5.000 Unternehmen oder mehr schließen müssen, da sie durch die Krise einen zu großen Schuldenrucksack herumschleppen“, befürchtet Will, „Im Juni wartet mit den doppelten Gehältern eine riesige Hürde, die es zu überwinden gilt.“ Nicht zu vergessen, die Zehntausenden Arbeitsplätze, die an diesen Unternehmen direkt und indirekt hängen. Durch das Ende des Lockdowns kann der Ausfall pro Woche um rund 100 Millionen reduziert werden, aber das System ist vulnerabel. Die „Osterruhe“ im Osten beispielsweise bescherte der Branche knackige 1,95 Milliarden Euro Umsatzverlust, weshalb der Handel vor erneuten Beschränkungen zittert. Am schlimmsten betroffen: der stationäre Modehandel, der auf der Saisonware sitzenblieb. Aber auch Wintersportgeräte-, Schmuck- und Schuhhändler mussten herbe Verluste verkraften. Gastronomie-Zulieferbetriebe verzeichneten teils Totalausfälle. „Je kleiner der Betrieb, je weniger digital und je abhängiger vom Tourismus, desto geringer die Liquiditätsreserven und desto dicker das Minus“, fasst Kreutzer zusammen. Nutznießer Onlinehandel „Der Lockdown ist ein Amazon-Förderprogramm“, seufzt Will – und hat damit leider den Nagel auf den Kopf getroffen. Laut Finanzministerium legte der Umsatz in Österreich registrierter, ausländischer Onlinehändler (wie Amazon) und Versandhandelsfirmen um 30 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro zu. Ohne eigene, nationale Betriebsstätte zahlen diese Firmen dafür genau Null Euro Gewinnsteuern – ein unfairer Wettbewerbsvorteil, den es zu beseitigen gilt. Gemessen am gesamten Einzelhandelsumsatz beträgt der Anteil des e-Commerce 11,2 %. Neue Warengruppen erobern das Internet: substanzielle Zuwächse bei Kunst und Antiquitäten (+75%), Einrichtungsgegenständen (+40%) und Grünraumprodukte (+45%) ergänzen die bereits klassisch starken Produkte wie Bekleidung, Schuhe, Bücher und Elektrogeräte. „Im Lebensmittelhandel ist Online- Shopping zwar trotz massiver Investitionen noch eine Nischenangelegenheit, die Wachstumsdynamik ist allerdings mit +46% ebenfalls beträchtlich", sagt Andreas Kreutzer. Paketflut aus dem Ausland All die bestellten Waren wollen und sollen natürlich auch zugestellt werden. Auf den aufgrund des Lockdowns eigentlich leeren Straßen tummelten sich vermehrt KEP-Dienstleister. Während im Jahr 2019 noch rund 109 Millionen B2C Pakete zugestellt wurden, stieg das Paketvolumen im Jahr 2020 um unfassbare 27 % auf 139 Millionen Stück! Doch nicht nur der generelle Online-Shopping-Boom, auch Retouren und überproportional steigende Teillieferungen sorgten für die Packerllawine. „Der durchschnittliche Paketwert ist hingegen um 8 % gesunken“, bestätigt Kreutzer. Weiterer Wermutstropfen: „Der Anteil ausländischer Onlinehändler am Paketvolumen ist auf rund 64 % angestiegen. Nur jedes dritte Paket, das die Österreicherinnen und Österreicher im Onlinehandel bestellen, wird bei heimischen Webshops gekauft“, rechnet Will vor. Hinzu kommt die Paketflut aus China über Plattformen wie Wish oder Alibaba. „Hier wird die bestehende 22-Euro-Freigrenze für Paketlieferungen aus Drittstaaten durch asiatische OnlineHändler vorsätzlich ausgenutzt“, ärgert sich Will. Doch das hat bald ein Ende, denn diese Freigrenze fällt per 1. Juli 2021.

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