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LE-3-2015

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LOGISTIK express Fachzeitschrift

MESSEN & EVENTS Was

MESSEN & EVENTS Was kommt nach „Z“? „Mensch. Wandel. Horizonte. - Mit Logistik auf die Überholspur." So lautete der diesjährige Logistik Dialog der Bundesvereinigung Logistik. Ende April wollte der BVL bei seiner traditionellen Veranstaltung den Menschen in den Mittelpunkt revolutionärer Entwicklungen stellen. Zwei Minister - Rudolf Hundstorfer und Sebastian Kurz – hatten die Ehre, ihren Beitrag zum Thementag persönlich abzuliefern. Galt in der Wirtschaft bisher die übereinstimmende Meinung, dass ohne gut qualifiziertes Personal gar nichts läuft, so muss man jetzt erkennen, dieses Grundverständnis wankt gewaltig. Die Wirtschaft funktioniert heute und noch mehr in Zukunft, weil sie (auch) ohne Personal auskommt. Basierend auf einer US- Studie hat ING-Diba untersucht, wie sich die Automatisierung auf den deutschen Arbeitsmarkt auswirken könnte und ist zum Schluss gekommen, dass der Arbeitsplatzverlust noch deutlich höher sein könnte als in den USA. Mehr als die Hälfte der untersuchten Arbeitsplätze (30,9 Mio.) sind bedroht. Was so viel heißt, dass jeder Zweite durch die Digitalisierung ersetzt werden kann. Davon sind nicht nur Hilfskräfte betroffen, sondern überproportional auch Handwerksberufe. Durchaus also Menschen, die etwas gelernt haben. Dass diese Arbeitsplätze nicht von heute auf morgen, sondern schleichend verloren gehen, mag für die Betroffenen vielleicht ein schwacher Trost sein. PETER BAUMGARTNER Redaktion Peter Baumgartner a.baumgartner@ logistik-express.at Wenn dieser Tage in Japan das erste Hotel eröffnet wird, wo Gäste nicht mehr von Menschen, sondern von Robotern empfangen werden, wird allen klar, der Wandel in der Arbeitswelt rückt näher und näher. Die am Logistik Dialog geforderte Leerformel von Minister Hundstorfer, dass die Menschen mehr Ausbildung brauchen, um in diesem Wandel am Arbeitsmarkt Beschäftigung zu finden, klingt mit dem Blick auf den Horizont schon sehr verstaubt. Man könnte auch den Eindruck gewinnen, es ist Realitätsverweigerung, die der oberste Schirmherr der Arbeitsmarktpolitik da betreibt. Für die Arbeitsmarktpolitik ist der Handlungsbedarf akut. Und der Logistik Dialog hat es auch ganz klar formuliert: in Zukunft muss das Know-how der Mitarbeiter smart sein. „Smart Working“ lautet die Diagnose, die BVL-Präsident Roman Stiftner auf dem neuen Arbeitsmarkt als Herausforderung ortet. Diese Anforderungen werden aber nicht jene „Ausgebildeten“ erfüllen, die Herrn Hundstorfer folgen und von der Volksschule bis zur Oberstufe brav den gleichen Stoff lernen wie zu Zeiten von Maria Theresia. Die Frage ist, ob die Komponente Mensch mit all seinen Unzulänglichkeiten, Bedürfnissen und Schwächen überhaupt in das neue System der Arbeitswelt passt, oder ob es vielleicht nicht gescheiter wäre, gleich überall autonome Maschinen hinzustellen. Dann könnten wir auch auf das teure, „kopflastige“ Bildungssystem verzichten und stattdessen bewusstseinslose Avatare in die Produktion integrieren. Aktuell schickt sich die „Generation-Z“ an, in der Arbeitswelt Fuß zu fassen und Verantwortung zu übernehmen. Als erste Generation, die praktisch schon von virtuellen Paaren gezeugt und mit einer Computerflasche groß gezogen wurde, wäre sie eigentlich perfekt für die künftige Entwicklung der digitalen Ar- 12 LOGISTIK express 3|2015

^ Minister Rudolf Hundstorfer: "Pflichtschulabgänger haben keinerlei Ausbildung." beitswelt in einer Industrie 4.0 geeignet. Aber im Zeitalter der „Generation-Z“ werken praktisch noch drei Generationen nebeneinander her, behindern sich gegenseitig, und es ist ein Wunder, dass sie sich nicht gegenseitig umbringen. Obwohl, "survival of the fittest", das Dschungelgesetz ist in den Betrieben längst angekommen. Christian Scholz von der Uni Saarland erkannte in der aktuell lebenden „Generation-Z“ Menschen, die noch weniger als die „Generation- Y“ davor Interesse an Teamfähigkeit zeigt. Vielmehr, so Prof. Scholz weiter, ist die heutige Generation ausschließlich auf sich selber konzentriert und von der Loyalität zum Arbeitgeber hält sie noch weniger als von einer bestimmten Turnschuhmarke. Sie ist die leibgewordene „Digital-Nativ-Generation“ – wie geschaffen für die Industrie 4.0. Nur, diese Generation kann ihre Fähigkeiten noch nicht voll ausspielen. Eben weil vorhergehende Generationen mit ihren überholten Wertvorstellungen im Wege stehen und weil die Arbeitswelt und die Gesellschaft der Entwicklung noch hinterher laufen. Diese Generation wird also, wie bereits andere Generationen vorher, an der Arbeitsmarktpolitik scheitern. Da kann sie Ausbildung und Purpose haben so viel sie will. Aber was kommt nach der „Generation- Z“? Wird die nächste Generation, wie immer man sie nennen wird, auch genug Bildung und Purpose haben und wird sie genug emotionale Intelligenz aufbringen können, „smart“ zu arbeiten? Wenn es notwendig ist, eigene Überzeugungen über Bord werfen und machen, was der Kunde will? Wird die nächste Generation ganz ohne soziale Kompetenz aufwachsen und trotzdem Verantwortung übernehmen? Viele Fragen, auf die auch die hochkarätige Diskussionsrunde des BVL keine Antworten geliefert hat. Dennoch war es gut und wichtig, den Menschen einmal in den Mittelpunkt einer Logistikrunde zu stellen. weiter > Arbeitsmarktpolitik – die Kuh ist schon hin, bevor das Kalb geboren wurde und Quo vadis Generation-? LOGISTIK express 3|2015 13

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