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LE-3-2013

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LOGISTIK express Fachzeitschrift

GÜTERVERKEHR Punkten

GÜTERVERKEHR Punkten mit Qualität Die ÖBB sind im Güterverkehr in den schwarzen Zahlen unterwegs. Künftig will Rail Cargo Austria nicht mit niedrigen Preisen, sondern mit guter Qualität bei den Verladern punkten. Redaktion: Logistik express Österreichs Staatsbahn ÖBB hat im vergangenen Jahr erstmals nach wirtschaftlich schwierigen Jahren mit dem Güterverkehr wieder Geld verdient und unterm Strich einen Gewinn von 29 Mio. EUR (EBT) eingefahren. Das klingt nach Meisterstück, fielen im vergangenen Jahr doch Umsatz und transportiertes Volumen zurück. 113 Mio. Tonnen beförderte der ÖBB-Teilkonzern im vergangenen Jahr, um neun Prozent weniger als im Jahr zuvor. Der Umsatz ging um zwei Prozent auf 2,4 Mrd. EUR zurück. Im Jahr 2011 schrieb RCA von einen Verlust von 49 Mio. EUR. Der Gewinn im Vorjahr geht nicht allein auf das Konto von RCA in Österreich, sondern kommt mit mehr Christian Kern als acht Mio. EUR auch von der ungarischen Tochter Rail Cargo Hungaria (RCH), deren wirtschaftliche Befindlichkeit in den vergangenen Jahren als sehr fragil galt. „Wir blicken auf ein erfolgreiches und zufriedenstellendes Jahr 2012 zurück“, kommentiert ÖBB-Konzernchef Christian Kern das 2012er-Geschäft. Gelungen ist der Schwenk in die schwarzen Zahlen durch Produktivitätssteigerungen und Kostensenkungen bei der Produktion, aber auch dank einer erfreulichen Geschäftsentwicklung in einzelnen Industriesparten wie Stahl, Papier, Automotive oder Agrarwirtschaft. Die einst über 100 Beteiligungen wurden auf 71 zusammengestrichen, Managerposten eingespart und was die Verlader direkt zu spüren bekamen: RCA hat in verschiedenen Bereichen des Güterverkehrs die Preise spürbar erhöht und so mehr Geld in die Umsatzkasse bekommen. Das Gelingen des von Kern eingeleiteten schmerzhaften Sanierungsprogramms im Bahnkonzern bereitet dem Eigentümer Staat durchaus Freude: Als Gesamtkonzern haben die ÖBB im Vorjahr einen Gewinn von 66,5 Mio. EUR (EBT) erwirtschaftet. Im Vergleich zu 2011 um 94 Mio. EUR mehr; 2011 lag der Verlust noch bei 28 Mio. EUR. Mit den Zahlen hofft Kern freilich, mit einem häufig über die ÖBB verbreiteten „Märchen“ aufräumen zu können, wonach die Bahn im Güterverkehr im weniger profitabel ist, liest man beispielsweise im Mitarbeitermagazin für die 39.800 stehenden Beschäftigen. Wachsen mit werthaltigem Geschäft Die ÖBB wollen im Güterverkehr künftig nicht mehr mit transportierter Tonnage die Welt beeindrucken, sondern mit soliden Erträgen aus werthaltigem Geschäft. Die Strategie richtet sich klar in Richtung Bahnlogistik. Darunter versteht man im RCA-Konzern die Geschäftsbereiche Bahnspeditionsgeschäft, Operator- Tätigkeit, Carrierfunktion, Waggonvermietung und Instandhaltung sowie den bislang nicht gerade von Fortune begleiteten Bereich der Kontraktlogistik. Werthaltigkeit kommt auch aus der verstärkt eigenen Produktion. So haben die ÖBB in Budapest die zentrale Traktionssteuerung eingerichtet, wo die Fäden für die Eigenproduktion zusammenlaufen. Der „Rail Cargo Carrier“ ist ein RCA-internes Eisenbahnverkehrsunternehmen, das den Vertrieb der gesamten Rail Cargo-Gruppe produktionsseitig unterstützt. Für den Verlader liegt beispielsweise der Vorteil darin, dass grenzüberschreitende Verkehre ohne Lokwechsel ablaufen und RCA für den gesamten Transportlauf der Ansprechpartner ist. Rail Cargo Carrier mit Hauptsitz in Ungarn hat wiederum Töchter in Tschechien, Slowakei, Rumänien, Ungarn und Bulgarien. Das bedeutet, dass RCA in allen diesen Ländern selbst produziert und in Eigenregie die Züge abwickelt. Rail Cargo Carrier ist ausschließlich als Traktionär tätig, ohne eigenen Vertrieb und Waggons. Neben Rail Cargo Carrier für die genannten Länder in Osteuropa läuft die Eigenproduktion in Ungarn auch über die dortige Rail Cargo Hungaria, in Österreich, Deutschland, Slowenien und Tschechien über Rail Cargo Austria und in Italien mit der eigenen Rail Cargo Italia. Mit eigener Produktion lassen sich Kosten senken und die Werthaltigkeit erhöhen. Der strategische Fokus von RCA ist und bleibt Südosteuropa. Dabei wird Westeuropa nicht außer Acht gelassen: In zehn Ländern als Carrier und in 15 Länder als Spediteur (Express- Interfracht) werthaltiges Geschäft zu machen ist das deklarierte Ziel. „Wir sind keine Phantasten, aber wir glauben, dass wir das richtige Geschäftsmodell“ haben, wenn rundherum in Europa die nationalen Schrebergärten zusammenbrechen“, betont ÖBB-Holding-Chef Kern. Werthaltiges Geschäft steht neben der Eigentraktion für komplexe Supply-Chain- Lösungen mit starker Schienenaffinität, Wagenladungsverkehre, Speditionsgeschäft und das Kontraktlogistikgeschäft, also Abwicklung des Stückgutgeschäfts mit damit verbundenen value added Services wie Warehousing, Kommissionierung, Verpackung etc. 30 Mio. EUR pro Jahr hat RCA mit der Kontraktlogistik während der vergangenen Jahre verloren, im vergangenen Jahr waren es nur noch drei Mio. EUR. Es herrscht akuter Sanierungsbedarf und Kern erklärt, wie saniert wird: Es wird eine eigene Firma gegründet, in der alle Stückgutaktivitäten konzernweit gebündelt werden. Die genauen Details der Neukonstruktion dieses Geschäftsbereichs will man noch nicht hinausposaunen, weil noch nicht abgeschlossen. Doch so viel steht aber schon fest: „Das Erfolgsprinzip muss Qualitätsführerschaft heißen. Wir wollen unsere Kunden nicht durch einen niedrigen Preis gewinnen und halten, sondern sie durch die Qualität unserer Dienstleistungen überzeugen“, lautet das Mission-Statement. Die Spedition Express- Interfracht ist der wichtigste Vertriebsapparat von RCA. Deren Profil wird künftig geschärft und sie soll ich verstärkt um Bahnlogistik kümmern. Durch Zukäufe und Gewinnung von talentierten Nachwuchskräften sowie Verkauf nicht bahnaffiner Bereiche wie Luft- und Seefracht-Aktivitäten soll Express-Interfracht künftig wirtschaftlich auf noch kräftigere Beine kommen. Express-Interfracht bleibt eine eigenständige Tochter der RCA Aktiengesellschaft, unabhängig und klar getrennt von der Kontraktlogistik. Zu den Kernländern der RCA zählen auch die Türkei und Italien. Mit dem türkischen Ro/ Ro-Unternehmen Unroro arbeitet RCA seit Jahren eng zusammen. Ziel ist, auf der Achse Türkei-Österreich-Europa mehr Cargo auf die Schiene zu bekommen, entweder auf dem Landweg oder über die Adria mit Fährschiffen: Türkische Lkw kommen per Fähre nach Triest und fahren auf der Rollenden Landstraße (von RCA betrieben) in das europäische Hinterland weiter. Im konkreten Fall per RoLa von Triest nach Salzburg. (LE) 12 LOGISTIK express Ausgabe 3/2013 www.logistik-express.com

Noch näher zum Kunden Dienstleistung Panalpina ist in Österreich dabei, seine internen Prozesse zu optimieren und zugleich die Kundennähe zu forcieren. Ein großes Logistik-Projekt in Oberösterreich geht 2014 in Betrieb. Redaktion: Logistik express Der Terminkalender von Andreas Nowak ist prall gefüllt. Zu Beginn dieses Jahres hat der in Stuttgart geborene und gelernte Speditionskaufmann die Verantwortung für Panalpina in Österreich übernommen und ist seither damit beschäftigt, Prozesse an allen Österreich-Standorten zu durchleuchten und Synergiepotenziale zu heben. Von Österreich aus hat Panalpina bis Ende vergangenen Jahres auch die Länder in Südosteuropa mitbetreut. Das führte dazu, dass eine Anzahl von Mitarbeitern bei Panalpina in Doppelfunktionen tätig war. Österreich zählt in der neuen Länderaufteilung zur Region Southwest Europe mit den Ländern Schweiz und Italien. Die Kraft der fast 300 Mitarbeiter in Österreich richtet sich jetzt voll auf die österreichische Kundschaft - „und das ist gut und wichtig. Panalpina wird in diesem Land als Qualitätsspedition mit einem internationalen Netzwerk wahrgenommen“, ist der 44-jährige Manager überzeugt. Seit 1991 ist er an Bord von Panalpina und war für den Konzern in Nigeria, Südafrika und Malaysien im Einsatz, bis er „jetzt endlich nach Wien gekommen ist“, so Nowak gegenüber LogistikExpress. Österreich-Standorte auf dem Prüfstand Auf Österreich konzentrieren heißt in der Panalpina-Sprache, die einzelnen Standorte in Wien (drei Standorte), Graz, Linz und Innsbruck auf den Prüfstand zu stellen und die Prozesse akribisch nach Einsparungspotenzialen zu durchleuchten. Viele Tätigkeiten, die in der Vergangenheit parallel an allen Standorten erledigt wurden, sind nach den Vorstellungen des neuen Länderchefs insofern angepasst, als Routine-Tätigkeiten wie beispielsweise Ausstellen von Dokumenten etc. zentral erledigt werden und die Mitarbeiter an den Standorten stärker in den Vertrieb gehen, um die bestehende Kundschaft noch besser betreuen und neue an Land ziehen zu können. Neue Anlage in Oberösterreich in Bau Nowak: „Wir haben in Österreich eine sehr starke Kundenbindung und die wollen wir ausbauen.“ Gelingen soll das mit qualitätsvoller Dienstleistung von innen nach außen, wie es der Manager nennt. Die traditionelle Stärke von Panalpina in Österreich sind das Luftund Seefrachtgeschäft, aber auch Sammelverkehre wie beispielsweise Landverkehre Andreas Novak in die GUS-Staaten oder in den Mittleren Osten über das Panalpina-Netzwerk. Stärker ausbauen will man in Österreich das Projekt- und Logistikgeschäft. Ein Logistikprojekt, auf das Nowak mit Stolz verweist, ist die derzeitige Errichtung einer Logistik-Immobilie in St. Martin im Innkreis, in nächster Nähe zu dem sehr stark für die internationale Luftfahrt tätigen Unternehmen FACC. Für diesen Kunden wickelt Panalpina bereits seit Jahren Inboundund Outbound-Verkehre ab. Ab 2014 wird die Kooperation enger, weil Panalpina in dieser neuen, 5.500 m2 großen Anlage die Beschaffungslogistik für FACC bündelt und die für die Produktion in den vier FACC-Werken notwendigen Komponenten direkt zu den Produktionsplätzen bringt. Starke Präsenz auf dem Pharma-Markt Panalpina ist in Österreich im Pharma-Bereich gut verankert. Das Geschäft hier besteht aus Importen von Rohmaterialien für die Arzneiherstellung und Exporten von fertigen Medikamenten. Um der internationalen Pharma-Industrie einen größeren Mehrwert zu bieten, hat Panalpina Ende des Vorjahres auf Konzernebene internationalen Pharma- Herstellern Vorschläge zur Kosteneinsparung in der Logistik unterbreitet. Würden sich die weltweit großen Produzenten bei der Logistik zu einer Kooperation zusammentun, könnten sie bei den Frachtkosten sparen, indem sie beispielsweise Frachtraum teilen. In Miami haben sich im Herbst des Vorjahres die Logistikchefs einiger der weltgrößten Pharmakonzerne mit Leuten von Panalpina und der IATA zusammengefunden, um Lösungsansätze für bessere Pharma-Logistik auszuloten. Zwei neue Flugzeuge für Panalpina Den Frachtraum teilen könnten sich die Pharma-Firmen beispielsweise in den beiden neuen Panalpina-Flugzeugen: Boeing- 747-8-Nurfrachtern, die vom amerikanischen Luftfahrtdienstleister Atlas Air geleast sind und mit den wohlklingenden Namen „Spirit of Panalpina“ und „Passion for Solutions“ rund um den Globus mit Fracht unterwegs sind. Cargo mit selbst verfügbarem Fluggerät zu transportieren habe den Vorteil, dass „wir die gesamte Transportkette transparent gestalten und kontrollieren können“, betont Nowak. Der Zugriff auf eigene Kapazitäten erhöht zudem die Flexibilität, weil das Flugzeug fliegt, wie es Panalpina will. Der Konzern ist nach eigenen Angaben das einzige Frachtunternehmen mit in Eigenregie geführtem Luftfrachtnetz als Ergänzung zu den üblichen Dienstleistungen im Air-Cargo-Bereich. Zur Person Andreas Nowak wurde 1968 in Stuttgart geboren, absolvierte eine Lehre zum Speditionskaufmann, 1991 erfolgte der Eintritt bei Panalpina in Deutschland. Weitere Karriereschritte im Konzern führten ihn nach Nigeria, Malaysien und Südafrika. Ende 2010 kam Nowak zu Panalpina nach Österreich und seit Anfang 2013 zeichnet er für diesen Markt verantwortlich, in dem Panalpina jährlich fast 40.000 TEU Seefracht abfertigt und damit zu den Marktführern zählt. (LE) www.logistik-express.com LOGISTIK express Ausgabe 3/2013 13

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