LOGISTIK EXPRESS (AT) LE 2/2025 | S44Handel & DistanzhandelKosten senken ohneEntlassungenIn wirtschaftlich angespannten Zeiten stehtdie Reduzierung der Belegschaft bei vielenUnternehmen an erster Stelle auf der Agenda.„Das ist völlig falsch“, sagt Karlheinz Zuerl, CEOder German Technology & Engineering Corporation(GTEC), „weil es in der Regel viel bessereOptionen zur Kostensenkung gibt.“REDAKTIONAus zahlreichen Optimierungsprojektenin der Industrie weiß er: „Inder Regel lassen sich die Kosten ummindestens ein Viertel reduzieren,ohne dass dafür Entlassungen notwendig sind.“Warum es sinnvoll ist, zunächst alle anderen Einsparungspotenzialeauszuschöpfen, begründeter wie folgt: „Sobald eine Reduzierung der Personalstärkeim Raum steht, verlassen die Toptalentedas Unternehmen und es bleibt überwiegendeine weniger leistungsfähige Belegschaft übrig.Daraus entwickelt sich eine Spirale nach unten,die immer neue Entlassungswellen hervorruft,ohne die wahren Ursachen für die Malaise zubekämpfen.“Von der Verwaltung in den VertriebGroße Potenziale für Kostensenkungen außerhalbdes Personalwesens liegen nach Erfahrungendes GTEC-CEO in Bereichen wie SupplyChain Management, Logistik, Fertigung, Vertrieb,Berichtswesen und Verwaltung. So könnten beispielsweisein vielen Fällen bis zur Hälfte derBelegschaft aus der allgemeinen Verwaltung insBack Office für den Vertrieb umgesetzt werden,berichtet Karlheinz Zuerl aus Projekterfahrungen.Er erklärt: „Ein solche Schritt halbiert nichtnur die im Grunde überall viel zu hohen Personalkostenin der Verwaltung, sondern stärkt zugleichden Vertrieb und kurbelt damit den Umsatzan.“Zudem fußt der Vertrieb bei vielen Unternehmennoch auf sehr alten und weitgehend überholtenGrundsätzen, weiß Zuerl. Er gibt ein Beispiel:„Das Business Development im Geschäftskundensektorfunktioniert längst nicht mehr nur vonMensch zu Mensch, wie häufig behauptet wird.Wer seinen Telefonvertrieb halbiert, um Kostenzu sparen, wäre besser beraten, diese Ressourcenfür neue Wege zum Kunden etwa über SozialeNetzwerke einzusetzen. Natürlich bedarfes dazu organisa¬torischer Veränderungen undgezielter Schulungen, um Neukunden etwa überLinkedIn und mit Unterstützung eines KI-Toolszu finden. Aber das rückt im Gegensatz zu Entlassungenden künftigen Erfolg in den Fokus undführt zu einer Motivations- statt einer Entlassungswelle.“
Kostenmanagement in der LieferketteBeim Supply Chain Management finden sichnach Erfahrungen von Karlheinz Zuerl häufigebenfalls erhebliche Einsparpotenziale. „EinKostenmanagement in der Lieferkette lohntsich immer“, hat der Chef der German Technology& Engineering Corporation festgestellt, „imGrunde sollte man die Lieferanten mindestensalle zwei bis drei Jahre zur Disposition stellen.“Allein durch technologische Fortschritte seienoftmals gravierende Kostensenkungen möglich,„die man von seinen Zulieferern in der Regel allerdingsnur bekommt, wenn man sie einfordert“,weiß Karlheinz Zuerl. In der Praxis, hat er festgestellt,liegt die „für jede vernünftige Verhandlungmit Lieferanten zwingend notwendige interneKostenkalkulation“ im Argen. Eine mangelhafteKostenkalkulation kann im Vertrieb zu gravierendenFehlern führen, wenn bei Angeboten diePreisuntergrenze falsch angesetzt wird, sagt derGTEC-Chef aufgrund von Projekterfahrungen.Optimierungspotenziale in der FertigungViele Industrieunternehmen könnten Ihre Fertigungskostendurch Optimierung erheblich senken,weist Karlheinz Zuerl auf ein weiteres Einsparungspotenzialhin. „Die Zykluszeit ist beiden meisten Produktionsbetrieben weit höherals nötig“, sagt er. Das größte Optimierungspotenzialliege in der besseren Abstimmung derverschiedenen Fertigungsprozesse. Als typischeParameter nennt er Losgrößen, Umrüstzeiten,die Abfolge der Fertigungsschritte und das Qualitätsmanagement.Karlheinz Zuerl gibt ein Beispiel:„Poka-Yoke-Stationen oder Kameras mit KIdahinter können die fortlaufende Qualitätskontrolleautomatisch übernehmen, so dass manuellePrüfprozesse auf Ausreißer beschränktbleiben. „Das senkt die Kosten und stärkt gleichzeitigdie Qualität“, sagt er.Reporting ist alles„Falsche Entscheidungen auch bezüglich Personalabbauhängen häufig damit zusammen,dass die Unternehmen keinen aussagekräftigenÜberblick über ihre Kosten haben“, ist sichKarlheinz Zuerl sicher. Sinkende Umsätze oderGewinne oder gar Verluste würden zwar offensichtlich,aber die Gründe dahinterbleiben oftmals im verborgenen, weißer aus vielen Beratungsaufträgen.„Die Firmenleitung ist oftmals basserstaunt, wenn wir ihr die wahrenKostentreiber aufzeigen“, schmunzelter. Er gibt ein Beispiel aus derPraxis: „Wir hatten einen Fall, bei demdas Unternehmen viel Geld in die Ausweitungder Produktionskapazität für einProdukt investiert hatte, bei dem es mit jedemverkauften Stück Verluste eingefahren hat.Die Unternehmensleitung hat gar nicht gemerkt,dass ihr Bestseller in Wahrheit der Totengräberder Firma ist.“ (RED)LOGISTIK expressinformiertSichern Sie sich IhrensubstanziellenWettbewerbsvorsprung› Intralogistik & E-Commerce› Handel & Distanzhandel› Transport & Logistik
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