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LE-2-2025-Journal Handel & Distanzhandel

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LE-2-2025-Journal Handel & Distanzhandel - Trends & Entwicklungen // Der traditionelle Handel & Distanzhandel stehen vor signifikanten Veränderungen und Herausforderungen. LOGISTIK EXPRESS INFORMIERT

LOGISTIK EXPRESS (AT) LE

LOGISTIK EXPRESS (AT) LE 2/2025 | S22Handel & DistanzhandelWachstum ohne Ende?GrenzüberschreitendeE-Commerce im Jahr2025China, Cross-Border E-Commerce und dieZukunft der EU-Zollabwicklung: Neue Perspektivendurch das PPZ-Modell. MARTIN FÜLLDer europäische E-Commerce-Markterlebt 2025 einen neuen Höhepunkt– angetrieben durch die dynamischeEntwicklung chinesischer Marktplätze.Plattformen wie Temu, Shein und AliExpressdominieren das Feld mit zweistelligen bisdreistelligen Wachstumsraten im Bruttowarenvolumen(GMV).Ökosystem im Bereich Zahlungssysteme, Logistikund Paketversand, sind mit weitem Abstandführend und dem derzeitigen europäischenTechnologie-Standard mittlerweile um etwa 2-3Jahre voraus – Abstand ebenfalls steigend.Vier Konzerne – Alibaba Group, Pinduoduo (dieMuttergesellschaft von Temu Temu), JD.com undDouyin (TikTok China) sind neben Amazon dieweitaus größten globaen Marktplätze und kontrollierenüber ihre Tochterfirmen und Partnerauch zentrale Teile der logistischen Infrastruktur.Das Drei-Kreise-Modell deschinesischen E-CommerceDer strukturierte Aufbau des chinesischenE-Commerce lässt sich in drei konzentrischenKreisen beschreiben:1.-Marktplätze & Händler: Vier Konzerne – AlibabaGroup, Pinduoduo (die Muttergesellschaftvon Temu Temu), JD.com und Douyin (TikTokChina) sind neben Amazon die weitaus größtenglobaen Marktplätze und kontrollieren über ihreTochterfirmen und Partner auch zentrale Teileder logistischen Infrastruktur.Diese Dynamik stellt die europäische Logistik,insbesondere die Zollsysteme, vor erheblicheHerausforderungen – und könnte durch innovativeModelle wie die Postal Prosperity Zone (PPZ)neue Impulse erhalten.Mythen & Realitäten: Chinas Marktplätze spielenderzeit eine entscheidende Rolle. In europäischenMedien werden Anbieter wie Temuoder Shein häufig als aggressive Discounter beschrieben,die über eine Vielzahl von Kleinverkäufernbillige Waren nach Europa bringen.Die Realität ist differenzierter: China macht mittlerweileweit mehr als die Hälfte des globalenE-Commerce-Marktes aus, dort werden 50+%des Einzelhandelsumsatzes im E-Commerce erwirtschaftet,der dortige Markt ist 2,5 mal größerals die USA und 3mal größer als ganz Europa,China sorgt für 45%+ des globalen grenzüberschreitendenE-Commerce. Dazu ist China seiteinigen Jahren unbestrittener Technologieführerim E-Commerce, die IT-Systeme und dasrund um den E-Commerce aufgebauten digitale2..-Logistik-Dienstleister: Diese Marktplätzenutzen ein dichtes und technologisch weltweitführendes Ökosystem an Dienstleistern,um die Geschäftsprozesse zu unterstützen undum Marketing, Payment, Logistik und die SupplyChain zu steuern. Die Alibaba-Gruppe, der mitAbstand weltgrößte Marktplatz, ist gleichzeitigder Anbieter eines der beiden weltgrößten digitalenPayment-Systeme (AliPay), der größtechinesische Anbieter von IT-Cloudlösungen(AliCloud), sein Logistik-Dienstleister Cainiao istfür das Management und die Steuerung einesweltweiten Netzwerkes an Fulfillment-, Transport-und Zustelldienstleistern verantwortlich.3.-Logistik-Carrier: Expressdienstleister wie SFExpress, YTO oder ZTO übernehmen Fluglogistik,Zollvorbereitung, Intralogistik und Übergabean Postdienste oder eigene Netze. Diese Carrierbetreiben eigene Frachtflugzeugflotten undkonsolidieren Sendungen am Gateway, bevorsie über Verträge mit Postdiensten (teils unterInlandskosten) auf der letzten Meile zugestelltwerden.

Das Gateway-Modell: EU-Zollreform und IOSSMit der Covid19-Pandemie und vor allem derEinführung des Import-One-Stop-Shop (IOSS)am 1. Juli 2021 hat der grenzüberschreitendeE-Commerce in die EU einen tiefgreifenden Systemwechselvollzogen. Die Einfuhrumsatzsteuerkann seitdem bereits beim Onlinekauf entrichtetund zentral an die Finanzbehörden im ausgewähltenEU-Einfuhrland abgeführt werden.In diesem Modell wurde somit die konsolidierteEinfuhr von E-Commerce-Sendungen an einemStandort für die ganze EU möglich, wenn auchbeschränkt auf Sendungen mit einem Warenwertunter 150 EUR (das entspricht jedoch 85+%aller E-Commerce Sendungen).Damit wurde das IOSS-Modell sofort „das“ attraktiveModell für die großen internationalenMarktplätze, die dazu im Rahmen derselben Reformfür die Umsatzsteuer der Händler haftbargemacht wurden. Marktplätze achten auf Kosten-und Zeitoptimierung – also wurden jeneEU-Mitgliedsstaaten identifiziert, die für einesolche nunmehr mögliche, konsolidierte Einlieferungin die EU am attraktivsten waren.In der Praxis führt das zu einer massiven Verlagerungder Verzollung auf wenige, strategischgewählte Länder und Gateways – etwa Amsterdam,Lüttich, Maastricht oder neuerdings Budapest.Dort gab es effiziente Flughäfen mit kompetitivenKosten und – der entscheidende Faktor– Zollbehörden, sie sich nicht als reine Sicherheitsbehörden,sondern auch alsPartner der Wirtschaft sehen, insbesondereüber hohe technischeund digitale Kompetenz verfügten,dazu gut ausgebaute Infrastrukturim Bereich Dienstleister und Fulfillment.Österreich und Deutschland hingegenwerden derzeit nach Möglichkeitgemieden – zu hohe Kosten, zu langsameProzesse, zu wenig digitalisiert. Nurjene Sendungen, für die keine effiziente Konsolidierungmöglich ist, landen in den traditionellenZollsystemen dieser Länder. Wien fungiertderzeit als „Überlauf-Flughafen“ für Budapest –wenn dort keine Kapazitäten mehr frei sind, wirdnotgedrungen in Österreich verzollt.

LOGISTIK express / MJR MEDIA

 
 

 
 

 

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