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LE-2-2016

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LOGISTIK express Fachzeitschrift

INTRALOGISTIK

INTRALOGISTIK Voraussetzung zur Industrie 4.0 Schlagworte wie Industrie 4.0, digitale Transformation, Big Data, vernetzte Systeme und dezentrale Steuerung sind in vieler Munde, doch nur wenige können für diese wirklich klare Definitionen liefern. AUTOREN: DR. RAYMOND HEMMECKE, RICHARD LESSAU - HEUREKA SOLUTIONS ROUND TABLE IN THE CLOUD Hinter all diesen Begriffen steht die Vorstellung, dass in Zukunft mit Hilfe digitaler Vernetzung und Datenanalyse Prozesse und Entscheidungen von Teilsystemen dezentral und in Echtzeit autonom optimal gesteuert und getroffen werden können. Man hofft, dass durch eine Art Schwarmintelligenz eine selbstorganisierte, flexible Produktion und Logistik für hochindividualisierte Produkte entsteht und dass dadurch die optimale Organisation und Steuerung der gesamten Wertschöpfungskette über den kompletten Produktlebenszyklus revolutioniert wird, um im Wettbewerb der Zukunft bestehen zu können. Um die nötigen Daten für eine digitale Vernetzung zur Verfügung zu stellen, sind zweifelsfrei zuerst Schritt für Schritt einige technische Voraussetzungen zu schaffen. Jedoch erzeugen Digitalisierung und Vernetzung allein noch keine Intelligenz, keinen automatischen Mehrwert. Letztlich müssen die autonomentscheidenden Maschinen intelligente Entscheidungen treffen. Doch wie? Mit wachsenden Datenmengen und Entscheidungsmöglichkeite wächst auch die Notwendigkeit für systematische Herangehensweisen und State of the Art-Algorithmen. Eine Brücke zwischen aktueller Forschung und Praxis ist unabdingbar für eine Industrie 4.0, egal wie man diese definieren mag. Hierbei spielen insbesondere mathematische Modelle und Algorithmen und deren effiziente hardund software-technische Umsetzung eine fundamentale Rolle: Mit Hilfe von Statistik und Maschinenlernen können Strukturen in Daten erkannt und damit nutzbar gemacht werden. Ein Grundbaustein selbst-lernender Systeme. Der Fortschritt in der mathematischen Optimierung bietet des Weiteren heutzutage Entscheidungshilfen, selbst bei komplexesten Problemen: Was wird wann, wie, wo, für wen, in welcher Reihenfolge, zu welchem Preis ... produziert und bewegt? Die Beantwortung dieser Fragestellung hat bisher dazu geführt, dass die IT-Landschaft und die Prozesse 18 LOGISTIK EXPRESS 2/2016

RICHARD LESSAU permanent – kostspielig und laufend betreut – angepasst werden müssen. Die dezentrale Vernetzung von Daten und Prozessen erlaubt es jedoch – mit völlig neuen, aber existierenden Verfahren – genau diese Kostenaspekte zu minimieren und dabei wesentlich mehr Leistung zu erzielen. Mit zunehmender Vernetzung dezentral gesteuerter Systeme gewinnt auch die Spieltheorie mehr und mehr an Bedeutung. Zumal die Prozess-Vernetzung oft nicht nur über verschiedene Abteilungen, sondern auch über verschiedene Unternehmen und damit über potenziell unterschiedliche Interessen hinweggehen wird und heutzutage auch schon geht. Folgendes Beispiel zeigt jedoch, dass eine rein dezentrale Steuerung von Prozessen nicht das Ziel der Vernetzung sein kann. Ein zentraler Daten-austausch bzw. eine zentrale Steuerung sind für eine optimale Prozessplanung unumgänglich: Navigationssysteme bringen Autofahrer optimal von A nach B und nutzen Stau- und diverse andere Informationen, um die anfangs geplante Route in Echtzeit an die lokalen Gegebenheiten optimal anzupassen. Klingt auf den ersten Blick perfekt, aber Sie standen bestimmt auch schon einmal frustriert im Stau auf der Umgehungsroute, weil die Navigationssysteme der anderen Autofahrer die gleiche Ausweichstrecke empfahlen. Eine zentrale Planung hätte dies vermeiden bzw. den Gesamtstau reduzieren können. RAYMOND HEMMECKE Übersetzt in industrielle Produktion, Handel oder Logistik: eine zentrale Steuerung kann den Materialfluss signifikant verbessern, insbesondere wenn lokal Kapazitätsengpässe vorhanden sind. Durch dezentrale Entscheidungen wird die überlagerte Steuerung entlastet und wesentlich unterstützt. Man denke auch an den Einsatz autonom fahrender Kommissionier-Roboter in der Logistik, wie sie in Zukunft mehr und mehr zum Einsatz kommen werden. Die Kombination aus dezentraler und zentraler bzw. intelligenter Routenabstimmung ist zur Stauvermeidung unumgänglich. Die Konsequenz ist, dass zunächst die Voraussetzungen zur Industrie 4.0 in Form einer Digitalisierungsstrategie umzusetzen sind. Diese Strategie muss dabei gezielt aufzeigen, welche Daten aufzunehmen, zu vernetzen, zu archivieren und zu visualisieren sind. Um daraus optimale Entscheidungen auf Produktions- und Logistik- bis Strategie- Level zu treffen, wird deshalb die Bedeutung der Mathematik unweigerlich zunehmen. Nur die Kombination aus klassischer Fabrikplanung mit Methoden der höheren Mathematik erlaubt es, die Voraussetzungen zur Industrie 4.0 zu gewährleisten. Durch Big Data Analysen zeigt sich in der Intralogistik, dass die klassische ABC- XYZ-Verteilung ergänzt werden kann. Zum Beispiel können durch die Identifizierung sogenannter Artikelpaare, d.h. Artikel, die häufig zusammen bestellt werden, die Lager- und Kommissionier- Strategien optimiert werden. Das senkt den Kommissionieraufwand, da weite Strecken vermehrt entfallen, und senkt den Konsolidieraufwand, da die Artikelzusammenführung optimiert wird. Allein diese Optimierung zeigt in manuell organisierten Lagerbereichen eine signifikante Kosteneinsparung von über 10 %. Dieses Analyseverfahren kann als Echtzeitmodul an die bestehede Lagerverwaltung angefügt werden, um die Einlagerstrategie permanent und intelligent an die Kundenbedürfnisse anzupassen. Als weiteren Effekt senkt sich dadurch der Aufwand in der Lagerreorganisation. Und das, ohne die bestehenden IT-Systeme konsequent aufzugeben. Im Bereich der automatisierten Lager finden neben den reinen Warenbewegungen durch Regalbediengeräte, Shuttle-Systeme oder fahrerlose Transportsysteme verstärkt Pick-Roboter zum stückgenauen Greifen ihren Einsatz. Die vor allem aus der Produktionsumgebung bekannten Anlagen werden dabei durch „Computer Vision“-Methoden in der Visualisierung von Waren immer einsatzstärker. Moderne Shuttle- Systeme erlauben mühelos 600 und mehr Bewegungen je Gasse. Hier kommen die Mitarbeiter an den Kommissionier-Stationen schnell an ihre Grenzen. Um die Leistungsfähigkeit zu erhöhen, werden klassisch mehr Arbeitsplätze eingerichtet, wobei die neuen Analyse-Methoden eine verbesserte Lager-Strategie ermöglichen und so den Kommissionierer entlasten. Durch Pick-Stationen kann zudem eine stetige und leistungsfähige Waren-Entnahme gewährleistet werden. Industrie 4.0 ist kein Zustand, der einfach passiert. Vielmehr sind die neuen Möglichkeiten zu bewerten, woraus individuell ein konkreter Mehrwert dargestellt werden kann. Für die Entwicklung und Umsetzung der Digitalisierungs-Strategie mit Ihnen, Ihren Kunden und Lieferanten sind wir gerne Ihr Ansprechpartner. [RED] LOGISTIK express 3|2014 19

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