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LE-2-2013

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LOGISTIK express Fachzeitschrift

Unternehmer Was unsere

Unternehmer Was unsere „Kleinen” beschäftigt Österreichs KMU finanzieren sich zum großen Teil selbst. Sie haben (fast) immer Appetit auf mehr (Risiko-) Kapital und bekommen es neuerdings sogar etwas einfacher. Und sie bilden nach wie vor 80 % unserer Lehrlinge aus. Redaktion: PAUL CHRISTIAN JEZEK Unsere Klein- und Mittelbetriebe finanzieren sich großteils aus eigener Kraft, nur jedes vierte Unternehmen nimmt für Investitionen einen Bankkredit auf, und nicht einmal jedes zehnte greift auf andere Finanzierungsformen zurück. Das geht aus einer aktuellen Umfrage von aws (Austria Wirtschaftsservice GmbH), Wirtschaftskammer Paul Christian Jezek und Marktforschungsinstitut marketmind hervor. Demnach finanzieren derzeit 44 Prozent der Unternehmen ihre Investitionen hauptsächlich über den Cashflow, nur 25,5 Prozent der 1.907 Befragten nannten den Bankkredit als Finanzierungsquelle. 9 Prozent greifen zu anderen Finanzierungsformen wie Venture Capital, Mezzaninkapital (Beteiligung ohne Stimmrecht), stille Beteiligung oder „Business Angels“. „Heuer wollen wir vor allem den Zugang zu Risikokapital verbessern“, verspricht - auf das Finanzierungsthema angesprochen - Wirtschaftsminister Mitterlehner. „Durch unsere neue Jungunternehmer-Offensive stehen langfristig 110 Millionen Euro an Investitionskraft für Gründer und junge Wachstumsunternehmen zur Verfügung.“ Dasselbe Prinzip verfolgt das Wirtschaftsministerium im Rahmen der „Seedfinancing“-Förderschiene, mit der im Vorjahr 44 junge High-Tech-Unternehmen mit einem Rekordvolumen von 16,5 Millionen Euro unterstützt werden konnten. Das bei der FFG angesiedelte Programm COMET (Competence Centers for Excellent Technologies) unterstützt den Aufbau von Kompetenzzentren, in die allein der Bund rund 50 Millionen Euro pro Jahr investiert. Im März startete die jüngste Ausschreibung mit 13,5 Millionen Euro, die weitere zehn bis zwölf Zentren aufbauen wird. „Unser langfristiges Ziel bleibt, dass Österreich im EU-Vergleich in die Gruppe der Innovationsführer aufsteigt“, betont Mitterlehner. Dass es sich wahrlich um ein gesamteuropäisches Thema handelt und die Europäische Union angestrengt nach Wegen sucht, um die Kreditklemme für Unternehmen in einigen Mitgliedsländern zu überwinden, wurde vor kurzem wieder sehr deutlich klargestellt. Es gebe Möglichkeiten, kleine und mittlere Unternehmen nicht über Banken, sondern über andere Schienen zu finanzieren, sagte der Vorsitzende der EU-Finanzminister, Michael Noonan, beim EU-Gipfel im April in Dublin. „Die traditionelle Finanzierung in Europa läuft über Banken“, sagte Noonan. „Wir haben einen Mangel an Krediten in einigen Ländern, und wir suchen nach Alternativen.“ Die EU MUSS im Kampf gegen Rekordarbeitslosigkeit und Rezession inzwischen dringend handeln. Wie weiter mit Crowd Funding? Ziemlich spektakulär hat sich zuletzt der Waldviertler Schuhhändler und Finanzrebell Heini Staudinger als Vorkämpfer für die Legalisierung des Finanzierungsmodells „Crowd Funding“ auch in Österreich einen Namen gemacht - dabei scheint er Türen einzurennen, die schon halb geöffnet sind. Die Widerstände seien „schon fast nicht mehr vorhanden“, sagt der Bundesvorsitzende der Jungen Wirtschaft, Markus Roth. Konkret schlägt die Wirtschaftskammer eine neue Definition des Begriffs des Einlagengeschäfts im Bankwesengesetz vor sowie für das Kapitalmarktgesetz ein Stufenmodell für ein „Phasing-in“ der Prospektpflicht. Die derzeit niedrige Untergrenze für die Prospektpflicht - 100.000 Euro - sei eines der wesentlichen praktischen Hemmnisse für Crowd Funding und Bürgerbeteiligungsmodelle. Im Mai hat der Wirtschaftsbund ein neues Finanzierungsmodell für Klein- und Mittelbetriebe vorgestellt. Dabei sollen Unternehmer einfacher zu Eigenkapital kommen, wodurch Betriebe auch einfacher Kredite und Förderungen bekommen könnten. Mit dem Crowd-Funding-Projekt, das vorerst im Waldviertel zum Einsatz kommt, sollen private Investoren angelockt werden, in heimische Betriebe zu investieren. Das würde deren Eigenkapitalquote steigern, was wiederum bessere Aussichten auf Kapitalbeschaffung am Markt bedeute. „Bei meinem Modell vergeben Unternehmen Genussrechte an Anleger, die steuerrechtlich als Fremdkapital, unternehmensrechtlich aber als Eigenkapital behandelt werden können“, erklärt der Sprecher des Wirtschaftsbunds Waldviertel, Werner Groiß. Durch erhöhtes Eigenkapital kämen KMU somit schneller und einfacher an Kredite und Förderungen. Auf einer Public-Placement- Plattform werden künftig Unternehmensbeschreibung und Projektplanung öffentlich vorgestellt - zu Informationszwecken für private Investoren. Die wesentlichen Punkte für eine Gewinnbeteiligung würden zudem ausgewiesen, so Groiß. Das Investitionsvolumen bliebe aber unter 100.000 Euro, damit nicht wie bei Wertpapieren eine Prospektpflicht anfällt. Bewertungen sowie Kaufempfehlungen würden auf der Plattform nicht angegeben. FOTO: ISTOCKPHOTO.COM 6 LOGISTIK express Ausgabe 2/2013 www.logistik-express.com

UNTERNEHMER Der Gewinn für private Geldgeber würde sofort endversteuert ausgeschüttet, um „unwissentliche Steuerbetrugsfälle“ auszuschließen. Eine Ausdehnung auf weitere Regionen ist laut Groiß durchaus vorstellbar. Die Obfrau des Wirtschaftsbundes, Sonja Zwazl, sieht jedenfalls einen erhöhten Bedarf an Finanzierungsmöglichkeiten: „Es ist zu sagen, dass die Zusammenarbeit mit unseren Banken im Land funktioniert, aber trotzdem brauchen wir eine zusätzliche, ergänzende Möglichkeit zur Finanzierung.“ Laut Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav fördert das Land Niederösterreich jährlich mehr als 1.000 Unternehmen mit knapp 53 Millionen Euro, durch alternative Finanzierungsmodelle hätten noch mehr Klein- und Mittelbetriebe Zugang zu Mitteln des Landes. Ein wichtiges Instrument sei die ständige Weiterentwicklung der finanziellen Unterstützungsangebote. „Wir sehen es als Aufgabe der öffentlichen Hand, neben den klassischen Förderungen auch alternative Finanzierungsinstrumente anzubieten“, so die Landesrätin. Nichts geht ohne KMU „Die Klein- und Mittelbetriebe bilden 80 Prozent der Lehrlinge in Österreich aus“, lobt der Vorsitzende des parlamentarischen Wirtschaftsausschusses und Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk, Konrad Steindl. „Rund 36.000 ausbildende Betriebe leisten hier hervorragende Arbeit. Und das, obwohl ausbildende Betriebe nur gut ein Drittel der Förderung pro Lehrstellenplatz erhalten als die überbetrieblichen Lehrwerkstätten.“ Hier sieht Steindl Handlungsbedarf: „Tatsache ist, dass immer mehr Lehrlinge die gesamte Lehrzeit in der überbetrieblichen Lehrwerkstätte bleiben. Gedacht war das System anders: Dass Defizite von Jugendlichen so schnell wie möglich aufgeholt werden, damit sie in einen Ausbildungsbetrieb wechseln können, wo Lehrlinge dringend gesucht werden. Der Wirtschaftsbund-Vorstoß, die Förderungen effizienter einzusetzen und verstärkt in die betriebliche Ausbildung zu investieren, ist daher ein richtiger Schritt.“ Für Kleine wird‘s leichter Die von der Regierung geplanten Erleichterungen im Sozialversicherungsrecht für Kleinunternehmer haben im April den Sozialausschuss passiert. Der Gesetzesentwurf, der u. a. die Möglichkeit der Befreiung von der Beitragspflicht für selbstständige Mütter, die Wochengeld beziehen, vorsieht, wurde im Ausschuss mit den Stimmen von SPÖ und ÖVP beschlossen. Das Paket sieht weiters vor, dass Selbstständige, die Kindergeld erhalten, künftig bis zur Geringfügigkeitsgrenze dazuverdienen können. Eine Entlastung für Jungunternehmer soll die Möglichkeit des zinsenfreien Aufschubs von Versicherungs-Nachzahlungen bringen. In den ersten drei Jahren nach Gründung soll die Möglichkeit geschaffen werden, Beitragsnachzahlungen zur Sozialversicherung zinsenfrei in zwölf Raten zu entrichten. Damit soll Liquiditätsengpässen entgegengewirkt werden. „Mit dem KMU/EPU-Paket wird die Vereinbarkeit von Beruf und Familie speziell für Unternehmerinnen verbessert“, sagt Bundesrätin Monika Kemperle. „Damit soll ein weiterer Schritt zur finanziellen Entlastung von Einpersonen- und Kleinunternehmen gesetzt werden.“ Für Kleine kann‘s noch schwerer werden Kommt demnächst die Kostenfalle „REACH“? Das europäische Chemikalienrecht, das 2007 mit der sogenannten REACH-Verordnung auf neue Füße gestellt wurde, sorgt für große Besorgnis. Zunächst ging die EU-Kommission in Brüssel davon aus, dass die Mehrbelastung für die europäische Wirtschaft bis 2018 maximal 2,5 Milliarden Euro betragen wird. Tatsächlich sind gemäß dem Anfang Mai veröffentlichten Review, in dem etwa die praktischen Auswirkungen von REACH auf die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft oder den Schutz von Mensch und Umwelt untersucht wurden, schon bis Ende 2010 Umsetzungskosten in Höhe von 2,1 Milliarden Euro angefallen. „Trotz umfassender Informationsarbeit sind viele österreichische Unternehmen von der Komplexität, die REACH aufweist, überfordert“, stellt Stephan Schwarzer, Leiter der umweltpolitischen Abteilung der WKÖ, fest. „Die Auswirkungen auf Unternehmen wurden von vielen Behörden quer durch Europa bisher unterschätzt. Dadurch sind insbesondere KMU klar die Verlierer der letzten fünf Jahre. REACH wird sich nur bewähren, wenn es europaweit gelingt, die richtige Balance zwischen Regulierung, Wettbewerbsfähigkeit und Innovation zu finden. Die aktuelle Senkung der Gebühren für Kleinstunternehmen ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber bei weitem nicht ausreichend.“ Nun stünden die nationalen und noch mehr die europäischen Behörden in der Pflicht, diesen Missstand zu korrigieren und Ausgewogenheit zu schaffen, fordert Schwarzer und unterstreicht, dass Österreich in dieser Hinsicht einen guten Weg geht. Positiv sei, dass die EU-Kommission aufgrund der zutage getretenen massiven Implementierungskosten auf eine Änderung bzw. weitere Verschärfung und Verkomplizierung der REACH-Gesetzgebung verzichten will. „Das ist aus Sicht der Wirtschaft der einzig richtige und akzeptable Zugang.“ Die bei der Überprüfung festgestellten Unzulänglichkeiten müssen vorrangig durch einen verbesserten und pragmatischen Vollzug bestehender Regelungen beseitigt werden, nicht durch neue Vorschriften. Schwarzer: „Die Klein- und Mittelbetriebe brauchen dringend eine Verschnaufpause, um mit den erschwerten Rahmenbedingungen zu Rande zu kommen. Ein Ausdünnen der KMU-Landschaft nach dem Motto ‚Operation gelungen, Patient tot‘ kann nicht im Sinne der Chemiepolitik sein. Um eine kostenschonende Umsetzung von REACH zu ermöglichen, müssen die Zusammenarbeit zwischen Behörden und Unternehmen intensiviert sowie die Kommunikations- und Informationskanäle insbesondere gegenüber den KMU deutlich verbessert werden.“ (PJ) Gründer-App für Jungunternehmer Seit kurzem gibt es die App „Gründernavi“ für Neugründer und Jungunternehmer. Die praxisorientierte und effiziente App ist in vier Phasen gegliedert und begleitet den Anwender Schritt für Schritt durch den Gründungsprozess. Die App gibt es kostenlos sowohl für Android- als auch für iOs- Handys. Die Download-Links sowie Informationen zu weiteren Apps für Gründer und Jungunternehmer stehen unter www. gruenderservice.at/apps zur Verfügung. Startschuss für Frontrunner Frontrunner sind jene innovativen Unternehmen, die in ihren Bereichen europa- und weltweit Technologie- und Marktführer sind. Etwa 400 Unternehmen bilden eine für die Wirtschaftsleistung und die Beschäftigung sehr wichtige Gruppe. “Frontrunner-Unternehmen beschäftigen 6 % der unselbständig Erwerbstätigen in Österreich, sind für 9 % der Wertschöpfung und 41 % aller Forschungsausgaben heimischer Unternehmen verantwortlich”, kommentiert Innovationsministerin Doris Bures. “Dadurch sichern sie Arbeitsplätze und Wertschöpfung ganzer Regionen und tragen einen großen Teil zur Innovationsleistung Österreichs bei”, begrüßt Georg Kapsch, Präsident der Industriellenvereinigung, die mit jährlich 20 Millionen Euro dotierte neue Frontrunner-Initiative des BMVIT. www.logistik-express.com LOGISTIK express Ausgabe 2/2013 7

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