LOGISTIK express 1/2023 | S54 50 Prozent und mehr beträgt der Leerfahrt Anteil in der Binnenschifffahrt. Besonders betroffen davon ist der Containerverkehr. Quelle: Otto Steindl Mit überlangen Zügen wird versucht, die knappe Infrastruktur besser zu nutzen und leere Waggons schneller ans Ziel zu bringen. Damit wird jedoch kein einziger leerer Waggon eingespart. Foto: Weltrekordversuch der Rhätische Bahn (RhB) Swiss- Image, Andy Mettler Straße zu verzeichnen hat. Nur Leerfahrten! Da sind die beladenen LKW mit „Luftfracht“ noch nicht berücksichtigt. Rund ein Fünftel des gesamten Straßengüterverkehrs sind Leerfahrten (ohne Berücksichtigung der Luft-Ladungen), beklagt die EU und in Österreich sind es deutlich mehr als 30 Prozent. Aus der Sicht der Unternehmen (und Verpackungsindustrie) ist es natürlich logisch, größere Abmessungen bei den Nutzfahrzeugen zu fordern, denn dann braucht man am kranken System nichts zu ändern und die Luft in den Köpfen kann auch bleiben, wo sie ist. Natürlich ist das Leerfahrt-Problem nicht allein auf die Straße beschränkt. Über die Situation bei der Bahn gibt es allerdings keine belastbaren Zahlen. Man weiß aber, dass durch die Verlängerung der Züge ebenfalls an der Infrastrukturproblematik gearbeitet wird. In Indien hat man 2022 versucht, 295 leere Waggons in einem einzigen Zug zu bündeln. Der war dann 3,5 Kilometer lang, brauchte aber für 267 Kilometer mehr als 11 Stunden Fahrzeit. Für das Guinness Buch unternahmen die Schweizer einen Rekordversuch mit einem Personenzug – der wohl nicht mehr wiederholt werden wird. 1906 Meter lang war der Zug, der auf der 25 Kilometer langen Teststrecke mit 30 km/h unterwegs war. Das geht vielleicht als Ersatz für Fußgänger durch, oder für Leute mit viel Zeit. Unwirtschaftliche und unökologische Leerfahrten kennt auch die Binnenschifffahrt, speziell im Containerverkehr. Allen gemeinsam ist, Künstliche Intelligenz hin oder her, niemand ist bereit, das Problem an der Wurzel zu bekämpfen. Der Grund ist einfach. Der Kunde und der Steuerzahler zahlt immer verlässlich. Kein Transport kann abnorm genug sein, dass jemand aufstehen und sagen würde, jetzt ist Schluss. Ohne Leerfahrten und halb leere Verpackungen zu reduzieren, wird es keinen ökologisch verträglichen Transport geben. Was es aber schon gibt, ist der Staats- preis für Verpackungen (Smart Packaging). Dabei wird – erraten – der Verpackungsindustrie gehuldigt. Die Jury setzt sich aus je einem Vertreter/-in der veranstaltenden Wirtschafts- und Umweltministerien und aus Fachleuten seitens des Österreichischen Instituts für Verpackungswesen (ÖIV), Wirtschaftskammerorganisation, Grafik / Design, Abfallberatung, Marktforschung, Verpackungsconsulting, Medien sowie dem letzten Staatspreisträger zusammen. Für die Jury besteht keine Auskunftspflicht. Die Juryentscheidungen sind endgültig. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Den ARA Sonderpreis, der zum Beispiel auch Abfallvermeidung berücksichtigen sollte, erhielt 2022 eine Plastikverpackung für To-Go Speisen – aber immerhin mehrfach verwendbar, wenn sich jemand die Mühe macht, das Ding zu waschen. Als innovative Verpackung zeichnete die Jury eine PET-Flasche aus – weil sie so schön bunt war. Dem hohen Stellenwert der Verpackungsindustrie geschuldet, ist die Jury- Entscheidung nachvollziehbar. Der österreichische Verpackungs-Player zum Beispiel, macht einen Umsatz von fünf Milliarden Euro. Aber weil das Unternehmen in Südafrika, Angola, Indien und Thailand produziert, kann sich die Umweltministerin auf bunte Ergebnisse konzentrieren und braucht sich um ökologische Aspekte nicht zu kümmern. (PB) Luft in der Verpackung ist Gift für den Transport. Beim Waschpulver wird das mit der technischen Notwendigkeit des „Schüttkegels“ argumentiert. Eine Beleidigung für die Innovationsbereitschaft von Ingenieuren. Quelle: Peter Baumgartner
AUSGABE 1/2023 DROHT DER AUTOMOBIL-
LOGISTIK express 1/2023 | S106 WIRT
LOGISTIK express 1/2023 | S110 Appl
Laden...
Laden...