LOGISTIK express 1/2023 | S52 TRANSPORTLOGISTIK Gigaliner, die Kapitäne der Landstraße, oder monströse Verkehrspolitik? Selbst dem blödesten Konsumenten könnte man im direkten Verkaufsgespräch nicht verklickern, dass er für – sagen wir, ein Amazon- Paket mit Luft gefüllt, bezahlen soll. Aber genau das macht er und nicht nur der Blöde, sondern auch der Professor für Logistik. Zwar nicht freiwillig, aber unwidersprochen. REDAKTION: PETER BAUMGARTNER PETER BAUMGARTNER Warum das so ist, ist der Barriere im Kopf geschuldet die sagt, „des woa scho immer so“. Aber Luft zu transportieren, insbesondere wenn die Verkehrs-Infrastruktur knapp wird, hat Folgen, die niemand will. Ein Viertel der Treibhausgasemissionen in der EU entfällt auf den Verkehrssektor, sagt die EU. Der Straßenverkehr verursacht rund 72 Prozent der verkehrsbedingten Emissionen, wobei 26 Prozent von schweren Nutzfahrzeugen, wie z. B. Lastkraftwagen, stammen. Der Bahntransport wächst schwach, stagniert teilweise und geht in manchen Ländern sogar zurück. Und auf Nebenbahnen wächst das Gänseblümchen, weil der LKW-Verkehr für Verlader ja viel einfacher und billiger ist. Gleichzeitig wird der Bahntransport dort wo er wächst, immer langsamer, weil einfach die Kapazitäten fehlen. Die Binnenschifffahrt, die noch viel freie Kapazitäten hat, löst bei den meisten Logistikern phobische Störungen aus, die ähnlich wie bei Spinnen, die Flucht (in den Straßenverkehr) zur Folge haben. Alle diese Probleme hindern die Wirtschaft aber (noch) nicht daran, den Transport von Luft und Leerfahrten zu beenden. Im Gegenteil. Die Verteidigungslinie lautet, das muss so sein, ist produktionsbedingt, dem Marketing geschuldet, oder weil man mit großen Mogelpackungen das Konsumverhalten wunderbar beeinflussen kann. Und was macht der Gesetzgeber? Nichts! Der schaut dem böswilligen Treiben zu und versucht die Folgen dieser dummdreisten Logistik mit Maßnahmen zu reduzieren, die neue Probleme schaffen. Aktuell lautet die Devise nicht weniger und besser, aber das dafür elektrisch. Manchmal hat man schon den Eindruck, zwischen den Ohren von Verkehrspolitikerinnen befindet sich auch nur Luft. Aber manche politischen Reaktionen und (Un)Tätigkeiten werden bereits gefährlich und provozieren Widerstand. Die Kommission hat 2022 eine Konsultation auf den Weg gebracht, die zusammenfassend das Ziel hat, 2023 die Gewichte und Abmessungen von Nutzfahrzeugen neu zu bewerten. In Wahrheit ist das die Wiederbelebung der Diskussion um den „Gigaliner“, „Megaliner“ oder „Monster-Truck“. In unverfänglicher Schreibweise läuft der Vorstoß unter „Euro- Combi“. 60 Tonner, die mehr als 25 Meter lang sind, sollen alle Probleme lösen. Eigentlich gibt es die „Langen“, in vielen Ländern unterschiedlich stark verbreitet, schon längst. Nur mit der grenzüberschreitenden Verkehrsbewilligung hapert es noch. „Wir bekennen uns zur Erhöhung des Modal Splits auf der Schiene“, kalmiert die Wirtschaftskammer – aber, „wir sprechen uns grundsätzlich für eine Erhöhung bzw. Anpassung der zulässigen Gewichte und Abmessungen (von LKW) aus.“ Auch das European Shippers' Council unter der österreichischen Leitung von Roman Stiftner ist der Meinung, „der Straßenverkehr kann durch den Einsatz längerer und schwererer Fahrzeuge seine Effizienz erheblich verbessern.“ Was er nicht dazu sagt ist, dass neben Zypern, Österreich den höchsten Anteil an LKW-Leerfahrten auf der Nur in Zypern kutschieren noch mehr leere LKW herum, als in Österreich. Quelle Eorostat
LOGISTIK express 1/2023 | S102 INTR
LOGISTIK express 1/2023 | S106 WIRT
LOGISTIK express 1/2023 | S110 Appl
Laden...
Laden...