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LOGISTIK EXPRESS JOURNAL 1/2020

LOGISTIK express

LOGISTIK express 1/2020 | S42 Vom Risiko zur Chance - Handel mit der Türkei und dem arabischen Raum Die politischen Turbulenzen in Vorderasien und im Mittleren Osten haben die Compliance-Herausforderungen beim Export in diesen Wirtschaftsraum enorm in die Höhe geschraubt. Mit IT-Unterstützung lassen sich die Risiken jedoch gut managen. REDAKTION: ARNE MIELKEN hohen Inflationsrate, hohen Zinsen und dem Wertverlust der türkischen Währung. Produkte aus Deutschland und Österreich sind dadurch z.T. sehr teuer geworden. Die Euphorie nach Abschluss der Zollunion zwischen der EU und der Türkei im Jahr 1996 ist längst verflogen. Trotzdem schätzen Experten die mittel- bis langfristigen Exportchancen für deutsche und österreichische Unternehmen in der Türkei als gut ein. Bürgerkrieg in Syrien, Einmarsch türkischer Truppen in Nordsyrien, Schlagabtausch zwischen den USA und dem Iran im Irak und in Syrien, iranischen Angriffe auf Schiffe in der Strasse von Hormoz und auf eine Ölraffinerie in Saudi-Arabien, Stellvertreterkrieg im Jemen – alle diese Ereignisse sprechen gegen Exporte in diese Region. Tor zum Mittleren Osten Der Handel mit der Türkei leidet zudem unter der schrumpfenden Wirtschaftsleistung, der Das Land mit über 80 Mio. Einwohnern hat eine junge, recht gut ausgebildete Bevölkerung und vor allem viele unternehmerisch denkende Menschen, die die Möglichkeiten, die sich der Türkei als Tor zum Mittleren Osten und zu den Stan-Ländern bieten, kreativ ausschöpfen. Im konsumfreudigen Mittelstand wächst zu dem die Nachfrage nach Qualitätsprodukten und -dienstleistungen. In Industrie und Handel sind innovative Technologien (Maschinen, IT, Infrastruktur, Transportwesen, Medizintechnik) gesucht. Die EU ist mit Abstand der grösste Exportmarkt der Türkei (mit rund 50 Prozent), während die Türkei der fünftgrösste Import- und Exportmarkt der EU ist. Chancen in Arabien Der niedrige Ölpreis und die politische Instabilität in der Region haben zahlreiche Investitionsvorhaben im Nahen Osten und auf der arabischen Halbinsel im letzten Jahr ausbremst. Trotzdem werden die Exportchancen für deutsche und österreichische Unternehmen z.B. in Saudi-Arabien mittel- und langfristig mit gut beurteilt. Dazu beigetragen haben u.a. die internen Reformen im Rahmen der „Saudi Vision 2030“.

Saudi-Arabien ist ein interessanter Absatzmarkt für Maschinen und Anlagen, Fahrzeuge, chemische, elektrotechnische, feinmechanische und optische Er¬zeug¬nisse, Pharmaprodukte, Luxusgüter und Lebensmittel. Als problematisch gelten Rüstungsexporte, insbesondere nach dem Mord an dem Journalisten Kashoggi. Noch bedeutsamer sind die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) als Absatzmarkt für Flugzeuge, PKW, Maschinen sowie elektrotechnische und chemische Erzeugnisse. Auch als Knotenpunkt für den Handel und den Transport nach Ostafrika und den indischen Subkontinent sind die VAE nicht zu unterschätzen. Der Handel mit dem Irak, Syrien und Jemen ist sehr intransparent und bewegt sich kriegsbedingt seit Jahren auf sehr niedrigem Niveau. Hoffnungen für einen Aufschwung verbinden sich immer mal wieder mit Grossprojekten, wie den Bau neuer Raffinerien und einer Ölpipeline von Basra nach Aqaba. In wieweit sich diese realisieren lassen, bleibt abzuwarten. Zollunion, aber kein modernes Assoziierungsabkommen Das seit 1996 bestehende Abkommen der Türkei mit der EU sichert den freien Warenverkehr (keine Ein- und Ausfuhrzölle und Beschränkungen) für Industriegüter und bestimmte landwirtschaftliche Verarbeitungserzeugnisse. Darüber hinaus wird durch die Zollunion ein gemeinsamer Außenzolltarif für diese Waren festgelegt und die Angleichung des Zollrechts, der Handelspolitik und einiger damit verbundene Wirtschaftsgesetzgebungen sichergestellt. Allerdings sehen sich Exporteure seit 2011 immer häufiger mit neuen Importbestimmungen, sich ändernden Einfuhrkontrollen, Dumping-, Zusatz-, und Ausgleichszöllen sowie schwierigen Registrierungs- und Dokumentationspflichten konfrontiert. Dazu gehören auch Ursprungsnachweise in Form eines IHK-Ursprungszeugnisses, einer Lieferantenerklärung oder einer sog. Exporter’s Declaration. Die im Dezember 2016 begonnen Verhandlungen über eine Modernisierung des Handelsabkommens – analog den Assoziierungsabkommen mit Japan, Kanada und Mexiko - liegen seit Juni 2018 aus diversen politischen Gründen auf Eis. Abkommen, aber kein Freihandel Mit Saudi-Arabien, Bahrain, Kuwait, Katar, Oman und den VAE, den Mitgliedern des Golfkooperationsrates - GKR (Gulf Co-operation Council – GCC), hat die EU 1989 ein Kooperationsabkommen abgeschlossen. Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen (FHA) wurden 2008 seitens des GKR ausgesetzt und bisher nicht wieder aufgenommen. Der GKR hat allerdings inzwischen ein FHA mit der EFTA und Singapur unterzeichnet. 2014 strich die EU den Mitgliedern des GKR die Zollvergünstigungen für Entwicklungsländer. Bedeutsam für deutsche und österreichische Exporteure ist der einheitliche Aussenzollsatz im 2008 vom GKR etablierten gemeinsamen Markt (Gulf Common Market-GCM), der für die meisten Waren 5% beträgt. Der Warenhandel innerhalb des GCM ist zollfrei. Zollanmeldung und Abgabenerhebung werden grundsätzlich in dem Mitgliedstaat durchgeführt, in dem die einzuführende Ware erstmals das Zollgebiet der Zollunion erreicht. Bei der anschliessenden Weiterversendung innerhalb der Zollunion sind in der Regel keine weiteren Zollmassnahmen (Abfertigung, Abgaben) erforderlich. Im Exportland innerhalb des GCM ist lediglich eine Erklärung für statistische Zwecke auszufüllen, die beim Import in einen anderen GKR-Staat vorgelegt werden muss. Die Zollanmeldungen im Emirat Dubai müssen elektronisch abgegeben werden. Für die Wareneinfuhr in die VAE ist ausserdem eine Legalisierung der von der zuständigen IHK/ Wirtschaftskammer bescheinigten Ursprungszeugnisse und Handelsrechnungen durch die Konsularabteilung der Botschaft der VAE erforderlich. ARNE MIELKEN SENIOR GLOBAL TRADE & CUSTOMS MANAGER E2OPEN

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