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LE-1-2011

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LOGISTIK express ZEITSCHRIFT EPAPER

UMWELT Klimasünder

UMWELT Klimasünder Österreich – eine Runde nachsitzen? Laut einer deutschen Studie belegt Österreich bezüglich seiner nationalen Klimapolitik Rang 52 von 57 Staaten. Wahrlich kein Glanzurteil! Aber ist es wirklich so tragisch? Welche Maßnahmen wurden bzw. werden gesetzt und welchen Anteil haben Verkehr und Transport an der aktuellen Situation? Logistik express geht der Sache auf den Grund. Redaktion: Angelika Thaler Die größten Treibhausgasemittenten sind in Österreich Industrie und produzierendes Gewerbe, dicht gefolgt vom Gesamtverkehr. Auch wenn auf diesen beiden Sektoren die Werte insgesamt sinken, sind sie objektiv gesehen von den Zielwerten laut Kyoto-Protokoll leider weit entfernt – und mit den derzeitigen Maßnahmen sind die Ziele auch nicht erreichbar. Kyoto-Ziel Spätestens seit Inkrafttreten des 1997 im japanischen Kyoto ausverhandelten Vertrages am 16. Februar 2005 sollte die österreichische Politik alle Hebel in Bewegung setzen, um die völkerrechtlich verbindlichen Verpflichtungen einzuhalten: immerhin haben wir versprochen, die Treibhausgasemissionen (Kohlendioxid CO2, Methan CH4, Distickstoffmonoxid = Lachgas N2O, Hydrogenfluorkohlenwasserstoffe HFKW, Perfluorkohlenwasserstoffe PFKW und Schwefelhexafluorid SF6) im Vergleich zu 1990 bis zum Jahr 2012 um 13 Prozent zu senken! Doch wie ein Blick auf die Tabelle des Umweltbundesamtes beweist, sind wir von diesem Ziel noch weit entfernt. Im Jahr 1990 betrugen die Gesamtemissionen aller Treibhausgase 78,2 Millionen Tonnen – und im Jahr 2009 waren es 80,1 Millionen Tonnen! Das ist zwar weniger als beispielsweise im bisherigen Rekordjahr 2004 (92,9 Millionen Tonnen), aber trotzdem noch meilenweit von der nötigen Reduktion auf 68,8 Millionen Tonnen entfernt. Das Tragische daran: halten wir die Zielvorgaben nicht ein, drohen nicht nur Strafzahlungen – die irreversiblen Auswirkungen für die Umwelt werden dramatisch sein. Die Studie Germanwatch ist eine deutsche Organisation, die sich das Fördern einer sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit der deutschen und europäischen Wirtschaft auf die Fahnen geheftet hat. Bekannt wurde sie vor allem durch ihren gemeinsam mit Climate Action Network Europe (CAN Europe) erstellten „Klimaschutzindex“, der auf den Zahlen der Internationalen Energieagentur (IEA) basiert. Kurz vor Weihnachten erschien der Klimaschutzindex 2011, bei dem Österreich gar nicht gut abschnitt, wie auch der Energiesprecher von Greenpeace Österreich, DI Jurrien Westerhof, kritisierte: „Die Bemühungen in der österreichischen Klimapolitik sind nach wie vor beschämend mangelhaft. Leider setzt sich dieser Trend auch unter wechselnden Umweltministern seit Jahren fort.“ Um einen gefährlichen Klimawandel zu vermeiden, darf laut Empfehlung des Weltklimarates IP- CC die globale Durchschnittstemperatur um nicht mehr als 2 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Level ansteigen. Um dies zu erreichen, müssten allerdings die weltweiten Treibhausgase bis zum Jahr 2050 um 80 Prozent gesenkt werden. Dazu wären massive Einschnitte, besonders auf dem Industrieund Verkehrssektor, nötig. Allerdings rechnet Westerhof nicht damit: „Die Erfüllung der wirtschaftlichen Einzelinteressen wird unter anderem bewirken, dass etwa eine Milliarde Euro Steuergeld für CO2-Zertifikate anfallen wird. Der Einfluss von Industriellenvereinigung, Wirtschaftskammer & Co. ist und bleibt ein Hemmschuh für eine fortschrittliche Klimapolitik. Die Industrie profitiert und der Steuerzahler wird zur Kasse gebeten.“ Im Gesamtergebnis, das den Emissionstrend, das Emissionsniveau und eine Einschätzung der nationalen Politik durch unabhängige Experten beinhaltet, erreicht Österreich 52,86 von möglichen 100 Punkten, das entspricht Platz 40. Zum Vergleich: Deutschland belegt mit 67 Punkten Rang 7. Angeführt wird die Tabelle überraschenderweise von Brasilien (70,5 Punkte = Platz 4), wobei die ersten drei Plätze nicht vergeben wurden, da kein Land annähernd genug unternimmt, um einen gefährlichen Klimawandel zu verhindern. Der weltweit größte Emittent ist übrigens China, dicht gefolgt von den USA. Ergebnisse im Detail Im Jänner erschienen die Ergebnisse der aktuellen Treibhausgas-Inventur des Umweltbundesamts mit den Zahlen von 2009, der FOTO: ISTOCKPHOTO.COM 6 LOGISTIK express 1|2011 www.logistik-express.com

UMWELT Klimaschutzbericht 2010 greift auf die Daten aus 2008 zurück. Größter Emittent ist demnach der Sektor Industrie: zwar wirkte sich der krisenbedingte Produktionseinbruch positiv auf die Bilanz aus und ging der Ausstoß von 2008 auf 2009 um 14 Prozent zurück, doch betrug er insgesamt dennoch stolze 22,6 Mio. Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente. Traurig, aber wahr: die höchste Zuwachsrate seit 1990 verzeichnete mit einem Plus von 54,4 Prozent der Sektor Verkehr (gesamt) mit 21,7 Mio. Tonnen Emissionen. Von den 22,6 Mio. Tonnen des Jahres 2008 entfiel übrigens mit 9,2 Mio. Tonnen weniger als die Hälfte auf den Straßengüterverkehr – der Rest wurde durch den Personenverkehr verursacht. Nur 4,2 Prozent der gesamten THG-Emissionen verteilen sich auf Bahn-, Schiff- und nationalen Flugverkehr, Militär und Pipelines. Erschreckend ist das Gesamtbild, rein auf den Schwerverkehr bezogen nahmen die THG- Emissionen von 1990 bis 2008 um rund 146,2 Prozent zu! Die Transportleistung stieg dabei von 31,9 Mrd. auf 66,0 Mrd. Tonnenkilometer. Signifikant die Rolle der Schiene, der Anteil der Bahn am gesamten Gütertransport sank von 35,6 Prozent auf 29,9 Prozent, gleichzeitig nahm der Anteil des Güterverkehrs auf der Donau von 5,2 Prozent 1990 auf 3,6 Prozent 2008 ab. Durch den Einsatz von Biokraftstoffen(durchschnittliche Beimengung von 4,7 Prozent Biodiesel im Jahr 2008) konnten im Jahr 2009 insgesamt 1,7 Mio Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente eingespart werden. Laut Klima- und Energiepaket sollen bis 2020 mindestens 10 Prozent der Kraftstoffe durch erneuerbare Energieträger ersetzt werden. Maßnahmen und Fazit Angesichts dieser Zahlen ist wohl jedem klar, dass Spritsparwettbewerbe und Biodiesel nicht der Weisheit letzter Schluss sein können. Auch die Transport- und Logistikoptimierung auf der Donau durch das Telematiksystem DoRIS (Donau River Information System) ist zwar löblich, aber in Relation zum Gesamtverkehr insgesamt nur ein Tropfen auf den heißen Stein. In meinen Augen ist das europäische Emissionshandelssystem, in das ab 2012 auch der Flugverkehr eingebunden sein wird, lediglich ein Mittel zur Verschiebung des Problems, nicht jedoch zu seiner nachhaltigen Lösung. Um das Ruder wirklich herumzureißen, sind aus ökologischer Sicht viele teils schmerzhafte Einzelmaßnahmen nötig, die aber wiederum die Wirtschaftsentwicklung bremsen und damit auch die Arbeitsmarktsituation verschlechtern würden. Eine Erhöhung der Mineralölsteuer dämmt vor allem den Kraftstoffexport ein, verschlechtert aber die ohnehin oft geringen Margen der Frächter. Unbedingt nötig sind ein umfassendes Förderungsprogramm der Regierung zum Kauf verbrauchsarmer LKW, Forschungsbeihilfen zur Entwicklung effizienterer Antriebssysteme auch im Güterverkehr sowie wirkungsvolle Verkehrstelematikkonzepte, um beispielsweise Stauzeiten zu verringern – und zwar am besten heute statt morgen! (AT) „Es wird etwa eine Milliarde Euro Steuergeld für CO2- Zertifikate anfallen.“ Jurrien Westerhof ADV 024/2011 AT the orange way of Service Excellence Erwartungen, die übertroffen werden. Das ist es, was unsere Kunden begeistert. Mit einer proaktiven Organisation, nahtlos über Ländergrenzen hinweg und Mitarbeitern, die durch Kompetenz und Lösungsorientierung überzeugen, arbeiten wir täglich an unserem Ziel – Kundenbegeisterung. Erleben Sie selbst: GW bewegt. Servicetelefon 0800.201.666 www.gw-world.com www.logistik-express.com LOGISTIK express 1|2011 7

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