— research Einkaufen heißt E-Commerce Strukturwandel 1. Internationale E-Commerce-Giganten steigen in der Gunst der Österreicher immer weiter auf – trotz ihrer Geschäfts- und Steuerpraktiken. Die Zukunft des stationären Handels sieht jeder zweite Österreicher nicht so rosig, zeigt eine Befragung des Handelsverbands. Zwar gehen viele noch in heimische Geschäfte, aber E-Commerce – und hier vor allem Amazon – holt stark auf. Und auch wenn den Befragten bewusst ist, dass der E-Commerce-Gigant nicht immer fair spielt, sind österreichische Plattformen keine gleichwertige Alternative. Stationärer Handel im Abschwung Wie wird sich aus Ihrer Sicht der stationäre heimische Handel in den nächsten zehn Jahren entwickeln? 7,5% Der stationäre Handel in Österreich wird stark wachsen 38,9% Der stationäre Handel in Österreich wird eher wachsen 47,9% Der stationäre Handel in Österreich wird eher schrumpfen 5,6% Der stationäre Handel in Österreich wird stark schrumpfen E-Commerce auf Platz 3 Was glauben Sie, wo Sie 2019 voraussichtlich am meisten Geld für Ihre Einkäufe ausgeben werden? 30,4% In den heimischen Einkaufszentren 23,3% In den heimischen Ladengeschäften (in Einkaufsstraßen) 22,5% Bei internationalen E-Commerce-Marktplätzen (z.B. Amazon) 13,0% Auf heimischen Märkten 5,2% In heimischen Fachmarkt-Zentren 3,7% Bei heimischen Webshops (z.B. e-tec.at, billa.at) Amazon – und dann lange nichts Was sind Ihre Top 3 Webshops bzw. Marktplätze im Internet, bei denen Sie am häufigsten einkaufen? 79% Amazon 11% Zalando 11% ebay 10% willhaben 5% Billa Faire Steuern gewünscht Sollten digitale Großkonzerne wie Amazon und Alibaba auch in Österreich fair besteuert werden? Ja, es ist unfair, wenn KMUs hierzulande höhere Gewinnsteuern zahlen als milliardenschwere Großkonzerne aus Drittstaaten Nein, das aktuelle Steuersystem ist bereits fair 13,4% 86,6% Amazon-Beschwerde kommt an Wie empfinden Sie die Beschwerde gegen Amazon bei der Bundeswettbewerbsbehörde? Sehr positiv Eher positiv Eher negativ Sehr negativ Gesamtnennungen der Shops über alle 3 Platzierungen 15,1% 2,9 % 40,8% 2%% Bei heimischen E-Commerce-Marktplätzen (z.B. Shöpping) Quellen: mindtake Studie im Auftrag des Handelsverbands, 1.000 Befragte 41,3% 28 — April 2019
— wissenschaft — intern Es braucht weniger Fläche Strukturwandel 2. Erstmals ist die Gesamtfläche aller Innenstadt-Shopping flächen gesunken, konstatiert der „Retail Healthcheck“ von Standort + Markt. Diese Trendwende könnte sich in den nächsten Jahren noch verstärken, denn besonders kleine Innenstädte kämpfen mit Leerständen. Die 22 wichtigsten innerstädtischen Geschäftsbereiche, 1,6 Millionen Quadratmeter Verkaufsfläche, über 10.000 Shops – der jährliche „Retail Healthcheck“ des Beratungsunternehmens Standort + Markt liefert einen präzisen Überblick zu den Entwicklungen im österreichischen Einzelhandel. Ende Februar wurde im Handelsverband die aktuelle Ausgabe präsentiert. Die prägnanteste Erkenntnis der neuen, inzwischen sechsten Auflage der Marktstudie: Die Handelsflächen in Österreichs Innenstädten sind am Peak. Erstmals seit 2013 ist die Gesamtheit aller Shoppingflächen in den beobachteten Städten gegenüber dem Vorjahr um 0,3 Prozent gesunken. Die Zeit der Expansion scheint also vorüber. Dies gilt allerdings nicht für alle Lagen. Prima-Lagen finden nach wie vor ihre Abnehmer, andernorts werden dagegen Flächen vom Markt genommen. Der Sog der Einkaufszentren Eine weitere Erkenntnis der Studie offenbart sich in der Grafik rechts: Kleine Innenstädte haben die größten Probleme. Sie sind es, die wesentlich höhere Leerstände aufweisen als die großen Innenstädte. Während diese im Schnitt einen Leerstandsanteil von 5,1 Prozent aufweisen, liegt er im Kleinstadt-Sample der Studie bei 16,8 Prozent. Und wie in der Grafik ersichtlich, sind die Leerstände in den kleineren Städten auch im vergangenen Jahr noch einmal gestiegen und schlittern damit in Richtung Krise. Die Ursache der Entwicklung liegt laut Standard + Markt in den großen Einkaufszentren an der Peripherie, welche die Kaufwilligen durch ihr oft umfassendes Angebot und die leichte Erreichbarkeit aus den Innenstädten abziehen. Die Herausforderung für kleinere Gemeinden besteht deshalb darin, genau jene Nutzungsschichten aus Wohnen, Arbeiten, Bildung, Kultur etc. in die Innenstädte zu locken, die den Händlern auch Frequenz bringen. Dies kann aber Jahre dauern. Modegeschäfte in der Krise Wenig Grund zur Freude haben auch die stationären Modehändler. Lag der Shopflächenanteil im Modehandel Ende 2013 noch bei 33,8 Prozent, ist er jährlich um durchschnittlich 2,3 Prozent auf derzeit nur mehr 31,5 Prozent gefallen. Und da der E-Commerce im Modesektor immer weiter zulegt, muss man konstatieren, dass dieses Wachstum inzwischen zulasten des stationären Handels geht. Eine umfangreiche Schließungswelle ist laut Standort + Markt deshalb nicht auszuschließen. Kleine Städte – große Probleme 50 Gesund 25 Shopflächenindex Die Fläche muss schrumpfen Fazit des Handelsverbands: Die Umsätze des stationären Handels steigen auch auf der Fläche nach wie vor leicht an und viele Händler setzen mutig auf Digitalisierung. Aber: Die Umsätze im E-Commerce wachsen derzeit zehnmal so schnell wie auf der Fläche. Und mehr als 60 Prozent der Online-Umsätze fließen unmittelbar ins Ausland ab, ein Großteil zu Amazon. Die Folge? Es braucht hierzulande weniger stationäre Flächen. In den vergangenen zehn Jahren ist die Anzahl der Geschäfte in Österreich deutlich zurückgegangen: um 20 Prozent auf zuletzt 37.400. Allerdings ist die Fläche im selben Zeitraum nur um 2,8 Prozent geschrumpft und zuletzt sogar stabil geblieben. Auf www.handelsverband.at steht die vollständige Studie zum Download bereit. Overstored 0 Potenzial Krise 0 10 Leerstandsrate in % 20 Vor allem kleine Städte haben mit zunehmendem Leerstand zu kämpfen. Das erfreuliche Gegenbeispiel: Villach. Quelle: Standort + Markt 2019 1 Wien – City 2 Wien – Favoritenstr. 3 Wien – Landstraßer Hauptstr. 4 Wien – Mariahilfer Str. 5 Wien – Meidlinger Hauptstr. 6 Baden 7 Bregenz 8 Dornbirn 9 Eisenstadt 10 Feldkirch 11 Graz 12 Innsbruck 13 Klagenfurt 14 Krems 15 Leoben 16 Linz 17 Salzburg 18 St. Pölten 19 Steyr 20 Villach 21 Wels 22 Wr. Neustadt April 2019 — 29
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