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Handelsverband Journal RETAIL 1/2019

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Handelsverband Journal RETAIL 1/2019

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— storys Das Plastik hat sich ausgesackerlt Umwelt. Ab 2020 dürfen im Handel keine Einweg-Plastiksackerl mehr verwendet werden. Die Branche sieht diesem Umbruch gespannt entgegen. Foto: Shutterstock/Tatiana Plotnikova Man wundert sich zuerst über den kryptischen Posten auf dem Kassazettel: „BYO Bag SP“ steht neben einem Betrag von –0,10 US-Dollar auf der Wholefoods-Rechnung. Dann erinnert man sich, dass der Kassier gefragt hat, ob man eine Einkaufstasche wünsche – nein danke. Wer mit eigenem, wiederverwendbarem Sackerl bei der amerikanischen Supermarktkette einkauft, erhält einen Rabatt von zehn US-Cent. Während das 2017 von Amazon aufgekaufte Unternehmen auf monetäre Anreize setzt, geht man in Österreich einen anderen Weg: den des Verbots. Der Ministerrat beschloss im Dezember vergangenen Jahres ein Plastiksackerl-Verbot, das bereits mit 1.1.2020 in Kraft treten soll. Grund dafür sind die 5.000 bis 7.000 Tonnen an Kunststofftragetaschen, die jährlich als Müll anfallen und eine große Belastung für die Umwelt, aber auch für Kommunen und die Landwirtschaft darstellen – vom Mikroplastik, das über Gewässer in die Ozeane gelangt, ganz zu schweigen. Das Verbot ist Teil eines Maßnahmenpakets zur Reduktion des Plastikmülls, bis 2025 müssen nachweislich 20 bis 25 Prozent der Plastikverpackungen eingespart werden. Das entspricht einer Reduktion von 60.000 Tonnen insgesamt. 28 Millionen Sackerl weniger Von Seiten des Handels gab es keine Einwände, aber die Forderung, ökologisch sinnvolle Ausnahmeregelungen zur berücksichtigen sowie auch den ausländischen Onlinehandel mit einzubeziehen: „Das Verbot von Plastiksackerln ab 2020 unterstützen wir. Es wäre jedoch unverständlich, wenn das Verbot nur jene belastet, die Wertschöpfung und Beschäftigung in Österreich sicherstellen, aber jene digitalen Player außen vor lässt, die unser Land mit einer Plastikmüll-Lawine überrollen“, sagt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. Ausnahmen vom Kunststofftragetaschenverbot sollen nach dem derzeitigen Verhandlungsstand für sehr leichte Kunststofftragetaschen (unter 15 Mikron), die aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden und nach dem Stand der Technik für die Eigenkompostierung geeignet sind, gelten. Ebenso sollen wiederverwendbare Kunststofftragetaschen (z.B. Kühltragetaschen, Permanenttragetaschen) weiterhin verwendet werden dürfen, sofern sie folgende Kriterien erfüllen: • Taschen aus Kunststoffgewebe bzw. Materialien von vergleichbarer Stabilität, die einen Kunststoffanteil aufweisen, • mit vernähten Verbindungen bzw. Verbindungen mit vergleichbarer Stabilität • und mit vernähten Tragegriffen bzw. Tragegriffen mit vergleichbarer Stabilität. Darüber hinaus hat der Handelsverband für bereits erworbene und lagernde Kunststofftragetaschen eine Abverkaufsfrist bis 31.12.2020 erwirken können. Endgültige Gewissheit über den Umfang des Verbots wird aber erst dann bestehen, wenn das Gesetz nach einer Begutachtungsphase in Kraft tritt. Dass die Branche mit dem Verbot wenige Probleme hat, liegt auch daran, dass sie sich schon länger auf das Plastik sackerl- Aus vorbereitet hat. Der Rewe-Konzern ist so ein Beispiel: „Die Rewe International AG hat sich bereits 2016 an der freiwilligen Selbstverpflichtung des österreichischen Handels zur Reduktion von Plastikund Einweg-Tragetaschen beteiligt und 2017 die letzten Plastiksackerl abverkauft. Wir setzen auf Mehrweg-Tragetaschen. So konnten wir konzernweit eine jährliche Einsparung von rund 28 Millionen Stück erreichen“, so Rewe International-Vorstand Marcel Haraszti. Für die Handelsketten gibt es jetzt viel zu tun, immerhin muss ein Ersatz für die bald verbotenen Einweg-Plastiksackerl gefunden werden. Nunu Kaller, Konsumentensprecherin von Greenpeace Österreich, hat da schon genaue Vorstellungen: „Die Lösung der Plastiksackerlthematik kann nur über das Thema Mehrweg führen, wie etwa bei Merkur und Spar, die im Obst-Gemüse-Bereich waschbare Stoffsackerl anbieten. Ein Ersatz der Plastiksackerl mit äquivalenten Einwegsackerln aus anderen Materialien wäre ökologisch katastrophal, es muss zu einer Gesamtreduktion kommen.“ Solche Ideen sind ihr lieber als Bioplastik, das nicht immer abbaubar sein muss, oft mangels entsprechender Sortierung dennoch verbrannt wird und auch nicht gesondert gesammelt wird. Der Ball liege jetzt bei der Regierung, so Kaller. „Noch gibt es nur die Ankündigung, aber keinen Aktionsplan. Wir hoffen, dass bald konkrete und sinnvolle Maßnahmen präsentiert werden.“ ▪ Josef Puschitz April 2019 — 17

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