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BINNENSCHIFF JOURNAL 5/2020

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BINNENSCHIFF JOURNAL 5/2020

BINNENSCHIFF Journal 5/2020 | S24 den wäre. Denn was wäre unsere Welt ohne friedlich dahingleitende Dampfschiffe, die liebevoll restauriert wurden und die unsere Landschaft lebendig machen und Passagieren eine andere Perspektive auf die Welt, die durchaus beschaulich sein kann, eröffnen? Ein anderes Beispiel, das nicht so erfolgreich endete: Unter der Devise aus Alt mach Neu wurde aus den in den letzten Tagen der Kriegsereignisse schwerst beschädigten DDSG Personendampfschiffen „Grein“ (ehemals „Carl Ludwig„, Bj. 1853) und „Johann Strauß“ (ehemals „Erzherzog Franz Ferdinand“, Bj. 1913) in der Schiffswerft Linz 1950 das letzte Dampfschiff mit dem Namen „Johann Strauß“ gebaut. Dieses Schiff hat am 12.Juli 1952 gemeinsam mit der „Stadt Wien“ unter dem Jubel der Bevölkerung der Ufergemeinden die erste Fahrt von Linz nach Wien mit Durchfahrung der Demarkationslinie zwischen der amerikanischen und der sowjetischen Besatzungszone unternommen. Das Schiff war zu diesem Zeitpunkt, das am besten ausgestatte Fahrgastschiff. Es dokumentierte den unbändigen Willen der Österreicher, ihr Land aufzubauen und die Freizügigkeit der Bewegung über Zonengrenzen hinweg innerhalb der Staatsgrenzen zu erreichen. Bedauerlicherweise brach im Zuge einer Bergfahrt nach Linz im Jahre 1971 die Radwelle des Schiffes Zu einer Reparatur konnte man sich aus Kosten- und Wirtschaftlichkeitsgründen nicht entscheiden. Das Schiff wurde 1974 verkauft und sollte zunächst bei Donau-km 1921 als Restaurantschiff Verwendung finden. Danach wechselte es den Besitzer und übersiedelte nach Wallsee. Ein weiterer Eigentümer überstellte das Schiff nach Regensburg, wo es zwischen 1980 bis 1985 als Restaurantschiff diente. Im Jahre 1985 kaufte der Wien Holding Betrieb WIGAST das Schiff. Nach Überstellung nach Wien durch die DDSG und aufwendigen Reparatur- sowie Adaptierungsarbeiten, wurde am Standort oberhalb der Marienbrücke im Wiener Donaukanal der Betrieb des „Johann Strauss Walzer-Cafes„ Anfang 1986 aufgenommen. Zunächst war das Konzept sehr erfolgreich, schließlich wechselten die Pächter, die auch die, in regelmäßigen Abständen erforderlichen Instandhaltungs- und Adaptierungsarbeiten nicht mit der nötigen Sorgfalt meist auch wegen fehlender Mittel nicht vornahmen. Der letzte Pächter, inzwischen bei Wiener Stadtpolitikern in Ungnade gefallen, ist mehreren Auflagen der MA 45 zu Mängelbehebung und zur Vorlage von diversen Nachweisen nicht in vollem Umfang nachgekommen. Die zuständige Stadträtin hat alle juristischen und politischen Register gezogen um die „Johann Strauss“- ein „Schandfleck“- von ihrem Standort zu entfernen. Das ist zwar gelungen, das Schiff wurde abtransportiert und in Komarno verschrottet. Bedauerlicherweise sind für diese Aktion nicht geringe Mittel (weit mehr als 100.000 Euro) aus dem Haushalt der Stadt Wien aufgewendet worden. Die „Johann Strauß“ hätte, wohlgemerkt in gepflegtem Zustand, weiter an ihrem Standort im Wiener Donaukanal sehr gut in das Stadtbild gepasst. Gleichzeitig wäre auch die Funktion als gut frequentierte Fremdenverkehrsattraktion bzw. als Gastronomiebetrieb erfüllbar gewesen. Für den Autor stellt sich die Frage warum die Stadtpolitik nicht engagierte Proponenten für den Betrieb und die Erhaltung dieses Kulturgutes, aus dem die Dampfmaschine leider schon längst ausgebaut worden war, gesucht und auch finanziell unterstützt hat. Die Entscheidung aus einem Justamentstandpunkt heraus zu fällen und durchzupeitschen, verletzt viele Mitbürger, die großen Wert auf die Erhaltung von Kulturgütern legen, und die Donaukanalufer nicht als Massen- Eventmeile sehen, sondern als Erholungsgebiet. Autor: Kapitän Peter Steindl, Mitglied der Österreichischen Delegation bei der Donaukommission in Budapest, Nautischer Abteilungsleiter bei der DDSG und dort auch Leiter der Auslands-Agentie in Ismail, hat selber praktische Erfahrungen auf Dampfschiffen gesammelt (PD SCHONKA Baujahr 1927 und FRANZ SCHUBERT Baujahr 1913).

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